Autor Thema: Fragen zur Pilgertasche  (Gelesen 22339 mal)

Stefan von Dachau

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Fragen zur Pilgertasche
« am: 04. Januar 2013, 09:14:44 »
Werte Brüder,

mir drängen sich da ein paar Fragen zur Pilgertasche auf und nach einigem erfolglosen Suchen im Forum und im Netz, mag ich die Fragen an Euch richten.

Ich erwische mich auf den Märkten in ziviler Gewandung des dienenden Templer-Bruders oft bei dem Wunsch eine Pilgertasche zu besitzen, in die man sein ganzes (neuweltliches und leider vorgeschriebenes) Zeug so mitführen kann. Leider gibt es ja genug was man so mitzuführen hat, wenn man nunmal kein Lager kennt, wo man etwas hinterlegen kann oder nicht gerade zu Fuß den Veranstaltungsort erreichen konnte.  Ausweis, Autoschlüssel, Geldbörse...all das möchte ich gerne stilecht verschwinden lassen und eine Pilgertasche würde sich da ja sehr anbieten.

Mir ist bewusst, dass eine Pilgertasche wohl höchst selten bei einem dienenden Bruder des Ordens zu finden gewesen ist, da der Templer im Allgemeinen ja nicht pilgerte. Trotzdem waren Besorgungen auf Märkten zu tätigen und anschließend zu transportieren, Utensilien mit sich zu führen, etc. Wie mag diese Pilgertasche allerdings dann ausgesehen haben? Aufgrund der Regeln des Ordens gehe ich stark davon aus, dass sich keine Quasten in irgendeiner Form und Farbe an dem Beutel befanden. Desweiteren wird sie auch keine Borten oder schmuckvolle Verzierungen gehabt haben. War das allerdings so? Und könntet Ihr mir eine ungefähre Größe nennen? Hatte sie die übliche Trapezform oder war es nur ein Sack? Wenn Ihr denkt eine Trapezform,  welche Größenverhältnisse schätzt Ihr dann (zb: 40 cm hoch, obere Seite 28 cm zu unterer Seite 38 cm)?  Welcher Stoff wird benutzt worden sein? Leinen? Wolle? Welche Farbe wird sie gehabt haben? Könnte sie eventuell auch aus dem schwarzen/dunklen Stoff der Kutten/Capas der dienenden Brüder gewesen sein?

Ich hoffe, dass meine Fragen Euch nicht zu uninteressant oder kleinlich erscheinen mögen, aber ich versuche einfach dem eigenen Anspruch an meine Gewandung gerecht zu werden, bzw. auch mir aus dem Respekt der Darstellung gegenüber diese Gedanken zu machen. Ferner hoffe ich dieses Thema nicht im Forum überlesen oder es nun an falscher Stelle eröffnet zu haben.
Falls dies der Fall sein sollte bitte ich es zu verzeihen.

Pax vobiscum

Stefan von Dachau

« Letzte Änderung: 04. Januar 2013, 11:40:42 von Stefan von Dachau »
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William

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #1 am: 04. Januar 2013, 12:46:08 »
Hallo Bruder Stefan,

es gibt tatsächlich - soweit mir bekannt - keinen Beleg für Taschen bei Templern oder Ordensrittern.

Aber heute wie damals gab es eben die Notwendigkeit den ganzen Kleinkram irgendwo unterzubringen.

Die s.g. Pilgertaschen stellen da sicher die bessere Alternative dar, als die in der MA-Szene so beliebten Gürteltaschen, für die es jedoch überhaupt keinen Beleg gibt.
(Ausnahme Geld- und Almosenbeutelchen, die jedoch für einen Ordensritter nicht in Frage kommen, da wir gar kein Geld bei uns haben dürfen! ;D )

Ich hänge einmal zwei Bildchen ran, auf denen diverse Varianten zu sehen sind.

Im ersten Bild handelt es sich wohl um Stofftaschen - die Trapezform ergibt sich höchstwarscheinlich aus der weichen Materialart und der Trageweise, als Umhängetasche mit oben rechts und links angenähten Trageriemen. Also wird die Grundform eher quadratisch sein.

