Autor Thema: Templer Gaukler und Narren  (Gelesen 14269 mal)

Berthold von Krukow

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #15 am: 09. August 2006, 22:40:18 »
Ich möchte hier auch noch meinen Senf dazu geben und gebe deshalb mal zu bedenken, daß wir über den Orden als solchen gar nicht urteilen können. Warum nicht? Wir reden über eine Epoche, die von ca. 1120 bis 1312 reicht, also schlappe 200 Jahre. In dieser Zeit bestimmten 23 Großmeister das Geschick des Ordens, jeder mit anderen Prioritäten und persönlichen charakterlichen Zügen. Die hohen Ideale eines Hugo de Payens werden in der ersten Zeit sicherlich hochgehalten worden sein. Unter anderen Großmeistern war das wieder ganz anders. Gerard de Ridefort beispielsweise war ein Emporkömmling, der den Orden für seine privaten Ziele ausnutzte und ihn so arg unterlief, daß man sagte es sei Saladins wirksamste Waffe gegen die Christen gewesen. Und so hat jeder Großmeister den Orden mehr oder minder geprägt, denn er war entsprechend der jeweiligen herrschenden Meinung im Orden gewält worden.
Das Bild des überheblichen Tempelritters, der sich nicht mit dem einfachen Volk abgibt und eher unter seines Gleichen bleibt, dürfte eher der Niedergangsepoche des Ordens entstammen. Wahrscheinlich wurde da reichlich gebechert und so der eine oder andere deftige Witz über den gemeinen Pöbel gemacht. In der Anfangsphase des Ordens hingegen als es um den Schutz der Pilgerer ging und der einfache Pöbel genau die Zielgruppe des Ordens war, die zu beschützen war, da mochte es ganz anders gewesen sein.
Insofern war Deine Frage doch recht uneindeutig - Denska.

Gruß Berthold
Wenn wir vergessen wer wir waren, hören wir auf zu sein wer wir sind.

Heinrich von Hohenfels

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #16 am: 10. August 2006, 09:57:39 »
Niedergang nach 1291 ?

Hier muss man mal erwähnen, dass die Templer zusammen mit den Johannitern und angeheuerteten Söldnern im Jahr 1300 einen Kriegszug nach Syrien machten. Dabei wurde die Insel Ruad von den Templern erobert und 2 Burgen auf der Insel ausgebaut.
Nur dumm, dass da keine Wasserversorgung war und die Sarazenen 1302 die Insel wieder eroberten. Selbst 1306 war ein neuer Kreuzzug in Planung.

Also nix da mit: "Nach 1291 hatten die Templer keine Aufgabe mehr".

Zu dem Spruch "Saufen wie ein Templer". Hat hier jemand eine Primärquelle ? Ich denke, dass es sich hierbei wieder um einen "rosa Kriegselephanten" handelt. Sprich, der Spruch kam mal in einem Buch und wurde immer wieder erwähnt, bis jetzt jeder glaubt, dass man das auch 1307 so gesagt hatte. Ich habe bis jetzt noch keinen Beleg für diesen Spruch gefunden.

Natürlich waren die Templer keine frommen Brüder, sonst gäbe es in der Regel nicht so viele verstöße, aber die wurden ja auch geahndet.

Wer mal in die Regel schaut, wird sehen, dass der Besuch von Gasthäusern untersagt war. Nur wenn man einen kirchlichen Würdenträger eskortierte. Muss mal schauen, welcher Artikel das ist.

Alkohol wurde natürlich getrunken. In der Regel, steht, dass 2 Mann aus einer Schüssel essen konnten, aber jeder seinen eigenen Becher Wein hatte. Ob der dann mit Wasser gestreckt war, hing vom Komtur ab. Steht auch in der Regel.

Auf Reisen sollten die Templer die Komtureien der Johanniter oder Klöster als Unterkunft aufsuchen.
Wahrscheinlich haben die dann auch mal mit der "Konkurenz" einen gebechert. Da es aber um 4 Uhr zum Morgengebet ging, dürften die da auch keine Exzesse abgehalten haben.

Natürlich gab es wohl auch Ausnahmen. So sollen ja in Flandern zwei Templer 1307 der Verhaftung entkommen sein, da sie im Bordell waren.
Zumindest laut einem Terra-X Buch. Quelle wird da nicht genannt.

Man darf die Templer ja auch nicht mit einer heutigen Armee vergleichen. Da war ja nix mit Freitag nach Dienstschluss in die nächste Stadt gehen und Saufen, Prügeln, Poppen.
Ein Templer hatte auch keinen Fronturlaub. Wenn sie keine Krieger waren, waren sie Mönche und wenn sie im Krieg waren, dann waren sie auch Mönche.

Das mit dem Bier brauen ist ja ne nette Theorie, allerdings hatten sie es wohl eher mit Wein. Sehr viele Orte, an denen Komtureien waren, sind Weinbaugebiete.

Gruß Heinrich

Daniel

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #17 am: 10. August 2006, 10:08:00 »
Kann mich dir nur anschließen!

