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Darstellung => MA Szenen Templer / Templerreenactment => Thema gestartet von: Jorge von Brunswik am 15. Dezember 2010, 19:35:41

Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 15. Dezember 2010, 19:35:41
Hallo Schwestern und Brüder!

Ich muß mal wieder das leidige Thema Stiefelsohlen ( Schuhsohlen ) ansprechen. Hat jemand irgendwelche zuverlässigen Abbildungen, oder auch Texte über die Beschaffenheit  der Schuhe/ Stiefel der an den Kreuzzügen beteiligten Ritterorden?
Natürlich hatte man zu der Zeit Ledersohlen unter seinem Schuhwerk.
Nur habe ich noch keine Belege über die Oberflächenstruktur, z.B. Nägel oder ander Profilstrukturen gefunden.
Ich kann mir nun wirklich auch nicht vorstellen, daß unsere ehrenwerten Templer auf glatten Ledersohlen durch Palästina rutschen mußten, hätte es doch Ihre kämpferischen Erfolge erheblich geschmälert.
Nein, nun mit Ernst zum Thema, ich würde mich freuen, wenn Ihr etwas darüber wisst.

Grüße an Alle, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Alesandro von Hainichen am 15. Dezember 2010, 20:21:33
Also alle mir bekannten Funde und Abbildungen sprechen von glatten Ledersohlen - erst im SpäMi tauchen genagelte Sohlen auf, auch unter genagelte Lederstreifen sind zu der Zeit hoch spekulativ.

Sorry - doch rutschen *jokely*
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Heinrich von der Losheide am 16. Dezember 2010, 08:08:43
ich würd mir lederstreifen quer unter die sohlen machen lassen...lieber etwas spekulativ als den leuten von damals jegliche intelligenz abzusprechen ;)
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 16. Dezember 2010, 09:18:55
Moin Heinrich!

Ja, da hast Du wohl recht. Ich denke auch, daß man gerade für kämpferische Einsätze sich im Hochmittelalter auch schon Gedanken gemacht hat, stets einen sicheren Stand zu haben. Und das geht nun mal mit glatten Ledersohlen nicht besonders gut. Man versuche doch nur einmal, im Sturmlauf eine mit längerem Gras bewachsene Anhöhe zu erstürmen. Das gleiche stelle man sich auf sandigem Untergrund vor.
Meine Vermutung geht dorthin, daß man die Darstellung, oder auch Beschreibung solcher griffsicheren Schuhsohlen als nicht so wichtig erachtete, weil sie ( viellecht??? ) selbstverständlich waren.
Nun suche ich trotzdem nach geeigneten Quellen, da ich ja soweit möglich meine Ausrüstung auch authentisch halten möchte.

Gruß, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 16. Dezember 2010, 09:20:34
Zitat
Hat jemand irgendwelche zuverlässigen Abbildungen, oder auch Texte über die Beschaffenheit der Schuhe/ Stiefel der an den Kreuzzügen beteiligten Ritterorden?
Schau dir dazu doch die vielen Fundkataloge an, die Funde aus London, Schleswig, Haithabu und anderen haben gerade bezüglich Schuhe einen großen und aussagekräftigen Umfang.
Die Gestaltung der Sohle (und auch deren Form) hängt ganz wesentlich von der Zeit ab.
Speziell um 1200 (lt. deinem Profil) war das (zusammengefasst) fast immer eine einzelne einfache Ledersohle ohne irgendwelche Beläge oder Benagelungen, die Form war wenig bis gar nicht tailliert.

