@Markion und Berthold
Ich möchte Euch wirklich nicht zu nahe treten, aber könntet Ihr vielleicht ein paar Literaturangaben geben, mit denen Ihr Eure Behauptungen abstützen könnt? Und zwar solche Literatur, die man in jeder guten Stadt- oder Universitätsbibliothek finden kann, die den wissenschaftlichen Stand der Forschung berücksichtigt, die auch von anderen Historikern als Basis verwendet wird und die auf den erhaltenen Primärquellen basiert. Ich denke, dass würde manche Missverständnisse und Unklarheiten klären. Ich für meinen Teil bemühe mich, dies ebenfalls zu tun.
Es ist ja nicht so, wie gerne behauptet wird, dass alles historische Wissen rein subjektiv ist. Aufgrund der erhaltenen Quellen können vergangene Epochen mal mehr, mal weniger zumindest annähernd rekonstruiert werden, wenn auch bei manchen Teilfragen durchaus Raum für verschiedene Deutungen und Kontroversen bleibt, die im wissenschaftlichen Diskurs geklärt werden müssen. Natürlich ist es klar, dass die Forschung im Laufe der Zeit immer wieder zu neuen, die früheren Ergebnisse korrigierenden oder gar umwerfenden Ergebnissen kommt. Immerhin basiert Wissenschaft allgemein auf der Vorläufigkeit der gegenwärtigen Erkenntnisse, die aber wieder die Basis für zukünftiges Erkennen bilden. Aber zu behaupten, wir würden sowieso nichts wissen und dann munter drauf los zu spekulieren ist nun auch nicht das Wahre.
Wie gesagt, ich möchte Euch nicht auf die Füsse treten, allerdings zeigt die Literatur, die ich selber im Laufe der Zeit rezipiert habe und die von renommierten Mediävisten, Althistorikern und Theologen verfasst wurde und den Konsens der wissenschaftlichen Forschung wiederspiegelt, doch eher jenes Bild der Templer, welches in diesem Forum doch von der Mehrheit vertreten wird. Sicherlich ist es möglich und erlaubt, diesen Konsens in Frage zu stellen. Dies kann mitunter für die Forschung sogar bereichernd sein. Aber dann sollte man auch wirklich gut fundierte Argumente und Belege bringen, die die Richtigkeit der eigenen Thesen bestätigen können.
Vielleicht noch ein kurzes Wort in eigener Sache: Was mich an der Templerdarstellung fasziniert, ist es, ein Ideal (hoffentlich) vermitteln zu können, welches heute veraltet wenn nicht gar fragwürdig geworden ist: Nämlich die Mentalität von Männern nachzufühlen, die gleichzeitig Beter und Kämpfer sein wollten und bereit waren, sich in den Dienst einer Sache, nämlich des Kampfes für Gott, zu stellen und dabei auf viele Dinge zu verzichten, die für ihre aristokratische Herkunft identitätsstiftend waren (zu erkennen und zu begründen heißt allerdings nicht, aus heutiger Sicht deswegen auch alles gutzuheißen). Zu bedenken und zu erforschen, was einen Ordensritter des 12. Jh. bewegt hat und seine Umwelt zu erklären, die ihn und seine Werte geprägt hat, ist für mich bei weitem interessanter als alle Spekulationen über angebliches geheimes Wissen, abweichlerisches Denken (welches in seiner Form eher ins 20. als ins 12. Jh. passt) oder geheime Verbindungen. Die historische Wirklichkeit, soweit wir sie erkennen können, ist verschleiernden Mythen bei weitem vorzuziehen. (Ich hätte übrigens genauso einen Johanniter darstellen können, die dieselben geistigen Hintergrund wie die Templer hatten, aber Bruder Kai hat mich nun mal für den Tempel gewinnen können.)