Autor Thema: Arabisch  (Gelesen 9246 mal)

Nemo

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Arabisch
« am: 11. März 2011, 18:46:30 »
Nach vielen überlieferten Aufzeichnungen war der Orient im Vergleich zum Okzident eine Hochkultur.

Welche Rolle spielten arabische Aufzeichnungen bei den christlichen Ritterorden?
War es üblich, daß Ordensmitglieder hebräisch oder arabisch sprachen?

lg,

Nemo
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Bruder Kevin

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Arabisch
« Antwort #1 am: 11. März 2011, 19:10:30 »
Zitat
Original von Nemo
Nach vielen überlieferten Aufzeichnungen war der Orient im Vergleich zum Okzident eine Hochkultur.

Welche Rolle spielten arabische Aufzeichnungen bei den christlichen Ritterorden?
War es üblich, daß Ordensmitglieder hebräisch oder arabisch sprachen?

lg,

Nemo

Ich sage einmal, dass es eher die Ausnahme war, dass Ordensmitglieder hebräisch oder arabisch sprachen. Bei den Templern waren nicht alle Brüder "Mönche". Die Templer waren Krieger-Mönche (mehr der Kriegskunst verschrieben als dem Mönchsein) und nur ein geringer Teil konnte richtig Lesen und Schreiben.  *pope*

Es ist daher schwer vorstellbar, dass fremde Sprachen (und dann schwierige wie hebräisch/ arabisch) lediglich vom Hören her gelernt wurden.

Laut Statuten wurden Ordensangehörigen je nach Rang ein Schreiber und ich nenne es einmal Dolmetscher zugeteilt. Müsste jetzt nur mal die Hausnummern raussuchen, da ich diese nicht aus dem Stehgreif parat habe.

Edit:
Die Regeln sprechen u.a. von sarazenischen Schreibern und auch Diakonen als Schreiber (Körner, u.a. 77, 99, 125). Es ist anzunehmen, dass diese nicht nur fürs Schreiben, sondern auch fürs Lesen eingesetzt wurden.
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Bruder Kevin

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Arabisch
« Antwort #2 am: 11. März 2011, 19:57:34 »
Noch zum Thema Arabisch im Allgemeinen:
Ab dem Jahre 711 setzte der muslimische Heerführer Tarik Ibn Ziyad dem Westgotenkönig Roderich auf der iberischen Halbinsel zu und brachte ihm eine Niederlage bei. Bis ca. 715 stellte Tarik die iberische Halbinsel, bis auf einen schmalen Streifen im Norden, unter muslimische Herrschaft.

Die Juden stellten sich auf Seiten der Muslime, da die Christen die Juden unter Gewalt- und Strafandrohung zum christlichen Glauben bekehren wollten. Der Islam hingegen sicherte Freiheiten zu. Wer unter islamischer Herrschaft nicht zum Islam konvertiert, der bleibt gesetzlich Bürger und Schutzbefohlener des islamischen Staates. Der Islam gibt ihm u. a. das Recht, seine Religion weiterhin auszuüben. Solche Freiheiten wurden durch die Juden geschätzt und boten Sicherheiten.

Im Zuge der Reconquista schlug man die Muslime bekannterweise immer weiter nach Süden zurück. Die Rückeroberer mussten jedoch ab dem 10. Jhrhdt. feststellen, dass sich ihre Glaubensbrüder mittlerweile einer anderen Sprache bedienten als sie. Die Muslime wurden im Prozess der Reconquista geschlagen und Änderungen wurden herbeigeführt.

1499 bspw. erklärte Großinquisitor Kardinal Ximénez die Arabische Sprache als Sprache der Ketzer.


