Autor Thema: Neues Buch "Der Templerschatz"  (Gelesen 15236 mal)

Heinrich von Hohenfels

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Neues Buch "Der Templerschatz"
« Antwort #15 am: 06. September 2010, 17:53:51 »
Wow, jetzt habe ich schon den Gral gefunden und bin auch schon über die Bundeslade getappt und das ohne es zu wissen.

Natürlich die Kathedrale von Laon, ihre eigene Ordenskirche als Versteck wäre ja zu einfach gewesen.

:-)

Sareth

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Neues Buch "Der Templerschatz"
« Antwort #16 am: 07. September 2010, 10:55:01 »
genau...

schöne Filmszene: heimlich des nachts beim Bau der Kathedrale schleichen ein paar vermummte Gestalten durchs Gelände und bringen die Bundeslade unter... es gibt ein kleines Gemetzel, weil irgendein Typ das ganze beobachtet (wahrscheinlich ein Angehöriger des gegnerischen XYZ-Geheimordens), aber die "Geheimnisträger" schaffen es... die Krähen krächzen... und die Bundeslade ist in Sicherheit....

Benedikt von Söllbach

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Neues Buch "Der Templerschatz"
« Antwort #17 am: 14. September 2010, 13:04:01 »
Hallo, ich habe jetzt die Rezension fertig. Ich habe vorher gesehen, dass schon jemand ("Durchreicher") meine obige Zusammenfassung als Rezension bei Amazon gepostet hat. Darüber bin ich wirklich verärgert, denn ich wurde nichteinmal gefragt, und dabei hatte ich doch klargestellt, dass es sich um eine Vorab-Zusammenfassung handelt. Dass das ein Urheberrechtsverstoß ist, ist da finde ich noch das kleinere Übel. Ich finde es einfach unhöflich.
Wenn der oder die Verantwortliche das hier liest, würde ich mich freuen, wenn wir uns kurz hierzu austauschen könnten, weil mich die Beweggründe interessieren würden, nicht um sinnlos zu streiten.


So, der Text (der ist jetzt auch publizierbar):
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Tobias D. Wabbel: Der Templerschatz – Eine Spurensuche
Rezension von Benedikt Hallinger

Mit seinem Buch "Der Templerschatz – Eine Spurensuche" (erschienen am 23. August 2010 im Gütersloher Verlagshaus) legt Tobias Daniel Wabbel ein Werk vor, das zwar viele bereits bekannte Theorien zum Verbleib und der Gestalt des Templerschatzes aufgreift, diese aber zu einer neuen Spur verkettet, die durchaus im Bereich des möglichen liegen könnte.
Das Buch ist spannend geschrieben und auf jeden Fall eine Lektüre wert. Die Kapitel bauen logisch aufeinander auf und sind leicht verständlich - hier wird das Buch dem Untertitel "eine  Spurensuche" voll gerecht. Jedes Kapitel beginnt zur Auflockerung mit einem Zitat des fiktiven Archäologen Henry Jones Jr. - zu Anfangs wunderte ich mich, was Indiana Jones in einem - laut eigener Aussage - wissenschaftlichen Buch zu suchen hat, aber die Zitate passen nicht nur zu den jeweiligen Kapiteln, sondern auch zum Charakter des ganzen Werkes. Positiv abgerundet wird jedes Kapitel durch eine kurze aber präzise Zusammenfassung.

Eingangs gibt der Autor einen Kurzüberblick über die Templer. Dieser Überblick ist im allgemeinen gut gelungen, aber teilweise aus meiner Sicht etwas zu knapp gehalten. Durch diese starke Zusammenfassung schleichen sich leider ein paar kleine Fehler ein, die zwar der im Buch behandelten Theorie keinen Abbruch tut, aber dennoch Zweifel an der Recherchearbeit aufkommen lassen. Als Beispiel sei hier Geoffroy de Charnay genannt, der nie Großmeister war, ein weiteres gutes Beispiel ist die kurze Erläuterung der Ordensregel, bei der die Teile "Regel" und "Statuten" durcheinandergewürfelt werden, indem gesagt wird, sie wäre sehr ausführlich, aber gleichzeitig die Aussage folgt, dass die Regel keine Angaben über den Schutz der Pilgerwege enthielte: Die Regel von Troyes definiert tatsächlich recht allgemein vornehmlich monastische Angelegenheiten, die Statuten hingegen dann die Details wie militärisches Verhalten und die Struktur des Ordens. Hier finden sich, entgegen Tobias Wabbels Meinung, auch recht präzise Angaben über den Schutz der Pilgerwege. Auch die Gleichsetzung "Templerischer Reichtum=Gold" ist nur spekulativ und geht an der historischen Realität etwas vorbei: In einer Zeit, in der Macht über Landbesitz und den damit verbundenen Rechten ausgeübt wurde, war finanzieller Reichtum nicht so gewichtig wie heute, obwohl er freilich eine Rolle spielte. Historiker sind heute der Auffassung, dass der Reichtum der Templer weniger aus Geld, sondern mehr aus materiellen Gütern bestand, zumal Krieg eine Menge Geld kostet (wir erinnern uns daran, dass die meisten Schlachten verloren gingen, was massive Verluste nicht nur an Menschen, sondern auch an Material und Pferden nach sich zog, welche kostspielig ersetzt werden mussten) und der Orden nachweislich mehrere male kurz vor dem finanziellen Aus stand.

