Autor Thema: Architektur im Mittelalter  (Gelesen 18723 mal)

Isabella1192

  • Gast
Architektur im Mittelalter
« am: 11. März 2003, 11:31:44 »
Die Gotik...

Die Gotik in Deutschland ( 1250 - 1500 )

ZEITGESCHICHTE:

     Zeit der Kreuzzüge

     (1. Kreuzzug 1096; letzter unter Ludwig IX., dem Heiligen, 1270), der geistlichen Ritterorden, des Rittertums, der
     ritterlichen Dichtkunst (Troubadours), der großen Scholastiker (Scholastik (lat., "Schulwissenschaft"), die
     Wissenschaft und Philosophie des Mittelalters, wie sie an Universitäten, Kloster- und Domschulen gelehrt wurde.)
     (Albert Magnus, 1280, Thomas von Aquino, 1274). 1255 Gründung der Sorbonne. Beginnende Zentralisierung in
     Frankreich.

     Gotik nennt man die Zeitepoche des 13.- 16. Jahrhunderts. In dieser Zeit lösten sich die Menschen vom düsteren
     Ernst des romanischen Zeitalters. Ihre Furcht vor Gott wandelt sich zur Ehrfurcht. Der Mensch der Gotik wird
     innerlich frei. Diese Freiheit äußert sich in einer höheren Wertschätzung der irdischen Dinge. Wunderwerke der
     Kunst entstehen. Der früher im Glauben ängstliche Mensch wird nun im Glauben selig. Die verantwortliche
     Mitarbeit des Einzelnen zum Wohle der Gemeinschaft verstärkt sich.

     Zuerst war der Name "Gotik" als Begründung für den angeblichen Verfall der Künste durch die Goten
     gedacht. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrh. kommt es zu einer ehrenvollen Stilbezeichnung.

GOTISCHE BAUKUNST:

      Die zweite große Stilepoche des Mittelalters - von ca. 1250 bis 1500- bezeichnet
      man als Gotik. Ihre Ursprünge finden wir bereits im 12. Jahrh. in Frankreich.
      Italien, England und Spanien besitzen ebenfalls zahlreiche gotische Baudenkmäler.
      Mit der Gotik verlässt die mittelalterliche Kunst endgültig die römische
      Überlieferung; sie erweist sich als eine von antiken Einflüssen befreite
      Neuschöpfung des Nordens. Der wesentliche Unterschied gotischer Bauwerke
      zur romanischen Bauform besteht in der Anwendung neuer Architekturteile:
      Kreuzrippengewölbe, Spitzbogen und Strebewerk. Sie ermöglichen eine starke
      Höhenentfaltung, neue Grundrissformen, die nicht mehr an das Quadrat gebunden
      sind, sowie eine weitgehende Auflösung der Mauer in Fenster, Tore und
      steinernes Schmuckwerk. Innen und außen weicht die massige Materie des
      romanischen Bauwerks einer Kunst der Schwerelosigkeit und Entkörperlichung
      des Raumes.



KIRCHENBAUTEN DER GOTIK

KÖLN, STRAßBURG, ULM, MARBURG, FREIBURG, PARIS, REIMS UND CHARTRES

PROFANBAUTEN

MARIENBURG, RATHÄUSER IN MÜNSTER UND BRÜSSEL. HOLSTENTOR IN LÜBECK

SONDERFORMEN

SPÄTGOTISCHE HALLENKIRCHEN: WIEN, MÜNCHEN UND NÜRNBERG

BACKSTEINGOTIK: MARIENKIRCHE IN LÜBECK

PLASTIK:

     Nur in der Baukunst -nicht in Plastik und Malerei- läßt sich der gotische Stil einigermaßen genau erfassen und
     abgrenzen. Noch stärker als in der Romanik erhält die gotische Steinplastik ihre Konzeption von der Architektur,
     und niemals haben diese beiden Kunstformen enger zusammengewirkt als im 13. und 14. Jahrh.. Der Reichtum der
     Skulpturen entfaltet sich besonders zu Portalen, Fassaden, Vorhallen, Chorschranken und Pfeilern. Die starke
     Bildniskraft und monumentale Formgebung spätromanischer Plastiken in Naumburg und Bamberg hat die Gotik
     nicht erreicht; ihre Formen werden beweglicher, geschwungener (S-Linie), eleganter und lösen sich allmählich
     stärker aus der Wandfläche. Diese Tendenz einer Verselbständigung der Figuren kommt der Holzplastik entgegen,
     die am Ende des Mittelalters in Tilmann Riemenschneider, Veit Stoß, Michael Packer u. a. einen künstlerischen
     Höhepunkt erreicht. Beliebte Motive werden das Vesperbild (Vesperbild (ital. Pieta). Plastische Gruppe Mariens
     mit dem toten Christus auf dem Schoße. Der Name bezieht sich auf das Geschehen am Abend (lat. vesper) nach
     Kreuzabnahme und auf die Vesper, den Abendgottesdienst wo dieses Geschehens gedacht wurde), Christus als
     Schmerzensmann, die Christus-Johannesgruppe und Maria mit dem Jesuskind. Flügelaltäre, Chorgestühl und
     Kanzel bieten sich der Holzschnitzkunst als bevorzugte Objekte an. Fast alle Holzfiguren sind bemalt und in Gold
     gefaßt.