Literatur:
Atkinson, William C.: Geschichte Spaniens und Portugals. Goldmann 1962
Kamen, Henry: Die Spanische Inquisition. Verfolgung und Vertreibung. Heyne 1980
Lemm, Robert: Die Spanische Inquisition. Geschichte und Legende. dtv 1996
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Eusebius von Cammin

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Arabisch
« Antwort #3 am: 13. März 2011, 20:25:12 »
Dazu muss man sagen, dass Hebräisch selbst unter den juden im Mittelalter kaum gesprochen wurde. Hebräisch diente nur der schriftlesung im Gottesdienst und war nur den Rabbinern und eventuell gebildeteren juden geläufig.
In Christlichen Kreisen war hebräisch nahezu gar nicht verbreitet, denn die Vulgata (lat. Bibelübersetzung) bzw die Septuaginta und das NTG (griechische bibel) waren die massgeblichen schriftquellen. textkritische analysen wurden kaum betrieben, demzufolge brauchten nur "echte Wissenschaftler" die häbräische sprache und davon gab es nicht so viele.
Arabisch hingegen dürfte zumindest im Mittelmeerraum recht verbreitet gewesen sein, gerade in sizilien fand ja ein reger Austausch statt. Nicht ohne grund sind die Inschriften der aus sizilien stammenden Krönungsgewänder der deutschen Könige in arabisch verfasst und geschrieben.

Auf Malta wird bis heute ein arabischer dialekt gesprochen.
Te Deum laudamus. Te Dominum confitemur.
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Benedikt von Söllbach

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Arabisch
« Antwort #4 am: 14. März 2011, 07:47:16 »
Zitat
sarazenischen Schreibern
An der Stelle wollte ich nochmal auf einen Übersetzungsfehler hinweisen, es sind nicht "Sarazenen, die schreiben", sondern "Leute, die sarazenisch schreiben können", also wie schon gesagt Übersetzer.

Zitat
Auf Malta wird bis heute ein arabischer dialekt gesprochen.
Soweit ich mich von meinem Maltaurlaub erinnere, ist das mehr ein Gemisch an verschiedenen Sprachen, als ein reiner arabischer Dialekt.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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« Antwort #5 am: 14. März 2011, 18:22:48 »
Ich hab diesen Dialekt auf malta nicht selbst untersucht, verlasse mich da also auf das, was mein Altsprachendozent sagt. Und wo gibt es schon "reine dialekte"?
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Benedikt von Söllbach

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« Antwort #6 am: 15. März 2011, 07:40:23 »
Naja, es ist eben kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache.
Ich habe eben den Wikipediaartikel nachgeschlagen, da steht das ganz gut erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Maltesische_Sprache
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Charles v. säbelberg

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« Antwort #7 am: 15. März 2011, 09:58:36 »
Wehrte Brueder,

nun muss ich mal alls alter Malteser zu Wort melden,ihr habt beide recht,Eusebius dein Altsprachlehrer auch,aber nur zum Teil,was ganz Malta betrifft hat unserer Komtur aus dem schönen Bad Tölz recht,dein Altsprachlehrer wenn es um die Insel Gozo geht(zu Malta)denn dort gibt es einige Dörfer die den rein arabischen Dialekt noch sprechen,aber es ist halt nicht der Dialekt von ganz Malta.
Ist wie in Bayern ein Schongauer spricht anders wie ein Bad Tölzer und doch sind beide Bayern,ich weiss Benedikt die Schongauer sind fuer dich Schwaben.

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Benedikt von Söllbach

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« Antwort #8 am: 15. März 2011, 10:50:02 »
Och, ich hab kein Problem mit den Schongauern. Die Sprachunterschiede sind aber teils schon erheblich.
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« Antwort #9 am: 15. März 2011, 12:15:03 »
Wehrte Brueder,

kleine info am Rande,die Dörfer auf Gozo mit dem fast noch perfektetem arabischen Dialekt,waren auch die Dörfer,von welchen der meiste Widerstand gegen die Malteser(Johanniter)Ritter(deren Besatzung Maltas)ausging.
Dort waren die meisten Einwanderer aus Nordafrika in der Zeit der Malteserritter.