Im zweiten Bild - mittlerer Pilger - sieht man dann eine braune quadratische Umhängetasche, die ihre Form behält. Diese ist daher vermutlich aus Leder. Das Bild ist zwar etwas später aber zeigt sehr schön Größe und Form. Hier ist dann auch eine Schnalle am Trageriemen zu sehen, die ich für unsere Darstellung weglassen würde - ebenso natürlich jede Verzierung.

Als Material würde ich naturweiße (Ritter) oder braun/schwarze (Sergeant) Wolle oder Leinen nehmen, da dies unter dem Mantel getragen, dann kaum sichtbar ist.

So verfahren die meisten Ordensritterdarsteller, die ich kenne.

Gruß
Will
« Letzte Änderung: 04. Januar 2013, 15:16:54 von William »
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Stefan von Dachau

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #2 am: 04. Januar 2013, 13:07:04 »
Hab Dank Bruder William für die Informationen und Bilder.
Ich hatte in eine ähnliche Richtung gedacht, aber angenommen vielleicht fundierte Informationen darüber eventuell nicht gefunden zu haben.

Ist es nicht seltsam, dass trotz der durchstrukturierten Bestimmungen, die ansonsten ja fast jeden Teil und jede Minute des Templerlebens regelten, auf eine Tasche überhaupt nicht eingegangen wird? Selbst die Laterne wird ja erwähnt (Artikel 142), die man besitzen darf, so lange man sie selber herrstellen kann.
War der Gegenstand einer Tasche eventuell von zu geringerer Bedeutung oder war vielleicht alles, was nicht erwähnt wurde, verboten?!

Pax vobiscum

Stefan von Dachau
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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #3 am: 04. Januar 2013, 14:33:18 »

War der Gegenstand einer Tasche eventuell von zu geringerer Bedeutung oder war vielleicht alles, was nicht erwähnt wurde, verboten?!

Tjaaa - wenn wir einfach mal überlegen, was der einfache Bruder so besitzen durfte und dann davon ausgehen, das das meiste in der unverschlossenen Truhe in der Burg oder Komturei blieb, wenn sie ausritten - zumindest was nicht wie ein Messer am Gürtel getragen werden konnte, dann könnte man evtl. davon ausgehen, das eine Tasche gar nicht notwendig war.
Wenn man dann mehr mitnahm, so könnten dann die Gepäckstücke mit den Zelten im Troß eingelagert sein, was ja auch Sinn macht, da man es so nicht verlieren kann und es im Kampf nicht behindert.

Darunter würden dann Dinge wie: Putzzeug, Nähzeug, Kochgeschirr, Pferdeputz- und Flickzeug, Waschzeug etc. fallen. Also Dinge die zwar jeder Bruder täglich braucht, die er aber nicht immer am Mann haben muss!
Packsäcke für die Pferde werden ja erwähnt - meine ich, ohne nachgelesen zu haben - auch dort könnten dann kleinere Beutel mit drin gewesen sein, für den Kleinkram, den man nur in einem festen Lager braucht, wo dann ja auch die Zelte aufgebaut werden - also auch der Tross da ist. evtl. wurden auch Dinge wie der Futtersack unterwegs zweckentfremdet, bzw hatte eben einen doppelten Sinn.
Auch das Kettenzeug hatte ja einen extra Packbeutel - also gibt es schon mehrere Arten Beutel, die in Form und Größe variieren ohne das da näher drauf eingegangen wird - aber ob es nun standardmässig einen Umhängebeutel für jeden gab??

Ich denke nein! Eher eben dann nach Bedarf - z.B. wenn ein Bruder zum Einkaufen geschickt wurde, ein dem Bedarf angepasster Beutel/Sack oder was auch immer nötig war.

Die Brüder, die etwas zu verwahren haben/verwahren dürfen, werden die dafür nötigen Behältnisse schon gehabt haben - also der Drapier, Schuster, Schmied etc. nur war das sicher so unterschiedlich und dem Bedarf angepasst, das es gar nicht einzeln aufgeführt werden konnte!

