Hallo Jorge,
in jedem Fall darf und soll man die Frage stellen. Es hilft uns aber nicht weiter, die sehr eindeutige Fundlage zu ignorieren und dann mit Römern und Kampferleichterung zu argumentieren.
Die Fundlage ist freilich urban und zivil, also nicht zu 100% auf den Einsatz zu Felde zu übertragen. Dennoch glaube ich nicht, dass falls sich im hochmittelalterlichen Krieg herausgestellt hätte, dass Sohlen mit Nägeln denen ohne Nägel signifikant überlegen gewesen wären, sich diese Erkenntnis nicht auch in den zivilen Funden niedergeschlagen hätten - und das haben sie nunmal nicht.
Es darf bei dieser Fragestellung auch nicht übersehen werden, dass wir vermutlich kein korrektes Bild von einer mittelalterlichen Kriegssituation haben und wir geneigt sind, heutige Gegebenheiten unbewusst zu übernehmen bzw. auf das Mittelalter zu transportieren. Ein Beispiel ist das von Hollywood oft benutzte Bild der Reiterabteilung, die über 300 Meter hinweg im Galopp auf den Feind anrückt, oder dem Helden der Schwertschwingend seinen Helm vom Kopf reißt. Oder der Annahme, dass die Krieger auf dem Feld in Einzelkämpfen die Schlacht entschieden, wofür sie natürlich Pferdeakrobatik und benagelte Schuhe brauchten.
Ich trage jetzt schon 5 Jahre das selbe paar Stiefel an vielen Wochenenden im Jahr und hatte bisher keine Probleme mit Standfestigkeit oder kaputten Sohlen.
Das einzige mal, als ich gravierend gerutscht bin und keinen Stand mehr hatte, war auf der Ortenburg vor zwei Jahren, als ich als Spießer an einem bestimmt 30° steilem Hang auf feuchtem Gras kämpfen musste. Aber so ein Schlachtfeld sucht man sich normalerweise auch nicht aus, das ist ein militärstrategischer Fehler, der einfach Menschenleben gekostet hätte und deswegen vermieden worden wäre.
Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund die Beleglage zu ignorieren und krampfhaft nach Nägeln unter den Sohlen zu suchen.
(p.s: ist nicht böse oder als Angriff gemeint, ich möchte dir eigentlich nur sagen, dass du vielleicht nur gedanklich in einer Art Sackgasse steckst)