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Templerfakten => Historische Templer => Thema gestartet von: Benedikt von Söllbach am 25. Januar 2010, 18:19:48
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Hallo!
Ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken über die Frage, ob die Templer ihre Paternoster in ihrer Muttersprache oder auf Latein beteten, komme da aber nicht recht weiter.
Weiß jemand, wie die mittelalterliche Liturgie aussah? Wurde auf Latein vorgebetet, oder in der Landessprache? Wie beteten geistliche Orden? Gibt es Überlieferungen diesbezüglich bei den Templern, Johannitern oder Deutschherren?
Beteten die Templer ihre Paternoster auf Latein, in Landessprache oder beides?
Wandelte sich dies im Laufe der Zeit?
Viele Grüße!
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Eine der evolutionären neuen Ideen der Reformationsbewegung (z.B. Luther) war ja die Bibel, Gebete etc in die jeweilige Landessprache zu übersetzen und so weit ich informiert bin, war dies von der katholischen Kirche nicht grad erwünscht! *smoky*
Von daher bin ich bislang immer von Latein als klerikale Amtssprache, Sprache der Bibel und der Gebete ausgegangen.
Aber das waren eben nur unbewußte Assoziationen - nicht überprüft...
Gruß
William
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Servus,
auch wenns nicht mein Fachgebiet ist hier mal auf die Schnelle ein paar Infos die vielleicht hefen könnten diese Frage zu klären:
Die Sprache in der Liturgie war bis zum zweiten Vatikanischen Konsil 1963 (!!!!!) lateinisch und jede abweichung davon wurde geahndet.
Der Verlauf und die Beschlüsse hierzu im folgenden Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sacrosanctum_Concilium
-> Schlussfolgerung für mich: Auch die Templer sprachen ihre Gebete in der vorgeschriebenen Amtssprache
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Soweit ich informiert bin wurde das Ansinnen einiger Templeroberen die Bibel in das Französische zu übersetzen vom Papst kategorisch abgelehnt. Die Kirchensprache war und ist (die evangelische mal ausgenommen) Latein.
Ich geh also auch mal davon aus, daß die Templer in Latein beteten, zumal gerade in Outremer Templerbrüder vieler Nationen zusammenkamen und das Stimmengewirr bei den Horen wenn da jeder in seiner Landessprache gebetet hätte, stell ich mir lieber nicht vor.
Ob wir das in der Darstellung nun so übernehmen sollten - das wäre, so wie ich Benedikt kenne, die nächste Konsequenz - das steht auf einem ganz anderen Blatt.
In Adventon waren aber beispielsweise Templerbrüder aus Littauen dabei, die sprachen ihre Gebete (auswendig) auf Latein....
Sollte uns das zu denken geben?
Gruß Berthold
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Weehrte Brueder,
so ist es,die amtssprache der Kirche war und ist heute in Rom noch Latein und auch bei einigen Orden war dies so.Alle alten Dokumente der Malteser die in Malta(Grossmeister Palast Valetta) oder in Rom sich befinden,sind in Latein abgefasst.
Latein war auch die Sprache die die Mönche die mit uebersetzungen beschäftig waren benutzten.
Also wenn "A" Darstellung,mueste zwangsläufig der kleriker Teil mindestens in Latein ablaufen.
Aber in der Freizeit war die Heimatsprache angesagt,siehe die Häuser der einzelnen Zungen in Rhodos.
Interressant in dem zusammenhang in Outremmer wurde ein gemisch aus französich und latein geprochen versetzt mit lokalen wörtern.
Gott zum Grusse
Charles
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Es ist auf der anderen Seite aber auch so, dass es erhaltene Paternosterschriften schon aus dem Frühmittelalter in Landessprache erhalten sind - das ist doch ein starkes Indiz, dass das Volk auch in Landessprache betete, oder?