Zitat
ich würd mir lederstreifen quer unter die sohlen machen lassen...lieber etwas spekulativ als den leuten von damals jegliche intelligenz abzusprechen
Ich glaube nicht, dass es nötig ist, beim Schuhwerk zu spekulieren. Hätten wir in allen Kleidungen so viel Fundmaterial vorliegen, wie bei Schuhen, müssten wir weit weniger raten.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das weniger mit Intelligenz, als mit sozialen Gegebenheiten zu tun hat. Wir können heute alle zusammen eigentlich nicht mehr "richtig" laufen, sind durch Asphalt und Pflaster nicht mehr an unebenen Untergrund gewöhnt und deshalb unterscheidet sich unser Gang auch von dem damaligen (Leute mit viel Bergsteigererfahrung und mehr noch Speläologen können das sicher nachvollziehen): Der Schwerpunkt des Körpers lag anders und man ging sicherlich nicht so locker-flockig durch die Gegend, sondern schaute auf den Weg und bewegte sich entsprechend dem Untergrund. Ein Vergleich, der das vielleicht illustriert ist heute ein vereister Gehweg: Dort muss man auch anders gehen als auf dem unvereisten Stück davor, wer das nicht tut, den hauts halt hin.
Die damals hatten es meinerAnsicht nach einfach nicht nötig, die Sohlen zu profilieren, ansonsten hätten sie es gemacht, genau das ist aber weder durch Nadelstiche an den erhaltenen Sohlen, noch durch Riemenreste noch durch sonstige Belege nachweisbar - und wir sprechen hier nicht nur von ein paar hundert erhaltenen Schuhen.

Ganz davon abgesehen habe ich zwei schmale Riemen zum binden, die ich mir während der Schlacht unter die Schuhe binden kann. Ich habe das aber nur zweimal gemacht, weil der Zusatznutzen einfach zu klein war.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Bruder Kevin am 16. Dezember 2010, 11:54:27
Hier kann ich Ben in seinen Aussagen nur unterstützen.

In der Ausstellung "Aufruhr 1225" wird u.a. ein Halbstiefel des 12./ 13. Jhrd. ausgestellt. Bei der Sohle handelte es sich laut Aussage des "Museumsführers" um eine einfache Ledersohle ohne Profil o.ä. Fotos waren im Museum leider nicht erlaubt.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 16. Dezember 2010, 14:51:02
Naja, die alten Recken können uns ja leider darüber nichts mehr persönlich berichten, wie gut oder schlecht die Waffenführung selbst mit einer gewissen Fußakrobatik vonstatten ging.
Ist jemand bekannt, ob es auch Funde alten Schuhwerks der Ritterorden in Akkon, Jerusalem etc. gibt?

Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Xia am 17. Dezember 2010, 13:24:30
Hallo Jorge,

die klassischen arabischen Schuhe hatten auch kein Profil, haben sie bis heute nicht, das darauf schliessen könnte, das die Kreuzfahrer dies auf ihre Schuhe appliziert hätten. Zumal ein durchgenähter Schuh (das Problem habe ich grade mit Good-year genähten Ledersohlen an Westernstiefeln) mit einem organischen Faden bei steinigen und sandigem UNtergrund viel schneller aufdröselt und hopps geht als eine wendegenähte Sohle. Und Sohlennägel sind wie Alesandro gesagt hat erst ab dem Spätmittelalter belegt.

Aber probiers mal aus: Geh auf einen steinigen Untergrund und versuch damit zu sliden: Funktioniert nicht, weil die Steine bremsen. Rutschen tu ich persönlich nur auf einer feuchten Wiese und das tu ich auch mit meinen genagelten Schuhen.

Lg, Sanni
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Bruder Kevin am 17. Dezember 2010, 15:24:06
Zitat
Original von Xia
Hallo Jorge,

die klassischen arabischen Schuhe hatten auch kein Profil, haben sie bis heute nicht, das darauf schliessen könnte, das die Kreuzfahrer dies auf ihre Schuhe appliziert hätten. Zumal ein durchgenähter Schuh (das Problem habe ich grade mit Good-year genähten Ledersohlen an Westernstiefeln) mit einem organischen Faden bei steinigen und sandigem UNtergrund viel schneller aufdröselt und hopps geht als eine wendegenähte Sohle. Und Sohlennägel sind wie Alesandro gesagt hat erst ab dem Spätmittelalter belegt.