                   Vesperbild (Pietà) aus dem Kloster Seeon im Chiemgau, Kalkstein, um 1400,

                                  München, Bayrisches Nationalmuseum

     MALEREI:

     Dem gotischen Kirchenraum fehlen die großen Flächen und damit die Voraussetzung für Wandbilder. Neue
     Möglichkeiten ergeben sich jedoch in der malerischen Gestaltung der Fenster. So ersetzt die gotische Glasmalerei
     gleichsam die durch die Baukonstruktion verdrängte monumentale Wandmalerei. Besondere Sorgfalt widmen die
     Glasmaler den hohen Chorfenstern. KÖLN-STRAßBURG-MARBURG Das Tafelbild ist eine Neuschöpfung der
     Gotik. Es entsteht in einer Verbindung zur Holzplastik mit der Entwicklung des Altars zum Flügelaltar.



                    Flügelaltar. St. Wolfgang (Österreich) von Michael Pacher (um 1435-1498)

     Charakteristisch für die Malerei dieser Epoche wird die Abkehr von der linearen, flächenhaften Darstellung zur
     Erkenntnis der Raumtiefe, Körperlichkeit und realistischen Einzelbeobachtungen. Die Techniken des Holzschnittes,
     des Kupferstiches und der Ölmalerei werden angewandt. Zum bekanntesten Beispiel der Buchmalerei gehört die
     MANESSISCHE HANDSCHRIFT. In Köln, Prag, Nürnberg und anderen Städten entstehen Malschulen.

MALER DER GOTIK

     STEPHAN LOCHNER, KONRAD WITZ, PETRUS CHRISTUS, MICHAEL PACHER

Wer dazu mehr wissen möchte:

Gotik-BRD

Hier zur Gotik allegemein: Gotik allgemein

Isabella1192

  • Gast
Architektur im Mittelalter
« Antwort #1 am: 11. März 2003, 22:31:57 »
Hier nun die Romanik:

Kunstgeschichte
Die Romanik (1000 - 1250)
 
Die Baukunst

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   Die Romanik fasst Bauformen römischer, fränkisch-karolinischer und arabischer Herkunft zusammen und verbindet sie zu einem einheitlichen Stil. Die Kennzeichen sind der halbkreisförmige Rundbogen, große ebene Flächen, dicke, wehrhafte Mauern und massive, blockhafte Formen. Der Kirchenbau übernimmt die Form der römischen Basilika. Eine Basilika ist nun eine mehrschiffige Kirche, deren Mittelschiff die Seitenschiffe überragt.

Der Grundriss
Der Grundriss der romanischen Kirche gleicht einem Kreuz. Der Querbalken des Kreuzes wird als Querhaus bezeichnet, den senkrechten Kreuzbalken unterhalb des Querhauses bildet das hohe Mittelschiff. Das Rechteck, das ihre Überschneidung bildet, wird als Vierung bezeichnet, sie ist die Maßeinheit des Baues, das Joch. Die Verlängerung des Mittelschiffes über die Vierung hinaus ergibt den einjöchigen Chor, der der Geistlichkeit vorbehalten blieb. Die halbrunde Nische, die den Chor abschließt, nennt man Apsis. Das Mittelschiff wird im Süden und Norden von zwei Seitenschiffen eingerahmt, sie sind halb so breit wie das Mittelschiff. Zusammen bezeichnet man diese drei Bauteile als Langhaus.
 
