Autor Thema: Feldaltar  (Gelesen 23893 mal)

Johannes vom Gollenstein

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Feldaltar
« am: 14. April 2013, 12:26:08 »
Es hat sich ja vielerorts eingebürgert, einen Feldalter in die Darstellung mit einzubeziehen.
Ich finde diese Idee wichtig und auch sehr schön. Wir haben eigentlich schon immer einen, und werden ihn auf jeden Fall behalten.

Allerdings stellen sich mir dabei einige Fragen:

-Ist so ein "Feldalter" historisch haltbar? Gab es sowas?
-Was gehört da drauf?
-Was "Geht gar nicht"?
-Stichwort Kreuz: ja oder nein? Mit Corpus oder ohne?
-Was ist dran an der These, bei Templern hätte man nur Kreuze ohne Corpus gefunden?

Sonst noch was???

Randolf

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Re:Feldaltar
« Antwort #1 am: 14. April 2013, 21:44:55 »
Schönes Thema,

also die frage ist, was du darstellen möchtest.
Wir stellen z.B. Eine Komturei im Abendland dar und haben eine
Kapelle.
Im heiligen Land waren Hauskapellen ebenfalls üblich. Als Ordenshaus-Darstellung eh unabdingbar.

Auf dem Feld wurde mit einfachen Mitteln versucht, den Gottesdienst abzuhalten.
Prinzipiell kann man nehmen was zur Verfügung steht.
Ein einfacher Tisch als Altar, mit oder ohne Tischdecke. Religiöse Gegenstände wie Kreuze oder eine Marienfigur
Sind auch ok. Benutzen was zur Verfügung steht.
Denk einfach logisch!
Du bist mit einer Pilgergruppe unterwegs: Alles sehr sehr schlicht.
Das ist eine Bußübung und die Pilgergruppen haben versucht möglichst jeden Abend eine feste Unterkunft wie ein Kloster zu finden. Wenig Gepäck.

Kreuzzugsdarstellung: Ruhig etwas protziger. Großes Kreuz, Tisch, schöne große Bibel, etc.
Da sollte ja auch der Gegner von der Festigkeit des Glaubens überzeugt werden ;-)

Kreuz: Bis 1200 waren Kreuze ohne Korpus verbreiteter als Symbol für die Auferstehung Christie.
Danach wurde das Kruzifix (mit Korpus in der 3 Nägel und 4 Nägel Version wobei sich nach und nach die 3 Nägel Version durchsetzte) immer häufiger.
In den meisten Templer Burgen und Kirchen kann man das leere Kreuz sehen für den auferstandenen Christus.

Ein kleines reliquilar ist auch denkbar.

Ich würde eucharistische Gegenstände wie Kelch Monstranz und hostienschale weglassen. Einfach aus Prinzip.
Die Eucharistie darzustellen geht einfach zu weit und um Missverständnisse zu vermeiden einfach direkt weglassen.
Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Johannes vom Gollenstein

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Re:Feldaltar
« Antwort #2 am: 15. April 2013, 09:04:09 »
Danke Randolf, so etwa in die Richtung gehen meine Ansätze auch.

Eine richtige "Kapelle" wäre natürlich klasse, aber das kriegen wir logistisch nicht gebacken. Die ganzen Sachen müssen ja auch irgendwie mitreisen.  ;)

Was mich jetzt etwas nachdenklich macht: die Bibel
Einerseits braucht man sie für die Lesungen.
Andererseits waren solche Bücher in der Zeit ja auch sehr kostbar, ob man die tatsächlich mitgeschleppt hat?

Eucharistische Gegenstände scheiden aus, ganz klare Sache!
Da gibt es kein Pardon, davon muss man die Finger lassen.

Wem wäre der Vorzug zu geben? Einem Kruzifix oder einer Marienfigur? Oder beides zusammen?

Ein Reliquiar ist eine gute Idee! Letztens wurde in einer (recht guten) Doku erzählt, dass ein Mönch auf Reisen ein Reliquiar in Schachtelform als "Ersatzalter" benutzt hat, um davor zu beten (Komme jetzt nicht mehr drauf, wer genau das war. Bekannter Mensch jedenfalls). Sehr praktisch.

Randolf

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Re:Feldaltar
« Antwort #3 am: 15. April 2013, 16:08:14 »
Ursprünglich war jeder Altar auch ein reliquilar.

Das Kreuz halte ich schon für wichtig, die Marienstatue dabei.

Frage: Macht bei euch jemand fest die Rolle des Kaplan ? Wenn ja, dann Bibel oder zumindest das neue Testament.
Kein Kaplan: keine Bibel. Die Ritter- und dienenden Brüder hielten keine Messen ab sondern hatten in der Regel eine Anweisung für welche Hore welche Anzahl an Pater Noster gebetet wurden.

Eigentlich recht Simpel. Ohne Kaplan reicht ein kleiner "Altar" mit Kreuz und Kerze.
Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Benedikt von Söllbach

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Re:Feldaltar
« Antwort #4 am: 15. April 2013, 16:20:37 »
Also wir haben einen "festen Kaplan" der sich für das Thema interessiert und es mit Leben füllt.
Unser Altar ist (finde ich) recht schlicht aber sehr gelungen; eine einfache weiße Decke und ein schlichtes mittelgroßes Holzkreuz ohne Jesus.
Zwei Kerzen runden das ganze ab.

