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Darstellung => Templerdarstellungen => Thema gestartet von: Randolf am 24. Mai 2010, 13:17:00
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Wehrte Brüder,
zur zeit schneidern wir in unserer Komturei ja fleissig an Gewandungen.
Jetzt habe Ich ein kleines Problem bei dem eigentlich einfachen Thema: Bruche.
Welche Bruchenform nehmt Ihr ?
Ich habe jetzt viele Bruchen in form von überdimensionierten Boxershorts gesehen.
Es gibt ja auch noch die form mit den Innen offenen Beinen, wie sie der Gute bei Medievil Crusader zeigt.
Welche währe die Sinnvollere / authentischere ?
Und welche Erfahrungen im täglichen Nutzen habt Ihr so mit den Stücken gemacht ?
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Ich habe einen ganz einfachen Schnitt, die Funktionalität ist ungeschlagen. Wenn es bis Mengede Zeit hat, zeige ich dir das Teil mal (ohne mich drin *smoky*).
Es gibt keine innere Beinnaht, im Prinzip einfach ein in der Mitte gefaltetes Stück Stoff, das an den Beinaußenseiten zugenäht wird. Super einfach und wirklich sehr praktisch (wenn auch nicht besonders sexy... *jokely*).
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Na dann bin ich ja mal gepannt :)
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Also ich nutze bei meinen Bruchen (habe schon drei genäht) den Thursfield-schnitt, für den ich auch schon mal einen Workshop aufbereitet hatte (vgl. http://beni.hallinger.org/history/bibliothek/BruchenWS_Skript.pdf).
Den kann ich nur empfehlen, da, wie der Herr von Gollenstein bereits erwähnte, er sehr einfach ist, die Nahtverläufe sehr praktisch und robust sind und er die konstruktiven Mängel der sonst weit verbreiteten "großen Boxershort" vermeidet.
Ich hatte in all den Jahren keinen einzigen Riss in der Bruche, dabei habe ich aber schon etliche Boxershorts das zeitliche segnen sehen. Vor allem die nähte im Schritt reißen häufig.
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@Beni
Hervorragende Literatur, die du da verfasst hast! Respekt!!!
Genau diesen Schnitt habe ich gemeint, wirklich sehr empfehlenswert.
Weniger empfehlen würde ich Bruder Randolf, so zu enden wie der eine Bruchenträger mit dem Strick um den Hals... *smoky*
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Nun, er endet eigentlich gut, denn der arme Kerl ist von Dämonen besessen und wird gerade durch Jesus geheilt.
Generell sehr interessant ist übrigens die Deckung dieser Abbildung mit den Regeln einiger Orden, denn büßende Brüder sollten ebenso zur Buße antreten.
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Ich glaube, du meinst ein anderes Bild wie ich.
Das, welches ich meinte, zeigt einen Gehenkten mit abgehackten Händen. Ich glaube nicht, dass der nochmal geheilt werden soll... *smoky*
Schöne, aussagekräftige Bilder im Übrigen!
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Erinnert mich an die darstellung der "Heidnischen Könige" aus dem Buch josua in der Mac-bibel. meinst du die eventuell?
was mich und Bruchen angeht, ich verwende aus alter Gewohnheit einen Bruchenschnitt, der prinzipiell zwar dem von Boxershorts entspricht, aber um einen "Arschzwickel" ergänzt. dadurch halten die Nähte auch.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass es keinerlei Quellen zu diesem Schnitt gibt. Den Schnitt der "Schlauchbruche" so auszuarbeiten, dass ich ihn umsetzen kann, habe ich bisher noch nicht geschafft...
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Ich habe über Rolands FB-Seite gerade diese Wickelinterpretation der hochmittelalterlichen Bruche gefunden: http://hibernaatio.blogspot.fi/2014/04/nain-se-tehdaan-lannevaatteen.html
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Sehr interessant!!!!
Das kommt den Bildern schon sehr nahe!