Aber probiers mal aus: Geh auf einen steinigen Untergrund und versuch damit zu sliden: Funktioniert nicht, weil die Steine bremsen. Rutschen tu ich persönlich nur auf einer feuchten Wiese und das tu ich auch mit meinen genagelten Schuhen.

Lg, Sanni

Zum Gruße,

ich würde jetzt nicht sagen, dass "Sohlenägel" nun erst ab dem Spätmittelalter belegt sind, sondern eher, dass man erst dort wieder auf diese Art des Sohlenprofils gestoßen ist.

Bereits die römischen Legionäre hatten unter ihren Schuhen (Caliga) gewölbte Stiefelnägel aus Eisen (oder auch Dornen genannt) (Nachweis: Römisches Museum in Xanten oder auch Köln).
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Xia am 17. Dezember 2010, 18:29:24
Zitat
Original von Bruder Kevin


ich würde jetzt nicht sagen, dass "Sohlenägel" nun erst ab dem Spätmittelalter belegt sind, sondern eher, dass man erst dort wieder auf diese Art des Sohlenprofils gestoßen ist.

Bereits die römischen Legionäre hatten unter ihren Schuhen (Caliga) gewölbte Stiefelnägel aus Eisen (oder auch Dornen genannt) (Nachweis: Römisches Museum in Xanten oder auch Köln).

Ist so ansich richtig - allerdings hat es für uns HoMis keinerlei Gewicht, das schon Römer Sohlennägel kannten, wie alles was vor unserer Darstellungszeit liegt und bis in unsere Darstellungszeit nicht mehr genutzt wurde ;)
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 17. Dezember 2010, 19:56:56
Sei gegrüßt Xia!

Das Thema brennt doch wirklich vielen unter den "Sohlen". Man möchte seine Darstellung ja möglichst authentisch halten, aber gerade deshalb suche ich nach Nachweisen, daß unsere "Darstellungsvorbilder" auch schon  einen sicheren Stand auf all ihren beschwerlichen Wegen genossen.
Vieles spricht ja wohl dagegen, obwohl...spekulativ gesagt, der Beitrag von Bruder Kevin bezüglich der römischen Caligae den Gedanken zulässt, daß die Völker mit denen die Römer ( unfreiwilligen!!! ) Kontakt hatten, diese Erungenschaft der Nagelsohlen wie so vieles andere auch übernommen haben könnten. Wäre ja eigentlich schon fast logisch, wenn man bedenkt, wie viele Dinge wir von den Römern übernommen haben.
Ich suche fieberhaft nach Hinweisen auf Funde von Stiefeln/Schuhwerk der Ritterorden im "heiligen Land", habe schon im Netz herumgesucht, bislang ohne konkrete Hinweise. Weisst Du vielleicht näheres darüber?

Herzliche Grüße, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Xia am 18. Dezember 2010, 15:34:04
Hallo Jorge,

ich habe mich mal schlau gemacht - explizit Lektüre zum Thema Schuhe im heiligen Land (bzw. Vorderasien) gibt es in keiner Sprache, die wir sprechen oder verstehen. Staufer und Salierband geben auch nichts her. Im Buch Schuhreste aus der Zeit der Staufer, Bd.2 könnte was drin sein, versprechen kann ich Dir nichts, da ich das Buch nicht kenne. Was ich noch machen würde, sind die Fundkataloge einzelner Fundorte zu wühlen, dabei kann Dir der Brockhaus der Archäologie weiter helfen um einen Überblick zu bekommen was wann wo in Vorderasien und wieso ausgegraben wurde um gezielt weiter zu suchen.

Ich muss Dir ehrlich sagen, das ich mich mit der Variante der glatten Ledersohle immer zufrieden gegeben habe und sie nie in Frage gestellt habe. Das Einzige was ich hin und wieder tat, war eine moderne Einlegesohle zu benutzen um nicht jedes Steinchen mitzunehmen.

