Wie gesagt, ich würde die "historische Diskussion" gern abtrennen, mit der hat Derio ohnehin nichts zu tun.
Cornelius wer hier anscheinend auf der Leitung stehst bist Du. Ich breche diese Diskussion nicht ab, weil sie "unpassend, oder unangenehm" ist, denn das ist mir gleich, ich spreche in anderen politischen Foren, darüber in viel härterer Form, nur hier möchte ich es nicht mehr, weil es nicht dem Zweck des Forums entspricht und es sich nicht um ein politisches, sondern sachbezogenes Forum handelt.
Mir geht es um die Ansprüche an Wissenschaft, konkret solche, die die Kreuzzüge zu verstehen sucht. Wo bitte passt das nicht ins Forum?
Ich stelle Dir jetzt persönlich die provokante Frage, was Du eigentlich von einer Forengemeinschaft erwartest, deren Nutzer überwiegend Ordensritterdarsteller sind.
Dass sie danach streben, ihre Darstellung so akkurat wie möglich zu machen oder zumindest sich im Klaren sind, wenn sie die Sache lockerer angehen. Außerdem verlange ich, dass sie die Darstellung selbst von ihrer persönlichen Motivation notfalls trennen, damit genau das hier...
Es ist nun mal Fakt, daß es Menschen gibt, die sich ohne entsprechende Gegendarstellungen nicht ständig den "schwarzen Peter" zuschieben lassen. Ich bin Ordensdarsteller, weil ich dazu stehe und nicht weil ich Schauspielerei oder Karnevalismus betreibe.
...nicht passiert. Denn wenn du das nach außen trägst, bist du genau so "politisch", wie du es vorhin für dieses Forum als unpassend erachtet hast.
Ja, Du argumentierst, aber Du läßt die Gegenargumente auch nicht gelten, weil sie nicht Deinem Weltbild entsprechen.
Tatsächlich, ich lasse nicht gelten, Ereignisse des 11. Jh.s mit einer Kulturkampfperspektive des 20. und 21. Jh.s zu deuten bzw. diese eigene Deutung den Menschen von damals überzustülpen. Das hat nichts mit meinem Weltbild zu tun (welches, falls es dich interessiert, Kriege als unter allen Umständen zu vermeiden und historische Kriege relativ leidenschaftslos betrachtet), sondern mit den akzeptierten Methoden, wie wir überhaupt zu Erkenntnissen kommen. Dazu gehört eben, Thesen auf einer gewissen Evidenz und den Regeln der Logik aufzubauen. Wie schon mehrfach in diesem Thema erwähnt, bräuchtest du für die Die-Kreuzzüge-waren-eine-Reaktion-des-überstrapazierten-Abendlandes-gegen-die-muslimische-Expansion-These den Nachweis, dass um 1100 herum irgendjemand das gesagt oder gedacht hat, möglichst jemand mit Einfluss. Sich heutzutage die Evidenz munter um die These herum zu sammeln (oder auszublenden, wenn es nicht passte), ist genau das, was der Herr Stark getan hat und wofür man ihn (völlig zu recht) kritisiert hat. Natürlich gehört zur Geschichte der Kreuzzüge auch muslimische Aggression (oder besser: militärische Aggression islamisch geprägter Reiche), das auszublenden wäre genau so unangemessen. Aber wenn man den Kontext der knapp vierhundert Jahre zuvor begonnenen Expansion als nicht viel mehr als einen Hintergrund betrachtet, der die geopolitische Lage im Nahen Osten des 11. Jh.s erklärt, dann höchstwahrscheinlich, weil er genau das ist. Das ist keine "Weltsicht" oder eine "Meinung", das ist das, was die meisten Historiker nach mehr als hundert Jahren moderner Forschung erarbeitet haben; unter Beachtung eines immer weiter verfeinerten Methodenkanons (mit dem die meisten hier vermutlich gar nichts anfangen könnten). Die ideologische Prägung, die dabei nie zu vermeiden war, ging übrigens eher in Richtung eines Eurozentrismus (siehe auch
Orientalismus).
Um mal zum Zweck des Templerforums und seiner Themen zu kommen
Kreuzzüge, yay! Waren wir bei was anderem?
, welche Darstellung hast Du eigentlich gewählt? Ich gehe doch mal davon aus, da Du ja hier im Forum so aktiv bist, daß Du auch ein Historiendarsteller bist... nicht wahr?
Früher stand das hier in den Profilen drin, darauf wollte ich dich eigentlich verweisen. Ein Dienender Bruder um 1190 ist anvisiert, allerdings habe ich kurz nach der Kutte mit schneidern erst einmal aufgehört, um die Begrifflichkeiten der Templerregel zu klären. Sobald die Dissertation fertig ist, komme ich hoffentlich wieder mehr dazu. Historischer Fechter bin ich übrigens auch, fast noch mehr. Und nein, ich bin nicht der Meinung, mit irgendeinem meiner Hobbys das Abendland retten zu müssen (oder wenn dann nur vor Leuten, die sich ein Phantasieabendland zurechtgeschustert haben, das sie bedroht sehen, weil es ja zuvor jahrhundertelang monolithisch existiert habe etc. etc.).