Mal kurz überlegt was müsste ein Templer auf sich nehmen um in einer Taverne einkehren zu dürfen:

1. er muss seinen Komtur um Erlaubnis bitten sich von der Komturei entfernen zu dürfen. Das wird dieser garantiert nicht ohne triftigen Grund erlaubt haben!
2. muss er ja wohl Geld mitnehmen ansonsten wurde der Spruch lauten betteln wie ein Templer. Da dies aufs strengste verboten war (Geld zu besitzen) ist dies das Ausschlußkriterium schlechthin! Es wird garantiert nie einen Templer gegeben haben der in eine Taverne eingekehrt ist nur um des Einkehrens willens. Er wird immer im Auftrag unterwegs gewesen sein. Sein Geld, dass er vom Ballif oder Komtur erhalten hat wird eine Bestimmung haben und peinlichst genau abgezählt sein, denn schließlich steht der Verlust des Mantels auf dem Spiel!
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Berthold von Krukow

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #18 am: 10. August 2006, 13:25:57 »
Es wäre auch möglich, daß Templer ausgestattet mit den nötigen Finanzen zu bestimmten Zwecken in Tavernen und Spelunken einkehrten, nämlich im Auftrag ihres Komturs Das waren nämlich bevorzugt die Orte, an denen sich exkommunizierte Ritter treffen ließen, die zumindest nach der Übersetzung der französischen Regeln rekrutiert werden durften, um im Tempel ihr Seelenheil wiederzuerlangen.
Vielleicht mußte der eine oder andere Ritter auch etwas kräftiger "überredet" werden indem man ihn unter den Tisch soff - Wein ausschenken und heimlich selber Wasser bechern, weil der Ritter sollte ja zu Boden gehen und nicht der Templer.

Aber das sind Spekulationen, die mir so bei den letzten Beiträgen in den SInn kamen.

Gruß Berthold
Wenn wir vergessen wer wir waren, hören wir auf zu sein wer wir sind.

Sebastian v. Eschenbrück

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #19 am: 10. August 2006, 14:25:52 »
Zitat
320.
Kein Bruder darf ohne Erlaubnis in eine Stadt, einen Weiler, eine Burg, einen Garten, eine Meierei oder ein Haus gehen innerhalb einer Wergstunde vom Standquartier aus, außer wenn er mit einem Bruder Bailli geht, der befugt ist, ihn an diesen Ort zu führen.
Vergeßt auch nicht, daß jeder Bruder, sei es nun ein Konventsbruder oder ein Bruder Handwerker, sich hüten muß, in eine Stadt, einen Garten oder eine Meierei zu gehen, wenn sie nicht zu seiner Kommende gehört. Kein Konventsbruder oder Bruder Handwerker oder Bruder Handwerker darf ohne Erlaubnis, außer wenn ein dringendes Bedürfnis vorliegt, an einem Orte, der eine Meile oder weniger vom Ordenshause, wo das Standquartier der Brüder ist, entfernt liegt, essen oder Wein trinken. Wasser jedoch kann er ruhig trinken, wenn er Durst hat. Auch Wein würde er in diesem falle wohl trinken können, wenn er sich in Gesellschaft eines Bischofs, eines Erzbischofs oder eines andern kirchlichen Würdenträgers befände, der im Range höher steht als ein Bischof. Auch im Hospitale des heiligen Johannes kann er, wenn er Luft hat und durstig ist, wohl trinken; jedoch muß er es in der Weise thun, wie er es thun würde, wenn er zuhause wäre.

Absatz 320. ist da doch recht eindeutig... einige Absätze vorher ist auch noch die Rede wie mit Brüdern verfahren wird die mit einer Frau angetroffen werden. Also Unterhaltung wie man sie heutzutage aus militärischen Kreisen kennt dürfte wohl kaum drin gewesen sein. Und wenn doch hat man alles riskiert.

Martí

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Templer Gaukler und Narren
« Antwort #20 am: 10. August 2006, 16:28:44 »
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
...
Auf Reisen sollten die Templer die Komtureien der Johanniter oder Klöster als Unterkunft aufsuchen.
Wahrscheinlich haben die dann auch mal mit der "Konkurenz" einen gebechert
...

Gruß Heinrich

Die Templer hatten doch gute Beziehungen zu den Zisterziensern ;-)
Und gemeinsame Wege von Kloster zu Kloster sicher auch...




>>Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) besitzt am Jugendhof Rheinland bei Königswinter die historische Weinbaulage "Niederdollendorfer Heisterberg"...
... im 12./13. Jh. gerodet und 1329 erstmals im Zusammenhang mit Weinbau urkundlich erwähnt: An dieser Stelle hatte das Zisterzienser-Kloster Heisterbach Rodungen vorgenommen, um am „Heisterberg" Weinbau zu betreiben. Seitdem wurde hier ununterbrochen Wein angebaut...<<


Siehe:

Niederdollendorfer Heisterberg



Niederdollendorfer Heisterberg


Ruine Kloster Heisterbach


Martí
...Caminante, no hay camino
sino estelas en la mar...

(Antonio Machado)