Lg, Sanni
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 18. Dezember 2010, 21:06:28
Zitat
Original von Xia
Hallo Jorge,

ich habe mich mal schlau gemacht - explizit Lektüre zum Thema Schuhe im heiligen Land (bzw. Vorderasien) gibt es in keiner Sprache, die wir sprechen oder verstehen. Staufer und Salierband geben auch nichts her. Im Buch Schuhreste aus der Zeit der Staufer, Bd.2 könnte was drin sein, versprechen kann ich Dir nichts, da ich das Buch nicht kenne. Was ich noch machen würde, sind die Fundkataloge einzelner Fundorte zu wühlen, dabei kann Dir der Brockhaus der Archäologie weiter helfen um einen Überblick zu bekommen was wann wo in Vorderasien und wieso ausgegraben wurde um gezielt weiter zu suchen.

Ich muss Dir ehrlich sagen, das ich mich mit der Variante der glatten Ledersohle immer zufrieden gegeben habe und sie nie in Frage gestellt habe. Das Einzige was ich hin und wieder tat, war eine moderne Einlegesohle zu benutzen um nicht jedes Steinchen mitzunehmen.

Lg, Sanni

Guten Abend Xia!

Danke für Deine Bemühungen. In die von Dir empfohlene Materie werde ich mich mal reinarbeiten. Vielleicht finde ich ja da etwas näheres zu diesem Thema.

Naja, ich muß auch zugeben, daß mir das Thema Profil-/Nagelsohlen im Hochmittelalter wohl auch aus Sicherheitsgründen für die mich umgebenden Menschen und mich selber sehr wichtig ist, ohne auf Authentizität verzichten zu müssen.

Herzliche Grüße, Jürgen
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Xia am 19. Dezember 2010, 19:17:23
Hallo Jorge,

aber nochmal auf den Gedanken mit den glatten Ledersohlen zu kommen: Bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Ledersohlen grösstenteils noch glatt (sind sie auch heute noch), egal ob es Europa war oder Arbeitstiefel in den USA. Die von Bruder Kevin erwähnten Sohlennägel der römischen Legionäri in der Art und Beschlagsform kamen erst wieder beim Militär im zweiten Weltkrieg auf (welches Buch das belegt, muss ich nochmal Alesandro fragen, er hat mir diese Woche zu diesen Nägeln den Beleg des Wiederentdeckt werdens verraten). Sei bitte nicht zu enttäuscht wenn Du nichts zum Thema Profilsohle im Hochmittelalter findest.

Lg, Sanni
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 19. Dezember 2010, 21:57:41
Guten Abend Xia!

Ich habe gerade zum Tagesabschluß nochmal in´s Forum reingeschaut und Deinen neuen Beitrag zum Thema gelesen.
Jetzt sehe ich ja wirklich allmählig meine ganzen Hoffnungen auf standfeste Sohlen schwinden. Aber ganz aufgeben möchte ich ja doch noch nicht.

Herzliche Grüße, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 20. Dezember 2010, 09:27:39
Zitat
Jetzt sehe ich ja wirklich allmählig meine ganzen Hoffnungen auf standfeste Sohlen schwinden.
Wie gesagt,
nur weil wir heute nicht mehr standfest damit sind, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass das auch für usnere Vorfahren galt. Die Nägel bei den Legionären dienten (soweit ich weiß) auch mehr dem Schutz der Sohle, als dem besseren Stand. auf Pflaster ist der Stand sogar schlechter, weil die Nägel auf glattem Stein unglaublich glatt werden können.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Berthold von Krukow am 20. Dezember 2010, 12:07:44
Zum Thema Profilsohlen sei noch angemerkt, daß unsere Vorfahren ihre kostbaren und empfindlichen Schuhe und Stiefel auf Pflaster und bei nassem Wetter mit Trippen zu schützen pflegten. Mit Riemen am Fuß befestigt, sind (meine zumindest) auch relativ sicher beim Laufen.
Im Gefecht sind die natürlich nichts (oder zumindest sehr gewöhnungsbedürftig).
Ich habe unter meinen Schuhen durchweg Ledersohlen. Man gewöhnt sich an das "andere" Laufgefühl und ich hab damit auch keine Probleme mehr den Burggraben der Brandenburg zu erklimmen.
Der einzige Nachteil - nach zwei Jahren sind mal ein paar neue Sohlen fällig.

