Original von Veturius
aber den Quellen nach haben die Franken das militärische Prinzip von den Byzantinern übernommen.
Da Stimme ich dir völlig zu. Der Massenhafte Einsatz von Fremdtruppen war typisch für die byzantinischen Armeen.
Für genauso unglaubwürdig halte ich die Vermutung, Byzantiner oder Armenier hätten in dieser Situation freiwillig wertvolle Truppenteile abgegeben, nur damit diese Europäer etwas besser dastehen.
Was heißt denn hier "freiwillig abgegeben? Ich ziehe nochmal den Kreuzfahrerstaat Edessa als Beispiel heran. Das war zum Zeitpunkt der Ankuft der ankunft der ersten Kreuzfahrerein ein Gebiet mit einer langen christlichen Traditon, christlichen (wenn auch armenischen) Einwohnern, regiert von einem orthodoxen König die es aus eigenener Kraft geschaft haben der muslimischen Expansion zu trotzen. Die Kreuzfahrer haben Edessa nicht erobert, sondern sie haben haben die "trohnfolge" dort durch adoption erlangt. Wenn die Menschen dort vorher "kriegstauglich" genug gewesen sind um den Muslimen zu trotzen werden sie es unter der Kreuzfahrerherrschaft ebenso gewesen sein ! Da wurden keine "truppenkontingente freiwillig abgegeben" Das Personal war logischerweise bestandteil des Landes.
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Wie z.B. die Armenier zu den Byzantinern standen, habe ich ja schon erwähnt - sie haben sich bewußt auf die Seite der katholischen Kreuzfahrerstaaten gestellt, denn vorher waren sie erst von Byzanz besetzt und später unter der Knute der persischen und dann der türkischen Eroberer gewesen.
Die Turkopolen tauchen erstmals bei den byzantinischen Truppen als Söldner auf - aber Byzanz war nur ganz am Anfang ein Verbündeter der Kreuzfahrer - wenn auch ein nicht vertrauenswürdiger!
Zur Zeit der Kreuzzüge war der Islam noch verhältnismäßig jung und erst recht die türkischen Eroberer - die bis zur Einigung in einem Glaubenskrieg sehr heftig untereinander zerstritten waren - weshalb es auch immer wieder wechselnde Alliancen mit oder gegen die Kreuzfahrer gab.
Die ehemals persischen Gebiete waren sicher auch nicht sonderlich erfreut über die neuen türkischen Herren.
Krieg war dort seit Jahrhunderten ein Dauerzustand und zum Beginn der Kreuzzüge wird man dort wesentlich mehr Juden und Christen angetroffen haben, als zum Ende der Kreuzzüge, denn die erhofften Massen an Neuzugängen aus Europa blieben aus - aber nach 1000 Jahren Christentum und Judentum im heiligen Land wird der Anteil (auch der zum Islam mehr oder weniger "zwangskonvertierten" Christen) wesentlich größer gewesen sein.
Nur waren für die Franken diese Unterschiede eben kaum erkennbar, denn die Menschen glichen sich nur äußerlich, sondern auch von den Gebräuchen her so sehr, das die einheimischen Christen oft in eine Topf mit den Sarazenen geworfen wurden - besonders die neu eingetroffenen Europäer hatten da große Schwierigkeiten.
Es gab in jeden Fall dort reichlich kriegserfahrene Einheimische mit christlichen Hintergrund und mit einem großen Interesse die westlichen Kreuzfahrer zu unterstützen - also Einheimische die lieber den neuen Herren als den Sarazenen oder Byzantiner dienen wollten - dazu die christlichen Enklaven die sich seit Jahrhunderten gegen alle möglichen Feinde verteidigt hatten und daher eine uralte Militärtradition hatten.
Aber um mal wieder aufs Thema zu kommen - hätte man wirklich auf diese Hilfstruppen verzichten können? Es gab immer einen frappierenden Mangel an Europäern, die auch dort bleiben wollten - in allen Bereichen!