Wenn ich zugegen bin, habe ich in der regel meine handgebundene Ordensregel dabei, die ich dann gerne dazulege.
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Johannes vom Gollenstein

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Re:Feldaltar
« Antwort #6 am: 16. April 2013, 12:43:09 »
Whow!!!

Für ein armes Komtureichen wie unseres aber doch etwas zu prunkvoll.  ;)

Cornelius

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Re:Feldaltar
« Antwort #7 am: 16. April 2013, 14:06:21 »
Das sieht wirklich beeindruckend aus. Ist diese neckisch an der Seite herunterhängende Kragenborte bei dem Herrn in schwarz irgendwie belegt? Der Bischofsornat soll bestimmt etwas Östliches sein, oder? Diese Y-förmigen Stolen (?) habe ich bisher nur da gesehen.

Aber schon wieder steckt einer sein Schwert mit dem Ort in den Boden! Blasphemie!

Heribert von Werden

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Re:Feldaltar
« Antwort #8 am: 16. April 2013, 14:15:08 »
Das ist unser Feldaltar beim Schlossbergspektakel in Dillenburg beim 2. Lazaruskonzil 2012
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Randolf

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Re:Feldaltar
« Antwort #9 am: 16. April 2013, 22:58:04 »
Hier ist ein Foto von unserem Altar, hier allerdings nicht vollständig. Reiche ich nach ! ;-)
Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Johannes vom Gollenstein

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Re:Feldaltar
« Antwort #10 am: 17. April 2013, 08:19:22 »
Beide sehr schön! Schlicht, aber wirkungsvoll!

@Randolf
Die Decke ist ja mal genial! Wer hat die gemacht? Handarbeit?

Stefan von Dachau

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Re:Feldaltar
« Antwort #11 am: 17. April 2013, 10:42:33 »
Ein wundervolles Thema.
Leider kommt der Glaube der Brüder oftmals zu kurz in der Darstellung.
Nicht nur in der Felddarstellung, sondern auch in unserer Darstellung überhaupt. Mir passiert das ebenfalls oft, dass ich diesen Punkt übersehe und nicht mit der nötigen Wichtigkeit umsetze.
Es gab ja schließlich nicht nur den militanten Ritter und Kriegsherrn, nicht nur den den Soldaten Gottes, sondern vor allem auch den Diener Gottes, den tiefgläubigen Menschen.
Nicht nur die Teilnehmer der Kreuzzüge im heiligen Land, sondern auch die vielen Menschen, die in der Heimat fern vom Kampf gegen die Ungläubigen im Wirtschaftsgut oder der Komthurei eingesetzt waren und ihren ganz normalen Tagesablauf nachgingen. Und der bestand ja genauso aus der täglichen Arbeit an und für Gott, dem Zwiegespräch im Gebet und dem seelischen Rückzug in Fürbitte und Andacht. Und so besteht unsere Darstellung auch genauso aus der Wiedergabe des Gottesdieners.
Wenn ihr dies auf euren Lagern umsetzt, finde ich das hervorragend.
Die Feldaltare sehen fantastisch aus. Sehr angenehm schlicht teilweise, vor allem der Altar von eurer Komthurei Bruder Randolf. Die Decke ist wirklich fantastisch. Ich hab ein klein wenig Zweifel, dass aufgrund der wenigen belesenen Brüder früher oft ein Schriftzug auf so einer Altardecke enthalten war, gerade auch wegen der von euch erwähnten Einfachheit im Felde, aber optisch ist das natürlich ganz toll. Ich hoffe ich werde den mal live sehen können :)

Pax

Stefan von Dachau
« Letzte Änderung: 17. April 2013, 15:08:54 von Stefan von Dachau »
Stehe an der Spitze um zu dienen, nicht zu herrschen!

                      Bernhard von Clairvaux
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Cornelius

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Re:Feldaltar
« Antwort #12 am: 17. April 2013, 11:12:52 »
Den Schriftzug würde ich auch bei unbelesenen Brüdern als unproblematisch erachten, denn es musste ja nur derjenige lesen können, der die Vorlage gezeichnet hat. Ob allerdings die Schriftart so belegt ist, ist eine andere Frage; und barocke Holzfiguren gab es vermutlich auch noch nicht.  ;)

Randolf

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Re:Feldaltar
« Antwort #13 am: 18. April 2013, 06:14:11 »
Hach ja Cornelius, was soll ich sagen ......... Wir möchten dem Besucher auch gerne ein Bild liefern welches ihm gefällt und das er versteht.

Ich glaube die DIN-Norm für Schriften und und Marienschnitzereien war da noch nicht eingeführt :-P

Außerdem: die Zelte waren nicht so wie wir sie auf den Märkten haben ( außer du hast eine selbstgewebte, handgenähte Leinen-Version), die Märkte und Lager gab es in dieser Art nicht, .......... Wo fängt man da an und wo hört man da auf ?? Bei den Tischen ?? Beim Geschirr ??

Man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen. Außerdem kann ich mich nicht entsinnen, diesen Altar als Referenz benannt zu haben.

Ich glaube, "Kein Altar" ist schlimmer als ein Altar an dem einige Dinge nicht der Zeit entsprechen ;-)
Ich hab immer mindestens eine kleine "Andachts-Ecke" auch in meinem Zelt.
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Johannes vom Gollenstein

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Re:Feldaltar
« Antwort #14 am: 18. April 2013, 08:20:55 »
Randolf, das unterschreibe ich jetzt mal genau so!
« Letzte Änderung: 18. April 2013, 08:23:18 von Johannes vom Gollenstein »