Gruß

Berthold
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 20. Dezember 2010, 12:11:59
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Zitat
Jetzt sehe ich ja wirklich allmählig meine ganzen Hoffnungen auf standfeste Sohlen schwinden.
Wie gesagt,
nur weil wir heute nicht mehr standfest damit sind, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass das auch für usnere Vorfahren galt. Die Nägel bei den Legionären dienten (soweit ich weiß) auch mehr dem Schutz der Sohle, als dem besseren Stand. auf Pflaster ist der Stand sogar schlechter, weil die Nägel auf glattem Stein unglaublich glatt werden können.

Hallo Benedikt!

Mag schon sein, daß die Menschen zu der Zeit besser mit den vorhandenen Gegebenheiten, so auch mit glatten Sohlen zurechtkamen. Man muß sich aber doch die Frage stellen, ob im Kampf viel Zeit für gekonnte Fußakrobatik war und ob nicht doch alle erleichternden Maßnahmen ergriffen wurden.
Mit den Nagelsohlen der Römer auf glattem Stein gebe ich Dir Recht, jedoch werden sie auf anderm Untergrund durchaus ihre Vorzüge gehabt haben. Die Römer sind ja auch sehr weit damit gekommen ( kleiner Scherz am Rande ).

Beste Grüße, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Lancelot Graf von Rothenfels am 20. Dezember 2010, 12:18:07
....die Römer sind damit auch weit gelaufen ...  *smoky*

Aber mal ohne Scherz - bei den Ledersohlen muss man unterscheiden!
Wenn du von neuen Glattledersohlen ausgehst, die rutschen ganz sicher ..... am Anfang - denn wenn sie erst aufgeraut sind dann hast du durch die natürlich struktur im Leder ( so wie Rauleder ) wieder einen besseren Halt.
Ist wie bei Schuhen für Turniertänzer. Die haben Rauhledersohlen die vor dem Tanzen mit einer kleinen Metallbürste aufgeraut werden um auf dem (glatten) Parkett besseren Halt zu haben.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 20. Dezember 2010, 13:06:45
Zitat
Original von Lancelot vom See
....die Römer sind damit auch weit gelaufen ...  *smoky*

Aber mal ohne Scherz - bei den Ledersohlen muss man unterscheiden!
Wenn du von neuen Glattledersohlen ausgehst, die rutschen ganz sicher ..... am Anfang - denn wenn sie erst aufgeraut sind dann hast du durch die natürlich struktur im Leder ( so wie Rauleder ) wieder einen besseren Halt.
Ist wie bei Schuhen für Turniertänzer. Die haben Rauhledersohlen die vor dem Tanzen mit einer kleinen Metallbürste aufgeraut werden um auf dem (glatten) Parkett besseren Halt zu haben.

Hallo Lancelot!

Interessanter Beitrag, das mit dem Aufrauhen der Sohlen ist eine gute Idee. Ich habe meine Stiefel, mit Ledersohle, als sie neu waren auch gleich einer "Feuertaufe" in Form von ausgedehnten Spaziergängen durch´s Gelände unterzogen. Doch muß ich sagen, daß mich das alles noch nicht so ganz zufrieden stellt. Die von Dir genannte Methode mit der Metallbürste werde ich mal ausprobieren.

Beste Grüße in die Ostmark, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 20. Dezember 2010, 14:33:37
Hallo Jorge,
in jedem Fall darf und soll man die Frage stellen. Es hilft uns aber nicht weiter, die sehr eindeutige Fundlage zu ignorieren und dann mit Römern und Kampferleichterung zu argumentieren.

Die Fundlage ist freilich urban und zivil, also nicht zu 100% auf den Einsatz zu Felde zu übertragen. Dennoch glaube ich nicht, dass falls sich im hochmittelalterlichen Krieg herausgestellt hätte, dass Sohlen mit Nägeln denen ohne Nägel signifikant überlegen gewesen wären, sich diese Erkenntnis nicht auch in den zivilen Funden niedergeschlagen hätten - und das haben sie nunmal nicht.