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Cornelius

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« Antwort #10 am: 29. März 2011, 22:31:05 »
Zitat
Original von Bruder KevinIch sage einmal, dass es eher die Ausnahme war, dass Ordensmitglieder hebräisch oder arabisch sprachen. Bei den Templern waren nicht alle Brüder "Mönche". Die Templer waren Krieger-Mönche (mehr der Kriegskunst verschrieben als dem Mönchsein) und nur ein geringer Teil konnte richtig Lesen und Schreiben.  *pope*
Usama b. Munqidh berichtet zumindest, dass er einmal bei seinen Freunden (!), den Templern, in der Aqsa-Moschee gebetet hat und jene zweimal einen ihn störenden Ritter wegzerrten und sich für ihn entschuldigten; er sei neu im Orient und habe noch keinen gesehen, der nicht nach Osten betete etc. etc.. Da der Aristokrat Usama noch nicht einmal Kurdisch sprach und sich während der Kreuzzüge generell die Tendenz zeigte, dass die Franken mehr von den Arabern lernten als umgedreht (vgl. Nachwort von Maalouf, Amin: Der Heilige Krieg der Barbaren, wenn ich mich nicht irre), könnte man ganz vorsichtig vermuten, dass die Templer durchaus teilweise arabisch sprechen konnten. Zwischen etwas gebrochenem Dialekt und gestochen-scharfer Hochsprache ist zudem ja auch ein wenig Unterschied. Andere Quellen fallen mir auf Anhieb leider nicht ein.

Charles v. säbelberg

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« Antwort #11 am: 30. März 2011, 10:16:55 »
Wehrter Bruder,

sehr gute Geschichte,frage in welchem Buch kann man mehr darueber und Usama lesen.

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« Antwort #12 am: 30. März 2011, 10:41:37 »
Das Buch ist das Kitab al-I'tibar von Usama b. Munqidh und weil es so eine unterhaltsame Lektüre ist (ein Großteil der gern erwähnten Anekdoten vom kulturellen Zusammenstoß zwischen Franken und Arabern geht darauf zurück), gibt es etliche deutsche und englische Übersetzungen (z.B. hier). Die Episode mit den Templern ist, soweit ich mich entsinnen kann, die einzige ihrer Art, aber es gibt eine Menge interessanter Gefechtsberichte etc.. Bei (militärischen) Detailfragen kann ein Blick in den Originaltext helfen (wenn z.B. Kettenbeinlinge als Beinschienen übersetzt sind), ansonsten ist die Ausgabe von Holger Preißler recht angenehm zu lesen.

Usama selbst wurde 1095 in Syrien geboren (seine Heimatburg Shayzar ist eine ganz adrette Ruine, an der gerade Ausgrabungen stattfinden) und erlebte große Teile des 12. Jahrhunderts als "syrischer Ritter" mit, darunter auch Machtkämpfe im fatimidischen Ägypten. Die große Bedeutung besteht halt darin, dass er alles überlebt hat und von seinen Erfahrungen relativ pragmatisch berichten kann.

Bruder Kevin

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« Antwort #13 am: 30. März 2011, 10:52:10 »
Zitat
Original von Cornelius
...Da der Aristokrat Usama noch nicht einmal Kurdisch sprach und sich während der Kreuzzüge generell die Tendenz zeigte, dass die Franken mehr von den Arabern lernten als umgedreht (vgl. Nachwort von Maalouf, Amin: Der Heilige Krieg der Barbaren, wenn ich mich nicht irre), könnte man ganz vorsichtig vermuten, dass die Templer durchaus teilweise arabisch sprechen konnten. Zwischen etwas gebrochenem Dialekt und gestochen-scharfer Hochsprache ist zudem ja auch ein wenig Unterschied. Andere Quellen fallen mir auf Anhieb leider nicht ein.

Es wurde auch nie abgestritten das Templer arabisch sprechen konnten, sondern das es nicht die Regel gewesen ist, dass Brüder dem arabisch mächtig waren.

Darüber hinaus kann ich mir nicht vorstellen, dass Usama nur der arabischen Sprache mächtig war. Usama ibn Munqidh war arabischer Schriftsteller, Dichter, Politiker und Diplomat seiner Zeit und wurde auch für Verhandlungen mit den Franken eingesetzt. U.a. war er für das Unterstützungsbündnis zwischen Damaskus und König Fulko (Königreich Jerusalem) gegen Emir Zengi verantwortlich.

Aber alles nur Vermutungen. Beweise haben wir leider nicht.
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Charles v. säbelberg

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« Antwort #14 am: 30. März 2011, 10:56:19 »
Danke fuer die Info.


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