 
   
 
Um den Druck der Deckenlast abzufangen und den Durchgang zu den Seitenschiffen zu ermöglichen, trennte man Mittelschiff und Seitenschiffe durch Säulen (runder Querschnitt) oder Pfeiler(quadratischer Q.), die immer an den Jochenden stehen.
Der große Druck des Deckengewölbes ließ nur kleine Fensteröffnungen zu. Die Rundbogenform der Fenster und Portale (Eingänge) ist das charakteristische Kennzeichen der romanischen Baukunst Auch als Schmuck der Außenwände wurde der Rundbogen verwendet. Waagrecht verlaufende Schmuckbänder bezeichnet man als Rundbogenfries, senkrechte Bögen, die zur Wandgliederung vorgemauert wurden, als Blendbögen. Der Westgiebel der Kirchen war die geschmückte Schauseite, an der die Bildhauer und Glasmaler ihre Kunst zeigen konnten.
 
 
Rundbogenfries    
 
 
Die Bildhauerei

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romanische Gewandfigur    Neben der Bauplastik konzentriert sich die romanische Bildhauerei auf den Buchschmuck und die religiöse Kleinkunst. Da die Künstler hinter ihrem Werk, das sie im Dienst der christlichen Verkündigung erstellten, zurücktraten, kennen wir keine Künstlerpersonen aus dieser Zeit. In der Bauplastik spielen die Proportionen des Körpers keine Rolle, es überwiegt der Symbolgehalt der Figuren. Die Falten des Gewandes werden stark überzeichnet, man spricht daher von der romanischen Gewandfigur. Fast immer sind diese Figuren von pflanzlichen Zierformen begleitet.
Die Skulptur bleibt immer der Architektur verhaftet, deshalb ihr säulenartiger Charakter. Neben dem Säulenschmuck finden die Steinbildhauer in den Kapitellen (oberer Abschluss der Säulen) ein weiteres Aufgabenfeld.
   
romanische Säulenplastik
 

Elfenbeinschnitzerei   Aus Elfenbein werden oftmals die Verzierung der Buchdeckel kostbarer Handschriften geschnitzt.
Metallarbeiten finden wir an bei den Portalen der großen Dome, entweder komplett gegossen (Bernwardatür in Hildesheim) oder in Teilstücken getrieben.
Auch in der Bildhauerei erkennen wir die blockhaften Formensprache der romanischen Architektur.
   
 
 
Kapitell  
 
 
Die Malerei

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Buchmalerei   Ihre Kennzeichen sind die Flächigkeit durch den Verzicht auf Raumtiefe, feste Umrisslinien, symmetriebetonte Anordnung der Bildgegenstände und ausdruckstarke Gebärdensprache. Auch hier wird die Körperlichkeit der Figuren negiert und durch sinnbildliche Funktion von Farbe und Proportion ersetzt. Die Menschen im Mittelalter konnten mit Ausnahme der Geistlichkeit nicht lesen und Schreiben. Die Bibel lag nur in griechischer oder lateinischer Sprache vor, die Predigt der Gottesdienste erfolgte ebenso nur in Latein.
Um diesen Menschen die Heilige Schrift nahe zu bringen, waren die Wände romanischer Kirchen mit monumentalen Fresken (Fresko ist eine Maltechnik auf nassen Putz) überzogen. Man spricht von der biblia pauperum, der Bibel für die geistig Armen (= des Lesens und Schreibens Unkundigen).
In den klösterlichen Schreibstuben entstehen die Buchmalereien als bildhafte Vermittlung des Textes. Die Glasmalerei der romanischen Fensterrosen vermittelt einen ersten Eindruck himmlischer Pracht.
Die Malerei auf beweglichem Bildträger -in der Romanik zumeist Holz,- die Tafelmalerei, nimmt einen zarten Anfang auf ihrem Weg durch die abendländische Kunst.
Großformatige Wandteppiche dienen ebenfalls der bildlichen Erzählung historischer und biblischer Geschichten.
 
 
 

Gast

  • Gast
Architektur im Mittelalter
« Antwort #2 am: 13. März 2003, 00:12:17 »
Interessant wie die Spannung und Bewährung berechnet wurden ! Isomaße gab es noch nicht ...haben Glasmaler mehr gewußt ? Wußten sie das Glas im Laufe der Zeit anders reagiert oder korrodiert als Gemäuer ?

Isabella1192

  • Gast
Architektur im Mittelalter
« Antwort #3 am: 13. März 2003, 11:07:11 »
Hm.... das ist eine interessante Frage, die Du da stellst...
Muss ich mich mal versuchen "schlau" zu machen...

Erstmal noch ein Herzliches Willkommen hier im Forum und viel Spass beim diskutieren ;o)