Es darf bei dieser Fragestellung auch nicht übersehen werden, dass wir vermutlich kein korrektes Bild von einer mittelalterlichen Kriegssituation haben und wir geneigt sind, heutige Gegebenheiten unbewusst zu übernehmen bzw. auf das Mittelalter zu transportieren. Ein Beispiel ist das von Hollywood oft benutzte Bild der Reiterabteilung, die über 300 Meter hinweg im Galopp auf den Feind anrückt, oder dem Helden der Schwertschwingend seinen Helm vom Kopf reißt. Oder der Annahme, dass die Krieger auf dem Feld in Einzelkämpfen die Schlacht entschieden, wofür sie natürlich Pferdeakrobatik und benagelte Schuhe brauchten.


Ich trage jetzt schon 5 Jahre das selbe paar Stiefel an vielen Wochenenden im Jahr und hatte bisher keine Probleme mit Standfestigkeit oder kaputten Sohlen.
Das einzige mal, als ich gravierend gerutscht bin und keinen Stand mehr hatte, war auf der Ortenburg vor zwei Jahren, als ich als Spießer an einem bestimmt 30° steilem Hang auf feuchtem Gras kämpfen musste. Aber so ein Schlachtfeld sucht man sich normalerweise auch nicht aus, das ist ein militärstrategischer Fehler, der einfach Menschenleben gekostet hätte und deswegen vermieden worden wäre.

Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund die Beleglage zu ignorieren und krampfhaft nach Nägeln unter den Sohlen zu suchen.

(p.s: ist nicht böse oder als Angriff gemeint, ich möchte dir eigentlich nur sagen, dass du vielleicht nur gedanklich in einer Art Sackgasse steckst)
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 20. Dezember 2010, 18:38:34
Guten Abend Benedikt!

Ich lasse diese aktuelle Lage zur Sache mal so im Raum stehen, ohne mein "Steckenpferd" Sohlen mit Nägeln oder ähnliches aus meinen Augen zu verlieren und das ohne Verbissenheit.
Da ja niemand alles wissen kann und auch die verschiedenen Wissenschaften, einschließlich der Archäologie ihr Erkenntnisspektrum immer wieder erweitern und auch viele alte Wissensstände revidieren muß, habe ich meine Frage auch hier im Forum gestellt, da sich ja gerade hier viele Menschen gleichen Interesses befinden, die über  lange fachliche Kompetenz verfügen.
Jedoch tritt der Mensch auf der Stelle, wenn er seinen Forscherdrang verliert.

Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Berthold von Krukow am 20. Dezember 2010, 21:41:40
Hallo Jorge,
eines sei hier noch angemerkt. Du darfst auch zwei Paar Schuhe / Stiefel verwenden.
Niemand wird Dir übernehmen, wenn Du die ledernen wendegenähten Schuhe ausziehst und durch welche mit Profilsohle ersetzt, wenn Du in eine Feldschlacht für Publikum ziehst, wenn Du darin den besseren Grip hast. Selbst Gummisohlen unter den Schuhen können da hilfreich sein, wenn man nicht den Halt und dadurch vielleicht seinen Kopf verlieren will. Sicherheit geht in jedem Falle vor. Nur sollten es eben keine Springerstiefel etc. sein. Bei CP-Schuhe findest Du unter KM-Schuhe tragbare Alternativen (KM wie Kreatives Mittelalter). Es gibt allerdings, wenn das aus ethich, moralischen Gründen für Dich nicht in Frage kommt, einen alten Trick. Du bindest einen Lederriemen mehrmals um den Fuß über dem Schuh. So hast Du einen autentischen Schuh und trotzdem genügend Grip sogar bei Schnee und Eis.
In der Darstellung im zivilen Bereich kannst Du ja dann wieder die "A"-Schuhe tragen, wie Du es gewohnt bist.