Anders bei den "besonderen" Personen - die z.B. eine verschließbare Truhe haben dürfen! Da geht die Regel zwar drauf ein, aber auch nicht auf Größe und Form und Material, also wird es wohl im Ermessen des Vorgesetzten und im Rahmen der lokalen Möglichkeiten gelegen haben, wie diese dann aussahen.

Also würde ich sagen, das eine "Reisetasche" gar nicht dem Regelement unterlag, sondern es wurden "Taschen/Truhen/Säcke/Beutel etc. bei Bedarf vom Drapier ausgegeben und dann eben in Form und Größe je nach Zweck und dem was der Drapier überhaupt vorrätig hatte.....

Weder in der Komturei/Burg, noch bei kurzen Ausritten war es nötig Kleinkram mitzunehmen und wenn es eine längere Reise war, dann war je nach Kontingent entweder der Tross dabei - auf jeden Fall aber das Pferd und damit diverse Taschen/Beutel die am Sattel oder auf dem Pack- bzw. Ersatzpferd, befestigt werden konnten - also so wie es auch spätere Kavallerien noch praktizierten. (Manche Dinge erbgeben sich einfach aus der Notwendigkeit und den Möglichkeiten)
Diverse Satteltaschen, Lastsäcke etc. finden wir in jeder Kultur und zu jeder Zeit und sie sind sich immer recht ähnlich in der Machart, da ja die Anatomie des jeweils genutzten Tieres (Pferd, Kamel, Esel oder Lama) gewisse Grundregeln vorgibt. Also sind unterschiedlich große Säcke, Beutel und Säckchen wohl am wahrscheinlichsten.

Aber das ist natürlich alles nur spekulativ und ich denke für unsere Darstellung - eben mit dem heute nötigen Kram wie Autoschlüssel, Brieftasche, etc. - ist eine Pilgertasche wohl der beste Kompromiss zwischen "nötig" und "belegbar"!

Gruß
Will
« Letzte Änderung: 04. Januar 2013, 15:28:26 von William »
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Cornelius

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #4 am: 04. Januar 2013, 16:11:09 »
Es gibt irgendwo in der Mac-Bibel Abbildungen von runden und sogar dreieckigen Gürteltaschen. Nach Pilgertaschen zu suchen, wenn man meint, dass man in der eigenen Darstellung keine Pilgertasche braucht, bringt natürlich auch nicht viel; dafür sind aber von diesen berüchtigten Zoddel-Beuteln einige erhalten, an denen man sich in Sachen Schnittmuster orientieren kann.

Ansonsten wahllos ein paar Quellen, teilweise mit Rekonstruktionen (meist SpäMi):
http://larsdatter.com/pouches.htm
http://www.pp-mittelalter-shop.com/bekleidung/die-taschen-im-mittelalter.html
http://www.maisonstclaire.org/resources/skin_out/menswear/menswear_purses.html

Und noch drei Seiten mit Quellenmaterial und schicken Rekonstruktionen von Jens Börners Homepage:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=106&tid=1
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=107&tid=1
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=119&tid=1

William

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #5 am: 04. Januar 2013, 20:48:22 »
Huhu Cornelius,

ich verstehe nicht so ganz worauf du hinaus willst. ???

Meinst du jetzt, das auch diese Gürteltaschen aus deinen ersten 3 Beispielen für unsere Darstellung/Zeit in Frage kommen würden?

