Ich habe in der Wikipedia den Artikel zum Templerprozess geschrieben und dort auch mir einige Gedanken über die Hintergründe gemacht.
Zitat aus Wikipedia:
*Der Kampf zwischen König und Papst – Staat und Kirche / Vorboten
Die Frage, warum König Philipp IV. von Frankreich mittels seiner Infamierungskampagne zum großen Schlag gegen den Templerorden ausholte, muss vor dem Hintergrund seiner gesamtpolitischen Situation und vor allem seiner staatsbildenden Maßnahmen betrachtet werden. Beinahe seit Beginn seiner Regierungszeit steuerte Philipp IV. einen autokratisch-absolutistischen Kurs, der auf die Unabhängigkeit des Staates von der Kirche zielte, bzw. auf eine Unterordnung letzterer unter den Staat und damit den König. 1287 schloß Philipp die Geistlichkeit aus der Gerichtsadministration aus, 1291 reorganisierte er das Parlament. Die durchgesetzte Besteuerung des Klerus sorgte für Aufruhr und 1296 für die zornige Publizierung der Bulle „Clericis Laicos“ durch Papst Bonifatius VIII., in der er jeden Laien, der kirchlichen Besitz beansprucht, exkommuniziert. Das Generalkapitel der Zisterzienser protestierte feierlich auf einer Sitzung in Paris gegen die Besteuerung. Der Streit eskalierte sehr rasch. Unter anderem fällt ihm der Bischof des neu gegründeten Bistums Pamiers, Bernard de Saisset, der sich offen gegen die Politik des Königs ausspricht, 1301 zum Opfer. Er wird eingekerkert und gefoltert, in einer dem Papst vorgelegten Klageschrift wirft man Saisset neben Majestätsbeleidigung auch Blasphemie, Unzucht und häretisches Gedankengut vor. Papst Bonifatius VIII. spricht sich nach Begutachtung der Angelegenheit für die Unschuld des inhaftierten Bischofs aus, widerruft das Pivileg, nach dem französische Könige nicht exkommuniziert werden dürften und beruft ein Konzil nach Rom ein. Dem Generalabt der Cistercienser, Johann III., der dem päpstlichen Aufruf für ein Konzil folgend nach Rom reisen wollte, antwortet der König mit dem Befehl, ‚sämtliche Güter ungehorsamer Prälaten einzuziehen’ – eine Anordnung, die hauptsächlich die Cistercienser betraf. Auch die scharf formulierte Bulle Bonifatius VIII. („Ausculta fili“), mit der er noch einmal die Fronten zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt klären will, bleibt ungehört: Saisset bleibt in Haft, das Ausreiseverbot für französische Kleriker zum einberufenen Konzil nach Rom und das Ausfuhrverbot von Edelmetallen aus Frankreich wird nicht aufgehoben. 1302 bekräftigte der Papst die Exkommunikation Philipps IV., falls die Prälaten nicht umgehend ausreisen dürften. Die königlichen Rechtsberater Guillaume de Plaisians und Guillaume de Nogaret antworten ihrerseits mit der Einberufung der sogenannten Generalstände (einer aus Klerus, Adel und Vertretern der Städte bestehenden Nationalversammlung). Unter anderem der Zisterzienser-Generalabt Johann III. protestiert gegen dieses Vorgehen, worauf hin er als Gefangener ins Châtelet abtransportiert wird. Am 13. November 1302 veröffentlicht Papst Bonifatius VIII. die Bulle „Unam sanctam“, der in der Kirchengeschichte am deutlichsten formulierte Anspruch auf Suprematie der geistlichen über die weltliche Gewalt. Von Philipp verlangte der Papst einen sofortigen Bußgang nach Rom, um die drohende Exkommunikation abzuwenden. Die Reaktion Philipps IV. ist legendär: er lässt nicht nur eine Anklageschrift gegen den Papst verfassen und veröffentlichen, in der jener der Usurpation des Amtes, der Teufelsbuhlschaft, Unzucht und Häresie angeklagt wird. Sondern er lässt Bonifatius VIII. schließlich sogar am 7. September 1303 in Anagni, wohin sich der Papst geglaubt hatte, in Sicherheit bringen zu können, überfallen und festsetzen. Kurz nach seiner Befreiung durch eine Volksaufruhr stirbt der Papst. Johann III. von Cîteaux kommt 1304 wieder auf freien Fuß, dankt aber ab, um seinen Orden vor Verfolgungen zu bewahren. Interessanterweise tat sich der Templerorden nicht als sonderlicher Gegner der königlichen Bestrebungen in dieser Zeit hervor – wohl auch, weil er noch von Unternehmungen im Orient absorbiert war.
* Finanzielle Probleme der französischen Krone
Der Staatsumbau, wie Philipp IV. ihn praktizierte, war sehr kostenintensiv. Hinzu kamen mehrere Kriege: gegen Aragon (1286-1288 ), gegen England (1294) und vor allem gegen Flandern (1297-1305), für die schlichtweg die finanziellen Mittel fehlten. 1291 ließ der König die ansässigen lombardischen Geldverleiher verhaften und erst gegen erhebliche Lösegelder wieder frei. 1306 vertrieb Philipp IV. die Juden aus Frankreich und konfiszierte ihre Güter, nachdem er sie bereits 1292, 1295, 1299, 1302 einer Sondersteuer unterworfen bzw. wichtige Vertreter eingekerkert und Lösegeld erpresst hatte. Der Versuch, auch die Kirche zu besteuern, wurde bereits oben erwähnt. Neben diesen griff der König auch noch zu anderen Maßnahmen, um Geld zu sparen bzw. zu beschaffen: Einführung neuer Steuern, Verminderung des Gold- und Silbergehalts der Münzen – beides führte zu mehreren Aufruhren unter dem Volk und vor allem den Händlern.