Gruß

Berthold
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 20. Dezember 2010, 22:33:23
Vielen dank für Deine guten Tipps. Das werde ich wohl auch machen, so "vermansche" ich mir meine A-Stiefel nicht und habe doch die nötige Sicherheit, um meine Mitmenschen und mich selber nicht zu gefährden.

Pax tecum Bruder Berthold,

                                          Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 21. Dezember 2010, 15:54:48
Hallo nochmal,
ich wollte dir nicht über den Mund fahren, wie eingangs geschrieben, iost es gut und richtig, dass du solche Fragen stellst und auch dran bleibst. Vielleicht gibt es ja auch neue Erkenntnisse, die du irgendwo aus dem Verborgenen ausgräbst?

Bertholds Tipps sind empfehlenswert, vor allem das mit dem Lederriemen.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 21. Dezember 2010, 17:30:30
Moin Benedikt!

Das ist richtig erkannt mit den Fragen, die von den Forumsmitglieder gestellt werden. Das hält solch ein Forum am Leben, daß sich ohne neue Betrachtungsweisen und Forschergeist schnell totlaufen würde.
Berthold´s Tip ist wirklich in dieser Sache sehr konstruktiv.

Grüße, Jorge
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Lancelot Graf von Rothenfels am 21. Dezember 2010, 21:26:43
............jedenfalls sollte die sicherheit zu jeder zeit im vordergrund stehen.
die meisten brüder tragen beim schwertkampf ja auch zb. plattenhandschuhe die nicht "A" sind - und keiner meckert ..... also sind beim kampf schuhe mit gummi oder nägeln sicher auch ok !
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Hermann von Redentin am 21. Dezember 2010, 22:04:06
Nun, das steht ja außer Frage. Wenn man zu seiner Sicherheit Nägel, Gummi, Lederstreifen, Schneeketten oder was weiß ich unter macht, ist das für die Sicherheit völlig ok. Aber seine Frage war ja auch, ob es Belege für die Beschaffenheit von Schuhsohlen im Mittelalter gibt, die auf Profil oder Nägel deuten. Das ist nicht der Fall. Jedenfalls Stand heute. Und wenn nicht demnächst mal ne Zeitmaschine erfunden wird, dann wird es auch erstmal Stand der Dinge bleiben. *smoky*

Gruß
Hermann
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Jorge von Brunswik am 22. Dezember 2010, 10:54:13
Zitat
Original von Hermann von Redentin
Nun, das steht ja außer Frage. Wenn man zu seiner Sicherheit Nägel, Gummi, Lederstreifen, Schneeketten oder was weiß ich unter macht, ist das für die Sicherheit völlig ok. Aber seine Frage war ja auch, ob es Belege für die Beschaffenheit von Schuhsohlen im Mittelalter gibt, die auf Profil oder Nägel deuten. Das ist nicht der Fall. Jedenfalls Stand heute. Und wenn nicht demnächst mal ne Zeitmaschine erfunden wird, dann wird es auch erstmal Stand der Dinge bleiben. *smoky*

Gruß
Hermann

Guten Morgen Hermann!

Lancelot hat den tieferen Sinn meiner Suche nach Belegen für "rutschfestere" Sohlen im Hochmittelalter ganz gut erkannt. Es ist das Gleichgewicht zwischen der Sicherheit auf der einen und Authenzität auf der anderen Seite. Dazu kommt dann halt die Frage, in wieweit sich die Menschen im Hochmittelalter mit der Problematik von glatten Sohlen auseinandergesetzt und versucht haben, dafür Abhilfe zu schaffen.
Es ist somit ein gewagter, interessierter Vorstoß von mir, auf der Suche nach Beweisen für das Vorhandensein trittsicherer Schuhsohlen bei den Ritterorden des Hochmittelalters.