Gruß
Will

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Stefan von Dachau

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #6 am: 04. Januar 2013, 21:32:01 »
Vielen Dank Bruder William für die informativen Ausführungen und die Anmerkungen über das mögliche Alltagsleben des dienenden Bruders in einer Komthurei.
Natürlich habt Ihr völlig recht, dass die Mittellosigkeit und befohlene Armut eines Templers dazu führen könnte, dass er auf Reisen außerhalb des Klosters (seien es Botengänge oder Einkäufe) nicht viele Utensilien dabei hatte, für die er eine Tasche Gebraucht hat. Ferner ist es tatsächlich bei näherer Betrachtung möglich, dass er dann dafür durch den Drapier ausgestattet wurde. Dieser könnte in der Tat den jeweils gerade dann zur Verfügung stehenden Beutel ihm aushändigen und mit auf "Reisen" geben.
Dieses wäre dann vermutlich tatsächlich, aufgrund der fehlenden Regulierung innerhalb des Ordens, eine Tasche die keiner speziellen Normung unterlag. Aber natürlich begeben wir uns da außerhalb von Fakten in den Bereich der Spekulationen. Trotzdem sind es sehr interessante Vermutungen, die einen über das zivile Alltagsleben der Brüder nachdenken lässt und das Ganze sehr lebendig wird.

Die Pilgertasche ist somit wie Ihr bereits anmerkt, auch für mich die beste Möglichkeit und angenehmste Kompromiss zwischen notwendig und faktisch belegt. Irgendwo soll ja schließlich der ganze Krams möglichst unauffällig verschwinden ;)

Es gibt irgendwo in der Mac-Bibel Abbildungen von runden und sogar dreieckigen Gürteltaschen. Nach Pilgertaschen zu suchen, wenn man meint, dass man in der eigenen Darstellung keine Pilgertasche braucht, bringt natürlich auch nicht viel; dafür sind aber von diesen berüchtigten Zoddel-Beuteln einige erhalten, an denen man sich in Sachen Schnittmuster orientieren kann.
Werter Cornelius, auch ich verstehe nicht ganz, was Ihr meint.
Es war ja schon in meiner Fragestellung herausgestellt, dass mir bewusst ist, aufgrund der (mir) bisherigen vorliegenden Fakten und Informationen, dass die Verbindung zwischen Templer und Pilgertasche nicht belegt ist. Trotzdem ist mir einfach eine möglichst unauffällige Möglichkeit, die eventuell doch zeitlich gepasst hätte, wesentlich lieber, als darauf zu verzichten oder zu einer Gürteltasche greifen zu müssen.
Vielen Dank trotzdem für die zahlreichen und informativen Links.

Pax vobiscum

Stefan von Dachau
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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #7 am: 04. Januar 2013, 21:51:48 »
Du darfst mich übrigens in der zweiten Person Singular ansprechen, für den Plural Majestatis bin ich zu wenig adlig. ;) (Im Ernst, Dienender Bruder zu spielen ist viel praktischer, ich frage mich, wie die Ritter die ganzen Flecken rauskriegen wollen...)

Was ich meinte war zweierlei, wahrscheinlich habe ich da mehr gedacht als getippt: Ein Pilgerbeutel ist eine sehr spezielle Art Beutel. Wenn du, wie du erkannt hast, eigentlich nur einen Beutel oder eine Tasche brauchst, schränkst du dich bei der Suche nach "Pilgerbeutel" zu sehr ein. Hinterhergeworfen bekommen wir die mittelalterlichen Belege ja leider nicht. Das wäre das eine. Das andere wären die Belege für tatsächlich existierende Gürteltaschen, womit ich Williams Einwurf etwas korrigieren wollte (es sei denn, er hat sich damit auf irgendeine szeneberüchtigte Leonardo-Carbone-Gürteltasche bezogen, die alle haben und die ähnlich authentisch ist wie die Steckstühle). Da Templer ja sogar einen Ledergürtel trugen, würde ich das nicht völlig aus den Augen verlieren, nur weil "alle" sowas tun. Eine gute Rekonstruktion wird sich schon abheben, keine Sorge.

Mittelalterliche Illustrationen sind mitunter echte Detailsammlungen. Ob es nun Sporen als ritterliches Symbol sind oder zerissene Klamotten als Zeichen von Armut (oder seltsam verdrehte Füße bei Fechtbuchzeichnungen), meistens sagt es irgendetwas aus. Was aber sagt eine gezeichnete Tasche aus? Wahrscheinlich zu wenig, als dass man sie ständig mit dazugemalt hätte, aber besonders wenn die eigentliche Kleidung keine Taschen hat, braucht man irgendetwas zum Tragen der üblichen Kleinigkeiten. Die archäologische Fundlage (s.o.) bestätigt es ja auch.