Wären z.B. englische Bogenschützen, Franzosen etc, die als Bogenschützen kämpfen sollten, nicht einfach zu den Sergeanten gezählt worden? Auch wenn man sie "umtrainiert" hätte?
Ich bezweifele, das die Turkopolen überwiegend solche Europäer waren - einfach weil es immer zu wenige waren und weil da eben deutlich unterschieden wird!
Sicher wird es europäische Soldaten in den Reihen der Turkopolen gegeben haben - aber eben nicht die Masse!
Man darf nicht vergessen, das es ja auch noch die Söldner gab - dazu hatten wir irgendwo einmal eine Auflistung der Truppenstärke einer Burg aus dem heiligen Land, aus der hervorging, das neben den Ordensrittern, Sergeanten und Turkopolen auch eine große Zahl nicht genauer benannter Bogenschützen dort Dienst tat!
Wer waren also diese Bogenschützen und wer die Turkopolen?
Wären die Turkopolen einfach nur Sergeanten mit Bogen, wozu dann die Truppengattung?
Wären alle Bogenschützen einheimische Söldner, wieso dann die deutlichen Hinweise auf den Profeß bei den Turkopolen?
Einzige für mich nachvollziehbare Erklärung hier:
Die Turkopolen waren christliche Kämpfer (bunt gemischt von der Herkunft, aber eben Christen), die daher - wie auch immer - dem Orden angeschlossen waren (eben mindestens zum Teil mit Gelübte!) und die anderen Bogenschützen waren gemischte Söldner die dafür nicht in Frage kamen - hier dann evtl auch Muslime!
Somit konnte zwar jeder in den Dienst bei dem Orden - als z.B. Bogenschütze - treten, aber um Turkopole zu sein, mußte man auch Christ sein!
Aber eben nicht nur europäischer Christ - sonst wäre man ja mit der Bezeichnung und Aufnahme als Dienender Bruder/Sergeant schon integrierbar gewesen!
Meiner Meinung nach lassen sich nur so die Wiedersprüche erklären und die unterscheidung nach Bogenschütze und Turkopole nachvollziehen!
Sicher auch durch die spezielle Taktik - aber eben nicht nur! Das kann nicht der alleinige Grund gewesen sein.
Vor allem bedenkt auch immer wer oder was die Templer waren - nicht irgendwelche Kämpfer, sondern eben auch ein Mönchsorden der schon damals sehr um Anerkennung kämpfen mußte! Ein "Unding" für viele Zeitgenossen, da er die Standesgrenzen verwischte - Mönch UND Ritter! - für viele nicht möglich.
Um trotzdem anerkannt zu werden hätte der Orden niemals Muslime aufnehmen können und unter dem Protektorat des heiligen Vaters wohl auch kaum Byzantiner. Wir können sicher sein, das die Gegner des ordens ihnen sehr auf die Finger geschaut haben - aber so eine Vorwurf hat selbst W. von Thyrus nie erhoben!
Unter diesem Asüpekt der strengen Kontrolle können Turkopolen, die eben zumindest teilweise "Brüder" im Orden waren aber nur Christen gewesen sein!
Aber nur europäische Christen? Genau daran mangelte es doch immer und überall!
Und wer hätte sie ausbilden sollen und vor allem warum?
Es gab doch sehr viele kampferprobte christliche Soldaten in der Region, die eben genau diese Kampfart seit Jahrhunderten kannten!
Wenn wir all das berücksichtigen, haben wir eben:
1. Ordensritter - europäisch ausgebildet und geprägt
2. Sergeanten - europäische Kämpfer - leichte Kavallerie
3. Turkopolen - christliche berittene Bogenschützen nach SArazenenart
4. Söldner - einheimische und sicher auch muslimische Überläufer ohne Chance dem Orden direkt anzugehören
Wie gesagt Turkopole schließt europäische Christen absolut nicht aus - aber sicher nicht der überwiegende Teil!