Autor Thema: Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität  (Gelesen 12453 mal)

Stephan de Schieritz

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Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« am: 20. Oktober 2013, 19:45:07 »
Hallo,

ich möchte nun mal etwas in den Raum werfen um eine Diskussion darüber anzuregen.

Was einem mittlerweile in der Mittelalterszene und besonders bei den Veranstaltern auffällt ist der Trend nach mehr Qualität in der Ausstattung und Darbietung. Aber gleichzeitig sinkt auch die Höhe der Gage.

Nicht das jetzt jemand denkt es wäre eine Hetze gegen Veranstalter (ich verstehe da auch den Kostendruck etc. den da viele haben), aber wie kann es denn sein das ich immer mehr erwarte an Programm und Qualität und den Leuten die es bieten können fast nichts dafür mehr gebe?

Ich meine viele von uns fahren zum Teil bundesweit oder zumindest über die Grenzen der Bundesländer etliche Kilometer für eine Veranstaltung zu bereichern. Ein gutes Beispiel ist da eine Anfrage von mir aus der Nähe von Bremen für einen Markt der mich unbedingt haben wollte, die Verhandlungen gingen schnell. Als ich dann sagt das ich mindestens Kilometergeld haben wollte dafür (immerhin 486km einfach) und vielleicht einen Tipp wo ich denn übernachten kann relativ günstig (ist aus gesundheitlichen Gründen bei mir leider so). Da wurde ich dann sehr pampig abgewiesen was mir einfallen würde mich bereichern zu wollen, es wäre doch schließlich mein Hobby was ich erwarten würde? Und da Gespräch wurde beendet und meine weiteren Anrufe weggedrückt.


Mir ist klar das es mein Hobby ist, aber ich kann doch nicht für Umme durch die Bundesrepublik gurken. Auch weil ich meine Zeit einplanen und schon lange mir dafür auf der Arbeit frei einplanen muss. Hab ich da etwas verpasst? Bei mir kostet die Qualität eben auch mal ein wenig Geld. Reich werde ich davon nicht und meist deckt es gerade mal die Unkosten.

Was denken denn Veranstalter in diesem Moment eigentlich? Wir sind doch keine "billigen Arbeitskräfte" die einfach für nix kommen!

Benedikt von Söllbach

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #1 am: 20. Oktober 2013, 20:29:56 »
Ich finde, dass sowas nicht unterstützt werden sollte.
Zumindest etwa auf 0 sollte es für die Teilnehmer rausgehen, die Ausrüstung ist ja auch schon teuer genug und muss finanziert werden.
Die Veranstalter glauben halt, dass wir sie für unser Hobby brauchen, vergessen dabei aber, dass wir selber oft zum Nulltarif "private Lager" machen könnten.

Es bereichern sich nur die Veranstalter, wenn sie nicht bereit sind, zumindest anfallende Auslagen zu erstatten!
Bei uns gibts auch ein paar solche Veranstalter, die wir aber meiden.
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Johannes vom Gollenstein

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #2 am: 21. Oktober 2013, 11:12:41 »
Eine unschöne Geschichte...

Letztens hab ich was ähnliches erzählt bekommen. Da beleben ein paar Leutchen eine Burg, machen sich echt Mühe. Die kriegen nicht auch nur einen Getränkebon, es wird erwartet, dass sie die vor Ort befindliche (überteuerte!) Gastronomie unterstützen, teilweise zahlten die sogar Eintritt zur eigenen Veranstaltung. Von Gage nicht zu reden! Aber da sehr viel Herzblut da drin steckt, nehmen sie es hin...

Wir haben ein einziges Mal eine Aufwandsentschädigung bekommen, sonst noch nie. Wir legen IMMER drauf, zumal wir ja auch häufig sehr weit fahren müssen. Wobei wir ja auch ein relativ kleines Lager sind und bisher nicht sooo viel gemacht haben (was ich aber ändern soll).