Stefan von Dachau

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #8 am: 04. Januar 2013, 22:41:41 »
Du darfst mich übrigens in der zweiten Person Singular ansprechen, für den Plural Majestatis bin ich zu wenig adlig. ;) (Im Ernst, Dienender Bruder zu spielen ist viel praktischer, ich frage mich, wie die Ritter die ganzen Flecken rauskriegen wollen...)
Vielen Dank Bruder Cornelius. Gerne :)
Ich kann das nur bejahen :) dunkle Kleidung ist einfach herrlich ;)

Ich hatte eigentlich sogar gedacht, dass die fast übliche Bezeichnung eines solchen Beutels Pilgertasche ist. Von daher war das mein Fehler und ich wollte mich mit dem Namen gar nicht so sehr festlegen. Vor allem geht es mir um die einfache Art der Beutel und das Material, nämlich Stoff oder Leinen, die ich dann auch aus dunklen Farben (wie eben meine dunkle Kuttenfarbe) herstellen könnte. Eventuell sogar derselbe Stoff. Dass wäre natürlich am elegantesten gelöst, weil sehr unauffällig. Von Leder möchte ich eher abweichen, da dann das wieder so wuchtig und auffällig wird.

Interessant finde ich das rechte Bild (5. Reihe), im von Dir geposteten Link, aus der Mac-Bild.

http://www.pp-mittelalter-shop.com/bekleidung/die-taschen-im-mittelalter.html

Ein Templerbruder (?!) Könnt ihr mir da soweit zustimmen? Der rechte Mann sieht jedenfalls einem Templerbruder äußerst ähnlich. Und er trägt einen einfachen Beutel in dem uns heute geläufigen Aussehen der Pilgertasche. Ich würde keine Quasten oder Schnallen oder ähnliches verwenden, aber die Art der Tasche finde ich doch schon sehr passend. Ursprünglich hatte ich aber einfach die Hoffnung, das vielleicht unsere Gemeinschaft hier Informationen darüber hat, die mir noch nicht geläufig sind :)

Pax vobiscum

Stefan von Dachau
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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #9 am: 05. Januar 2013, 10:22:09 »
In der Mac-Bibel sind wohl kaum Templer dargestellt, denn die wären ja nicht biblisch. Im konkreten Falle ist das wohl tatsächlich einfach ein braun gekleideter Pilgerer bzw. vergleichbarer Armer. Es gibt zu den Darstellungen irgendwo Erklärungen, da ist die dazugehörige AT-Stelle wohl besser beschrieben.

An deiner Stelle würde ich einen einfachen Leinen- oder Wollbeutel nähen, ob trapezförmig oder nicht, auf jeden Fall mit Klappe und langem Band. Wenn mir die Funde, die ich bisher von mittelalterlichen Textilien gesehen habe, etwas gezeigt haben, dann dass bei allen eher einfachen Dingen die Konstruktion eher simpel war, seien es unschön aus vielen Stoffresten zusammengeschusterte Unterhemden oder unschön sichtbar gelassene Nähte. Du kannst also nicht viel falsch machen.

William

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #10 am: 05. Januar 2013, 13:24:57 »
(es sei denn, er hat sich damit auf irgendeine szeneberüchtigte Leonardo-Carbone-Gürteltasche bezogen, die alle haben und die ähnlich authentisch ist wie die Steckstühle).

Stimmt!

So etwas in der Art hatte ich im Hinterkopf! ;D

Also diese Art umgewandelter "Militärpatronentasche" - aber auch die "Nierentaschen", die zwar belegbar sind aber zeitlich (vermutlich!?) zu spät sind (wobei ich hier nicht so weit recherchiert habe und deshalb also neugierig wäre, ob es diese tatsächlich in unserer Darstellungszeit schon gab!)