* Der „Temple“ von Paris als Finanzzentrum Frankreichs
Vor seinem Schlag gegen den Templerorden verfügte die französische Krone über zwei Staatskassen: eine im Louvre und eine im Haupthaus der Templer, dem ‚Temple’ von Paris deponiert, wo sich auch der Rechnungshof befand. Das Ordenshaus war damit nicht nur ein als sicher betrachteter Verwahrort für den Staatsschatz, sondern ein regelrechtes finanzielles Zentrum, von dem aus im Namen der Krone Transaktionen stattfanden, das als ‚Bank’ genutzt wurde, in das Einkünfte des Königreichs geschickt wurden und dessen Schatzmeister, ein Templer, dreimal jährlich einen Rechenschaftsbericht an den König ablieferte. All dies auf Grund von Privilegien, die frühere französische Könige dem Orden gewährt hatten. Die in Paris in den Händen der Templer befindlichen Ressourcen (wenn auch nicht ihnen voll und ganz gehörend) waren damit umfangreich, hinzu kamen die Immobilien und die Einkünfte aus denselben. Dies konnte Philipp IV. nicht entgangen sein – er scheint sich von der Abhängigkeit gegenüber dem Orden befreien gewollt zu haben. In dem er einen bereits früher angewandten Mechanismus der Häresieanklage gegen die Templer in Bewegung setzte, glaubte er offenbar die Lösung für mehrere Probleme anzugehen: zum einen die finanzielle Notlage, zum anderen die von staatlicher Gewalt ausgenommene, dem Papst unterstellte Autarkie diverser Orden und letztlich die Unabhängigkeit der römisch-katholischen Kirche selbst. Ob Philipp IV. zu irgendeinem Zeitpunkt des Prozesses tatsächlich glaubte, der Orden sei von häretischem Gedankengut durchsetzt sei dahingestellt, darf aber stark bezweifelt werden: denn er bemühte sich nach Kräften, jedwede Möglichkeit einer Verteidigung von vorn herein auszuschalten, bzw. sie im Nachhinein zu diskreditieren, und er erpresste Papst Clemens V. mehrmals, um genehme Entscheidungen hinsichtlich der Verurteilung der Templer zu erhalten.
* Ordensinterne Gründe?
Warum die Templer? Hierfür gibt es mehrere Gründe, von denen einige oben bereits angeführt wurden: der Orden war, im Gegensatz zu etwa den ebenfalls kirchenpolitisch bedeutsamen und direkt dem Papst unterstehenden Cisterciensern oder den Bettelorden eine nicht zu unterschätzende a) Finanzmacht und b) militärische Macht, die König Philipp IV. bei seinen staatspolitischen Absichten im Wege stand oder von der er zumindest meinte, sie könne ihm unter gewissen Umständen im Wege stehen. Der Orden hatte zudem das Pech, seiner eigentliche Daseinsberechtigung, der Verteidigung der Christen und der Heiligen Stätten in Palästina, nicht mehr nachkommen zu können. Der letzte Rückeroberungsversuch mit Beteiligung des Ordensmeisters Jacques de Molay war 1302 kläglich gescheitert; neue Kreuzzüge blieben in der Planungsphase. Und während es den Johannitern gelang, sich auf der Insel Rhodos eine neue Operationsbasis mit Blickpunkt Orient zu erobern, verlegten die Templer unglücklicherweise den Ordenssitz nach Paris.
Ein Rückgang der Attraktivität des Ordens als Adressat für Schenkungen und Konversionen ist nur insofern festzustellen, als alle ‚traditionellen’ Orden in dieser Zeit Einbußen erlitten vor den ‚modernen’ Ordensformen der Bettelorden. Eine zunehmende Verarmung des Adels hatte hier ebenfalls Einfluss. Dennoch gibt es Eintritte in den Templerorden bis zum Jahr 1307, ebenso Schenkungen und Privilegien von kirchlicher und weltlicher Seite – auffällig große Einbußen scheint der Ruf also VOR der inszenierten Infamierung durch König Philipp nicht erlitten zu haben.
Fest steht, dass sowohl die einfachen Brüder als auch die Ordensführung von dem gegen sie in die Wege geleiteten Prozess mit seiner neuen, noch nicht einmal approbierten Form, völlig überfordert waren. Bereits mit der ersten Anklageschrift und dem ersten, widerrechtlich vor den Beamten des Königs geführten Verfahren, war dem Prozess eine Zielrichtung gegeben worden, aus dem der Einzelne schwerlich entkommen konnte.
Zitat ENde.
Was spezifisch den Baphomet betrifft, so handelt es sich zweifelsfrei erwiesen um die provencalische Aussprache des Mohamed-Namens, so zu finden in prov. Heiligenviten. Hab mal einen Aufsatz über das Problem verfasst, in dem zu finden ist, welche ikonographischen und kulturellen Vorbilder die Inquisitoren ausbeuten, oder woran sich die befragten Zeugen in ihrer Not, irgendwas auszusagen, orientierten:
Krüger, A.: Das Baphomet-Idol. Ein Beitrag zur Provenienz der Hauptvorwürfe gegen den Templerorden, in: Historisches Jahrbuch 119 (1999), 120-133.
Die Konnotation "Templer-Geheimwissen (nicht im Sinne von Häresie strenggenommen)" kommt, soweit ich darüber im Bilde bin, erste mit der Freimaurerei vom Schottischen Ritus und ihren kleineren Vorgängern auf, also frühestens im 16. Jh.