Beim letzten Markt, ein sehr kleiner, gab es Morgens frischen Kaffee für alle Lager und Brötchen umsonst. Und reichlich Dank und nette Worte. In diesem Fall fand ich das absolut ausreichend und wir haben uns sehr über die nette Geste gefreut.

Wenn ich einfach aus Spaß einen Markt mache, sehe ich das als Hobby und erwarte dann auch keine Entschädigung dafür. Zumindest dann nicht, wenn ich nicht große Show bieten kann, sondern mehr oder weniger "nur da bin".

In dem von Stephan geschilderten Fall hätte ich zumindest Fahrgeld als angemessen angesehen. Schließlich wollten die Veranstalter diesen Programmpunkt explizit haben. Dieser Veranstalter wäre für mich echt gestorben!

Was ich sonderbar finde: bei darstellendem Handwerk ist man nicht so zimperlich. Da wird es oft als selbstverständlich angesehen, dass die Leute Kohle haben wollen. Aber selbst bei großen und engagierten Lagern, die viel zeigen, erwartet der Veranstalter manchmal noch ein "Danke, dass wir hier sein dürfen".
Irgendwo ganz schön schräg...

Midan von Malterstorp

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #3 am: 22. Oktober 2013, 09:48:22 »
Eigentlich könnte die Regelung recht einfach sein.
1) Der Veranstalter nimmt Geld ein (Eintritt etc) --> Mindestens Fahrkosten sind zu erstatten, bei expliziten Auftritten wenigstens zusätzliche Aufwandsentschädigung
2) karitative Veranstaltung, der Veranstalter nimmt kein Geld ein --> wir können auf eine Bezahlung verzichten
3) interne Veranstaltung --> Niemand soll sich bereichern, Kosten können auf alle umgelegt werden
pax vobiscum

William

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #4 am: 22. Oktober 2013, 12:40:31 »
Es soll ja sogar schon Veranstalter geben, die "Standgebühren" von Lagern haben wollen! :o

Ich hatte zu dem Thema eine lustige Diskussion mit einem Ösi-MA-Darsteller, der über solche Zustände nur staunen konnte.
Er sagte mir dann, das ohne Spritgeld und Verpflegung von denen keiner losfahren würde und auch ein wenig Gage wird eigentlich erwartet und meist gezahlt - selbst wenn die Lager "nur" Ambiente liefern.

Aber mal ehrlich, wenn da keine Lager und Darsteller wären, was wäre das dann? (Vor allem bei den Veranstaltungen im Norden, wo es meist nicht einmal eine Burg gibt!)

Am besten solche Veranstalter komplett ignorieren!

Wenn sie am Ende dann nur noch mit ihren Fress- und Saufbuden da stehen und dann auch keine Kundschaft mehr kommt, werden sie vielleicht auch endlich wieder erkennen, das eine MA-Veranstaltung, ohne MA- Ambiente, eben nur eine Luftnummer ist! ;D
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Johannes vom Gollenstein

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #5 am: 22. Oktober 2013, 13:36:19 »
Gut gesagt, William!!!

Lasst uns alle nach Ösiland ziehen!

Bei kleinen Märkten, die sich kaum selber tragen, sag ich ja auch noch nix. Viele von denen nehmen ja auch keinen Eintritt und haben somit relativ geringe (wenn überhaupt) Einnahmen. Wir haben ein paar solcher Märkte auf der Karte, weil sie einfach mehr Spaß machen als große Events.

Aber wenn ein großer Veranstalter, der u. U. auch noch ordentlich Eintritt kassiert, dann SO abzieht? Nee, geht gaaaar nicht!

Stephan de Schieritz

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #6 am: 22. Oktober 2013, 13:51:29 »
Also ich kann die Aussage von Midan voll und ganz unterschreiben. Das wäre die einfachste Lösung und jeder wüsste was auf einem zukommt. Jetzt müssten nur noch die Veranstalter das kapieren. Und da geht hier in Deutschland etwas schief. Denn jedes Dorf hat mittlerweile sein eigenes "historisches Dorffest".