Allerdings kann ich mich mit dem Gedanken dieser Wickelei nicht recht anfreunden. Wenn man alle andere Kleidung genäht hat, warum sollte man die Unterhose wickeln, zumal da ja auch noch die Strümpfe dran befestigt werden müssen...
Mich würde mal interessieren, wie dieses Wickelsystem in der Praxis funktioniert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das hält, beim Arbeiten, Kämpfen, was auch immer. Und es wäre schon SEHR peinlich, mitten in der Schlacht die Unterhose zu verlieren... ;)
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@ Benni:
Sehe ich das richtig, dass der "Knülleffekt" des Tunnelzuges daher kommt, dass der Tunnelzug genausolang ist wie die Bruche und damit länger als der Umfang der Öffnung an die er genäht wird?
(Es mag Leute geben die diesen Sachverhalt einfach formulieren können, ich gehöre offenbar nicht dazu.)
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Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist deine Annahme falsch.
Der Tunnelzug ist genau so lang wie die Einstiegsöffnung in die Bruche.
Aber dein Bauchumfang ist deutlich kleiner (normalerweise... ;)) als der Eingang der Bruche.
Und wenn du nach dem Anziehen das Band verknotest, damit die Hose auch oben bleibt, dann entsteht der Knülleffekt.
Der Stoff wird beim Nähen nicht gerafft wie bei einem Puffärmel o.ä., das ist eine glatte Naht zwischen Öffnung und Tunnelzug.
Ich denke, so war es von dir gemeint, oder?
Guck mal hier, da sieht man das ganz gut:
http://home.arcor.de/slavinsvana/MITTELALTER/GEWANDUNGEN/bruche.htm
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Ihr könnt euch hier noch etwas Diskussion zu dieser Interpretation durchlesen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=486816721451860&set=a.445842678882598.1073741902.266934476773420&type=1&theater
Unbequem und unpraktisch soll es nicht sein, aber es werden noch einige Infos und Gegenbelege angeführt.
Edit: Hier noch eine schicke Abbildung, die ich trotz mangelnden Kontextes ("französische Handschrift von 1275") für nützlich halte: https://scontent-b-vie.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/t31.0-8/10457661_434034726736603_7756189340132436296_o.jpg
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Ah, das ergibt natürlich Sinn, danke!
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Eine "Unterhose" wie im Bild https://scontent-b-vie.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/t31.0-8/10457661_434034726736603_7756189340132436296_o.jpg
habe ich mir angefertigt. Wenn dann an einem Zipfel der losen Ecken die nach unten hängen noch ein BAnd angenäht wird, kann man diese auch noch im Bund einknüppern und erhält so eine fast geschlossene Variante. Sind die Beinteile noch lang genug, trägt sich das Ding super.
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@SteuerBacchus:
Wie Johannes es geschildert hat; bei "meiner" veröffentlichten Interpretation (bzw. ist das ja die von Sarah Thursfield) rafft sich der Tunnelzug beim zubinden der Bruche.
Ich denke außerdem nicht dass es DEN Bruchenschnitt gab, vermutlich gab es wie bei der Kleidung auch, ganz viele verschiedene Varianten. Die Wickelbruche oben scheint mir auf den ersten Blick eine Bildbelegkonforme Interpretation zu sein, wobei z.b. die MacBibel-Bilder meines Erachtens nicht für eine Wicklung sprechen: Es gibt da z.b. das Bild des Defäkierenden Königs, da ist die Wicklung vollkommen in Takt, die Bruche aber über die "breite Stelle" heruntergezogen - wenn das eine Wicklung ist, wie schafft der Mann es dann, dass die Wicklung sich beim runterziehen nicht auseinanderzieht; die dürfte doch nach dem "hochziehen" nicht mehr halten und müsste neu gewickelt werden?
Ein anderes Bild (hab den Folio nicht im Kopf, aber nen Verweis drauf in meinem Buch) zeigt meiner Meinung nach ziemlich klar eine Öffnung eines Tunnelzugs und nicht nur eine Öffnung durch eine Falte.