Grüße und eine schöne Weihnachtszeit,

Jorge von Brunswik
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Thomas am 23. Dezember 2010, 09:02:32
Hallo Jorge,

im grunde stellt sich doch nur bedingt die Frage nach der Notwendigkeit benagelter Sohlen. Die Römer zB waren ja so gut wie ein reines Infanterieheer, in dem die Reiterei relativ selten und besonders war, im gegensatz zu unserer Zeit, worin die Kavallarie die Hauptstreitmacht gestellt hat und die Infanterie nicht so häufig war bzw. eher unwichtig. Die Pferde hatten ja nachweislich Hufeisen und somit einen sicheren Tritt...:)

Auch müsste man schauen, wann überhaupt Fehden/Krieg geführt worden sind/ist, denn ich meine zu wissen, dass man (zumindest in Europa) hauptsächlich im Sommer zu Felde gezogen ist, kanns aber leider nicht mehr mit gewissheit sagen :( . Desweiteren stellt sich dann noch die Frage, was die typische Schlacht war, ob eher die offene Feldschlacht gesucht worden ist oder ob hauptsächlich Burgen/Wohnsitze belagert worden sind. Da man ja bei einer Belagerung auch ganz andere Anforderungen an seine Sohlen hat(man hat einen sicheren tritt), als auf dem offenem Feld(wo es durchaus schnell sehr rutschig werden kann, wenn einige 100 Mann über die gleiche Wiese laufen).

Auch meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass nur Dauerregen und Tauwetter die Rutschfestigkeit beeinflusst, alles andere passt, wie zB Schnee,Sonnenschein...
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Berthold von Krukow am 23. Dezember 2010, 10:12:25
Nun Thomas,
zumindest für den Nordosten hier oben ist überliefert, daß die Kreuzzüge gegen die Prußen ausschließlich in der Winterzeit stattfanden.
Das hatte mehrere Ursachen. So soll das Vosankommen des Trosses im Winter bei gefrohrenem Boden wesentlich leichter gewesen sein, als im Frühjahr, Sommer oder Herbst, wenn die Sümpfe entlang der Baltikküste grad der schweren Reiterei des DO arg zu schaffen machten. Außerdem sollen Schwärme von Mücken das SUmpfgebiet beherrscht haben und eine echte Plage gewesen sein. So eine Mücke im Vollhelm kann echt stressen  *jokely* . Auch die waren im Winter weniger anzutreffen.

Für die übrigen Gebiete Europas und in Outremer wird aber Deine Schlußfolgerung sicher richtig sein. Bei so richtigem Schietwedder fiel schon mal ne Schlacht aus.

Gruß
Berthold
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Thomas am 23. Dezember 2010, 10:38:41
Ah, wieder was gelernt. :) Danke Berthold. Wie gesagt, ich hatte das noch irgendwie in meinem Kopf rumspuken und weiß nich mehr woher ich das hab...Dann vergesst am besten das mit dem Sommer wieder ganz fix, bis dafür ein stichhaltiger Nachweiß gefunden worden ist.
Titel: Stiefelsohlen
Beitrag von: Lancelot Graf von Rothenfels am 23. Dezember 2010, 11:56:55
Jedenfalls ist es ganz wichtig zu bedenken, dass die Kämpfe der Ritterschaft und die Feldzüge sich erstmal zu Pferd abgespielt haben.
Erst wenn das Pferd zu Boden ging oder der Ritter abgeworfen wurde, wurde (unfreiwillig) Infanteriemäßig weitergemacht.

In Anbetracht dessen, wäre die Frage der Besohlung eher secundär .... denn dann könnte man für den Freikampf per pedes auch die restliche Rüstung ( sprich Kettenbeinlinge, Reiterschild usw. ) für die heutigen Anforderungen in Frage stellen.

Denn Fakt ist, dass ein Reiter mit kompletter Kettenrüstung auf seinem Schlachtross immer noch beweglicher war als auf dem Boden.
Heute jedoch - im Bestreben auch beim Kampf "A" zu bleiben, müht "Mann" sich in kompletter Kette auf dem Boden ab ...... das hätte ein Ritter zu damaliger Zeit wohl NIE FREIWILLIG getan und wenn dann in leichterer Kampfadjustierung.