Der Witz ist, ein Dort neben mir war so eines und ich wurde eingeladen. Als ich sagt das ich dann vielleicht 20€ haben wollte für die Fahrtkosten bekam ich zu hören das ich den Hals nicht voll bekommen würde. Es wäre doch eine Ehre dabei sein zu dürfen. Ich war dann an dem WE mal inkognito auf dem "Fest" und was sieht man? Das übliche, drittklassige Verkaufsstände, China-Ware und eine richtige Gromi-Gruppe. Zusammmen auf einer Fläche von 50mx50m. Es waren vielleicht 4 Stände und das eine Lager gekommen.....das Interesse der Leute hielt sich auch in Grenzen, denn es gab ja eigentlich nix zu entdecken, die Gruppe hatte sich hinter der Lagerabsperrung verschanzt...ist es wirklich das was Veranstalter wollen? Denn dann warten wir noch einige Jahre ab und dann hat sich, Gott sei Dank, die Lage etwas ausgedünnt und diese ganzen drittklassige Märkte sind pleite.

Ich kann echt nur noch den Kopf schütteln.

Midan von Malterstorp

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #7 am: 22. Oktober 2013, 16:38:35 »
@Johannes: Wir haben unseren Berthold schon mal vorgeschickt die Lage dort zu erkunden :)
@Bruder Berthold: Viele Grüße aus Berlin!
pax vobiscum

Lazarus v. Akkon

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #8 am: 23. Oktober 2013, 23:38:05 »
Um es mal mit den Worten des Berühmt berüchtigten  Mittelalter dingsbums sowieso Betreibers G.H. zu sagen :
*Ich bin auf die Lagerleute nicht angewiesen*
Du weist du bist ein richtiger Reenactor wenn.....
.... dir klar ist das Mittelaltermärkte nix mit deinem Hobby zu tun haben.

Daniel

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #9 am: 24. Oktober 2013, 08:31:13 »
Hallo,

also in der Schweiz kann man auch auf VAs gehen. Waren dort dieses Jahr zu eioner Museumsveranstaltung. Es gab Spritgeld und noch eine Aufwandsentschädigung. Unterm Strich bin ich mit einem leichten Plus aus der Sache rausgegangen.

Gruß
Daniel
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William

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #10 am: 24. Oktober 2013, 09:38:04 »
Tja leider gibt es in Deutschland auch zu viele neue und schlechte Gruppen, die den Veranstaltern regelrecht "dankbar" sind, das sie dort überhaupt aufbauen dürfen - das macht es dann den, qualitativ besseren und alteingesessenen, Gruppen schwerer irgendwelche Forderungen zu stellen.

Leider ist es nicht nur den Veranstaltern meist ziemlich egal wie gut eine Darstellung ist - Hauptsache bunt - und den Zuschauern ist ein MA a la Holliywood eh viel näher und "authentischer", da sie es so aus irgendwelchen Filmen kennen. ;D

Bestes Beispiel war da vor ein paar Tage eine Diskussion in Facebook.
Dort fragte ein MA-Neuling nach hilfreichen und guten Filmen für die Darstellung - ihr glaubt gar nicht, was da für Vorschläge kamen! Wohlgemerkt von MA-Darstellern! :o
Und als dann jemand "Arn" empfahl kamen sogar Negativantworten - also das "Arn" keine gute Vorlage wäre und man statt dessen besser "Robin Hood" nehmen sollte!! *headbang*
Ich war so geschockt, das ich da dann gar nicht mehr weiter lesen konnte, ohne völlig auszurasten...... >:(

Den wenigen Veranstaltern, die da auch auf historische Korrektheit achten, laufen dann die Zuschauer weg, weil es wo anders dann eben Drachen, Jungfrauen, "Hochglanz-Vollplatte-verzinkt und Pannesamt drapierte Ritter" gibt, was nicht nur den Kiddis sondern auch oft den Erwachsenen besser gefällt! :o

Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich, in historisch korrekter Rüssi, von Zuschauern gefragt wurde, wieso ich denn keine "echte" Rüstung trage......... ::)
« Letzte Änderung: 24. Oktober 2013, 09:45:53 von William »
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Lazarus v. Akkon

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #11 am: 24. Oktober 2013, 09:49:02 »
*seufz* schade das es nicht mehr Veranstalter wie die Leute von der Soerster fehde gibt.:

Morgens konnte man sich  fürs frühstück : Brot,Wurst , Käse, Eier, Sirup ,Butter
Freitag Mittag : Schweinefleisch, Wein,diverses frisches Gemüse
Samstag MIttag : Rindfleisch , Wein, diverses frisches Gemüse
Sonntag : Huhn , Wein ,diverses Frisches Gemüse
aus den Kühlcontainern Holen
an allen tagen gabs Kistenweise Apfelschorle und Wasser
abends Freibier an der Taverne. abholen
es gab ordendliche Toilettencontainer, nen bewachten Parkplatz
Feuerholz  und nein nicht fürn Obolus sondern es gab am letzetn Tag auch noch ne Soldauszahlung für alle teilnehmer.

Schade das die Fehde nur für Spämis war, aber in Mönchskutte ist man ja fast zeitlos ;-)
Du weist du bist ein richtiger Reenactor wenn.....
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Johannes vom Gollenstein

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #12 am: 24. Oktober 2013, 10:46:17 »
@Lazarus
Dazu fällt mir nur noch eins ein: "Das Himmlische Jerusalem ist gekommen!"

Du bist sicher, dass du das nicht nur geträumt hast???

@William
Poste doch nicht solche Sachen, das vertößt gegen die Genfer Konvention... Is mir schlecht...

Heribert von Werden

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #13 am: 24. Oktober 2013, 10:51:10 »
@Wiliam, ich bin ja total erschüttert, das selbst Darsteller sich an sogenannten Hollywoodfilmen als Recherchematerial halten, aber das erklärt dann ja alles warum diese ein solches Wissenspotential.
Positiv finde ich, das ich von einem MA-Darsteller der einwenig länger dabei ist als ich, nach etwas gefragt wurde, was eben nicht im direkten Zusammenhang mit der Kirche steht und trotzdem für ihn ein ernstes Problem bereitet hatte um einen 8 Jährigen Jungen aus der eigenen Gruppe nicht zu enttäuschen damit es dennoch ziemlich geschichtsnah interpretiert werden kann, ohne das es geheuchelt klingt.

Ich bin zwar nur ein kleiner Lazarener, aber mich regen ebenfalls die anderen Ordensdarsteller auf, wenn diese nicht wirklich auf den Veranstaltungen so erscheinen wie jeder normale MA-Darsteller auch und meist bewaffneter sind als ein GSG 9 oder SEK-Beamter bei einer Geiselnahme, dem Veranstalter stört es nicht, hauptsache der bringt Geld mit und zieht wiederum andere zahlende Besucher an.
Laut einem Veranstalter sind die Lager eigentlich nur ein lästiger Kostenfaktor für Brennholz, Stroh (falls vorhanden), zusätzliche Toiletten und einiges mehr und wir sollten uns doch geehrt fühlen bei diesem Veranstalter auf bauen zu dürfen ohne selber bezahlen zu dürfen. (Persönlich gehört und erfahren beim Mengender Gaudium in Dortmund)
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William de Keith

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Re:Veranstalter und die Frage der Gage und Qualität
« Antwort #14 am: 24. Oktober 2013, 11:46:27 »
@ William: Darum bin ich schon vor einer Weile aus den ganzen Facebook - Mittelalter Gruppen ausgestiegen. Da kommt selten mal was Sinnvolles bei rum.
Schön zu wissen das auch du "keine Rüstung" trägst. Ich dachte schon ich wär der Einzige der sich so etwas anhören musste ;)