Zur "Pilgertasche" - klar sollten wir uns nicht zu sehr auf diesen Begriff festlegen, da er doch sehr speziell ist, aber andererseits kommt es dem Armutsgelübte schon am nächsten.

Denn auch der Pilger sollte ja eher ärmlich und demütig gekleidet sein - somit ist vom Hintergrund her der Begriff als Kompromiss für unsere Darstellung schon recht passend - ohne allerdings damit jetzt nur eine bestimmte Machart im Auge zu haben.

Ich denke mal, das wir uns in sofern einig sind, das wenn ein Templer eine Tasche hatte, diese vom Material und Schnitt  eben sehr einfach war und für die Darstellung sein sollte - also ohne Zotteln, Schnallen, Zierrat etc und aus einfarbigen Woll- oder Leinenstoff.

Und zur eigentlichen Fragestellung - die ich auch etwas falsch verstanden hatte: Soweit mir bekannt gibt es keinen echten Beleg, der eine Tasche bei einem Ordensritter zeigt!

(Interessant wären hier evtl. nochmal Bildbelege von Hospitalitern durchzusehen, denn diese könnten Taschen als "Sanitasche" noch getragen haben, als sie bereits auch ein kämpfender Ritterorden waren, denn da könnte eben eine entsprechende Aussage des Malers , als "sprechendes Bild" festgehalten worden sein um eben den medizinischen Hintergrund der Hospis hervorzuheben - das wäre dann zwar für Templer auch kein Beleg, aber immerhin ein noch besserer Kompromiss, als die "Pilgertasche"!)

Gruß
Will
« Letzte Änderung: 05. Januar 2013, 15:58:35 von William »
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Stefan von Dachau

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #11 am: 05. Januar 2013, 14:46:31 »
In der Mac-Bibel sind wohl kaum Templer dargestellt, denn die wären ja nicht biblisch. Im konkreten Falle ist das wohl tatsächlich einfach ein braun gekleideter Pilgerer bzw. vergleichbarer Armer. Es gibt zu den Darstellungen irgendwo Erklärungen, da ist die dazugehörige AT-Stelle wohl besser beschrieben.
Natürlich, wie dumm von mir und vorschnell gefolgert. Allerdings habe ich bisher immer vermutet, dass gerade in der Mac-Bibel die Darstellungen sehr der gegenwärtigen Zeit geschuldet und die Bilder daher auch durch die derzeitigen Umstände stark beeinflusst waren, also doch eher Szenen reflektierten, die zwar dem Erschaffer nach biblisch sein sollten, aber eben die momentanen Einflüsse nicht verleugnen konnten. Das ist natürlich auch nur eine Vermutung und persönliche Meinung. Einfach mein eigener Eindruck. Da hat natürlich gerade der angesprochene Pilger genau reingepasst ;)

Die Idee mit den Hospitalitern finde ich wirklich sehr gut Bruder William. Vielleicht kann man tatsächlich da irgendetwas auf Bildern finden. Ich denke auch, dass ich einen Stoffbeutel in ähnlich geschnittener Form herstellen werde, frei von Quasten und Schnallen, aus dem gleichen Stoff wie der Kutte und meinem Leibrock. So wird eine möglichst unauffällige Variante erreicht :)

Verzeiht mir bitte wenn meine Frage nicht konkret genug war. Habt Dank.

Pax vobiscum

Stefan von Dachau
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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #12 am: 05. Januar 2013, 15:54:02 »

Verzeiht mir bitte wenn meine Frage nicht konkret genug war. Habt Dank.

Kein Prob. - sie war auch korrekt genug gestellt, nur ist es eben manchmal schwierig in einer Forumsdiskussion sofort dahinter zu kommen, wie und was genau schwerpunktmässig gemeint ist.. ;)

Generell läßt es sich wesentlich besser von Angesicht zu Angesicht diskutieren - oder zumindest, wenn man sein Gegenüber kennt und weiß wie Aussagen einzuschätzen sind.