Nach dem Prolog folgt die Spurensuche, beginnend in der Gegend um Paynes, aus der der Ordensgründer stammte. Seine Thesen untermalt Tobias Wabbel über Fußnoten mit Quellen, die am Ende des Werkes in einem eigenen Abschnitt aufgeführt sind. Als Historiker wünscht man sich vermutlich allerdings mehr als "nur" knapp 400 Fußnoten, von denen die meisten leider aus meist populärwissenschaftlicher Sekundärliteratur stammen. Manche Fußnotensetzungen sind zudem nicht gut nachvollziebar, beispielsweise bei FN 12: Der Text erzählt von einer Templerpuppe in Museum, die dem Autor keine Ausklunft über die Entstehung des Ordens geben könne, die Fußnote hingegen gibt uns Auskunft darüber, wer der Ansicht des Autors nach die Experten auf dem Gebiet der Templer seien.
Es entsteht der Eindruck, dass der Autor, abgesehen von seinen Besuchen an den Originalschauplätzen, entweder kein ausführliches Primärquellenstudium betrieben, oder dieses nicht in seinem Werk dargelegt hat. Es werden mancherorts auch hoch spekulative Verbindungen geknüpft, die später als Fakt weitergenutzt werden, wie beispielsweise die Verbindung über Abt Suger über Bernhard zu den Templern, die so dargestellt wird, als hätten sich Templer und Suger überspitzt gesagt quasi täglich getroffen. Natürlich hatten die Templer und die Zisterzienser enge Kontakte, aber die Zisterzienser waren nicht die alleinigen Vorbilder der Templer - es finden sich sehr viele benediktinische sowie augustinische Elemente in ihrer Regel.
Auch die These, dass die Templer häbräische Texte untersuchten und in der Folge sogar selbst dem Judentum zugewandt gewesen wären, ist rein spekulativ und mitnichten "Fakt" - der "Link" wird über Hugo von Paynes und Hugo von der Champagne geknüpft, obwohl für die postulierten Aktivitäten sämtliche Belege fehlen. Nur die Verbindung zwischen diesen beiden Personen erscheint aus wissenschaflticher Sicht aber nicht als stark genug, um von einem "Beweis" zu sprechen. Auch an anderen Stellen wird oft von Fakten gesprochen, wo Fachkreise nur von Theorien und Möglichkeiten ausgehen.
Manchmal werden auch fehlende Belege als Beweis für eine gegenteilige Sache gewertet (zum Beispiel werden die angeblich fehlenden Aufzeichnungen über den Schutz der Pilgerwege in der Frühzeit als Beleg für die Grabungstheorie benutzt). Auch Ikonographische Darstellungen werden - mitunter durch Ignorieren gewandungskundlich gesicherter Fakten - mancherorts umgedeutet. Beispielsweise wird der normale und in dieser Form sher verbreitete Waffenrock des Ritters in Reims als "Mönchskutte" über der Rüstung umgedeutet, um eine zweifelhafte Verbindung zu den Templern zu erhalten. Obwohl solche Schlüsse auf den ersten Blick logisch erscheinen, sind sie dennoch kein Beleg, sondern höchstens ein Indiz und bedürfen einer näheren Prüfung. Solche Indizien werden dann aber leider benutzt um angebliche Fakten zu schaffen, wodurch das Fundament der Hauptthese des Buches sehr wackelig wird, anstelle ehrlich von Möglichkeiten zu sprechen.
Auf der anderen Seite finden sich auch einige ansonsten nur wenig beachtete Bildnachweise wie das Steinrelief, welches  Mönche zeigt, die die Bundeslade tragen und die sehr viel mit den Templern gemeinsam haben. Sehr spannend und einleuchtend ist auch die Anordnung der Kathedralen nach Sternbildern und die Verbindung zu den Graffitis von Gisors. Leider wird aber auch in solchen interessanten Belegen nicht fundiert genug die Gegenthese ausgeschlossen - dass es sich im Falle der Bundesladenmönche nämlich schlicht auch um eine allegorische Darstellung handeln könnte und im Falle der Kathedralen der Zufall oder andere Faktoren eine Rolle gespielt haben könnte.


Zusammengefasst ist das Buch durchaus zu empfehlen, solange man sich keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse erhofft. Es ist schön flüssig und sehr spannend geschrieben. Es fällt schwer, das Buch wegzulegen, man fühlt sich wie in einem Indiana Jones Film oder einem guten Verschwörungsroman - eine "Spurensuche" eben. Meine Erwartungen an die wissenschafltiche Grundlage, die durch den Kurztext des Buches geweckt wurde ("Ein wissenschaftlich fundiertes Sachbuch"), wurde leider enttäuscht. Tobias Wabbel hat sich mit seinen knapp 400 Quellennachweisen wirklich viel Mühe gemacht, ich hätte mir aber mehr Nachweise bzw. stärkere Belege für die einzelnen Thesen gewünscht. Vor allem Belege aus Primärquellen hätten seine Thesen stützen können. Wie das Nachwort des Buches allerdings treffend schreibt ("Dem Autor [...] ist es zumindest gelungen, ein Fenster mehr im elfenbeinernen Turm einschlägiger Theorien zu öffnen."), kann das Buch eine neue sehr interessante These vorstellen, die nun durch die Forschung näher untersucht werden sollte.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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