Aber das sind eben die normalen Probleme in einem Forum. ;D

Wir haben hier auch einige Hospis im Forum - evtl. können die uns ja weiterhelfen!

Das wäre dann aber eher ein neuer Thread im Bereich: "Templerfakten/Historische Templer" da es dann ja um Belege geht - wenn es denn überhaupt etwas gibt.....

Solange es nur spekulativ und um neuzeitliche Kompromisse in der Darstellung geht, sind wir hier natürlich richtig!

Gruß
Will
« Letzte Änderung: 05. Januar 2013, 16:13:15 von William »
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Johannes vom Gollenstein

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #13 am: 07. Januar 2013, 09:25:45 »
Ich denke, Gürteltaschen können wir im Templerkontext getrost komplett vergessen.
Nach meinem Wissensstand gibt es Belege für derartige Taschen (die noch dazu recht klein sind), erst nach unserer Zeit.

Rein praktisch betrachtet würde ich zu einem "Brotbeutel" raten, wie von Cornelius schon beschrieben:
Eine einfache, rechteckige Umhängetasche, aus Leinen oder vergleichbarem Material (nicht aus Leder), mit langem Umhängegurt und einfachem Überschlag ohne großartige Verschlüsse o.ä.

In der Praxis hat sich diese Taschenart bei mir zigfach bewährt. Da passt alles rein, was man nicht sehen soll, sie passt zur Zeit und zur Darstellung.

Auch bei Beni gibt es was dazu:
Bild: http://beni.hallinger.org/history/alltag_zivil.php
Text: http://beni.hallinger.org/history/equipment.php?site=stuff

Benedikt von Söllbach

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Re:Fragen zur Pilgertasche
« Antwort #14 am: 07. Januar 2013, 10:29:56 »
Meine recherchen in Richtung Templer hat leider nichts positives ergeben; Indizien (wurden hier bereits angesprochen) deuten jedoch in die Richtung, dass solche Beutel nicht oder nur selten in Gebrauch waren und dann nicht extra Erwähnung fanden.

Ich würde mich aber nicht an weltlichen Pilgertaschen orientieren, sondern erst versuchen, monastische Belege zu finden.
Dort wurde ich auch fündig: Im Hortus Deliciarum (Verfasser ist eine Äbtissin gewesen, Datierung letze Hälfte des 12. Jds) gibt es einen von der Himmelsleiter stürzenden Mönch, der einen einfachen, schmucklosen weißen Beutel umhängen hat. Wie Cornelius schon sagt, hat die Zeichnung und auch der Beutel sicher eine symbolische Wirkung, die sich mir aber leider nicht erschließt. Beim Hortus handelt es sich zudem um eine Nachzeichnung, nicht um das Original, das leider in neuerer Zeit verbrannt ist.

Link zum Bild (Mönch in brauner Kukulle): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mont_Sainte_Odile_039.JPG


In meiner Darstellung trage ich einen einfachen, rechteckigen Leinbeutel, man sieht ihn ja auf den von Johannes verlinkten Seiten meiner Homepage.
Der Schnitt ist einfach ein Rechteck, dass nicht ganz hälftig gefalten und an den Seiten zusammengenäht ist; der überstehende Teil des Stoffes bildet gleichzeitig den "Deckel"; durch diese Konstruktion ist am Boden keine Naht und damit der Beutel sehr Stabil und widerstandsfähig.
Ich trage auf Lagern mein Essgeschirr, Notizbüchlein (Kopert), Taschentücher, ggf. Handy, Aspirin/Hustenbonbons/Heiße Zitrone (für den Notfall, sind da drin, seit ich mal auf der Tannenburg extrem erkältet war) und derlei Kleinkram herum. Ich habe den Beutel auf Lagern aber nicht immer dabei, ganz oft lasse ich ihn im Lager liegen. Ich nehme ihn dann samt Geldbeutel nur mit, wenn ich Besorgungen mache (was selten genug vorkommt): Die meiste Zeit laufe ich also "ohne" rum.
« Letzte Änderung: 07. Januar 2013, 10:34:28 von Benedikt von Söllbach »
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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