Betraf die Liturgievorschrift vielleicht nur Predigten in Kirchen, nicht aber private Gebete der Ordensmänner? Eventuel ist ja auch das Bestreben der Ordensoberen, die Bibel zu übersetzen, genau dem geschuldet, dass alles auswendig gelernt werden musste, wenn es in der verständlicheren Landessprache gehalten werden sollte?
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Weehrter Bruder
da die Kath. Kirche bis zum 2 Vatikanum,wie schon geschrieben,die Landesprache bei Gebeten(in der Messe) ablehnte und Latein vorschrieb und die Orden egal ob Mönchorden oder Ritterorden dem Vatikan unterstellt waren,ist davon auszugehen das Latein im Orden die sprache des Gebets war.
Das es im Mittelalter in verschiedenen Länder das Paternoster in landessprache gab war dem Vatikan bestimmt ein Dorn im Auge,was ja bei Luther deutlich wurde.
Siehe die Begruessungformel der Ordenleute ist bis heute in Latein.
gott zum grusse
Charles
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vor dem Konzil von Trient, das die Liturgie verbindlich festlegte, war theoretisch Liturgie und gebet in Landessprache denkbar, nach Quellenlage abner unüblich. In den Orden dürfte, schon alleine wegen der multinationale Zusammensetzung Latein die sprache der Liturgie gewesen sein. Das persönliche gebet hingegen, das jeder für sich betet, kann durchaus auch in der Landessprache gebetet worden sein. Da das paternoster nicht zur Liturgie gehört, ist da deutsch denkbar, in der mittelalterlichen Liturgie hingegen wäre latein die Sprache der wahl.
Ich bin allerdings der SAnsicht, dass es jeder gruppe und jedem einzelnen überlassen sein sollte, wie gebetet wird.
Trotzdem sollte jeder der lateinischen liturgie folgen können.
Die dialogform der liturgie war übrigens in unserer Zeit eher unüblich, es wurde antiphonal gesungen und ansonsten zugesehen und zugehört oder, wenn das mangels Latein nicht ging, still das Paternoster gebetet.
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Danke für den Beitrag, Charles und Eusebius.
Habt ihr noch Quellenangaben zu den Quellen?
Ich dachte bisher auch, dass Latein das Mittel der Wahl war, aber kann das bis heute nicht belegen.
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also ich würde sagen,das klerikale begebenheiten (gottesdienst) etc auf latein durch den kaplan ausgeführt wurden,aber gebete die der templer für sich allein sprach warhscheinlich in seiner landessprache gesprochen wurden...denn man darf einen templer nicht mit einem klassischen mönch vergleichen...also seinen werdegang...es sind in erster linie kämpfer/ritter gewesen die vornehmlich ihre landessprache sprachen und damit auch die gebete....sicherlich wird es auch ausnahmen gegeben haben,wo ein ritter des lateinischen mächtig gewesen ist...aber ich glaube nicht dass das für die mehrheit der kämpfenden truppen der fall war....
meine meinung
quellen habe ich natürlich nicht zu solch einem "schwammigen" thema...
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@Heinrich,
sicher waren die Templer keine klassischen Mönche, aber sie haben ebenfalls von klein an, mehrmals am Tag, die Kirche/den Gottesdienst besucht - ein Leben lang! - und somit wird sich allein durch die Wiederholung das lateinische Gebet festgesetzt haben.
Wirklich verstanden haben es zwar wohl die wenigsten, aber auswendig konnte es folglich wohl jeder.
So wie die Sprache des Adels Französisch war, war nunmal die Sprache des Klerus Latein und es gab noch keine Bibel in irgendeiner Landessprache.
Ich denke ein stilles Gebet in der jeweiligen Muttersprache ist ok, aber jeder gemeinschaftliche Gottesdienst dann in Latein - wenn es "A" sein soll.
Wir sollten dabei auch nicht vergessen, das es eben doch eine Universalsprache des Adels gab - so wie heute Englisch - nämlich eben Französich, aber es gab noch keinen Langenscheidt - folglich wird es ein ziemliches Kauderwelsch gewesen sein - deshalb wurden alle wichtigen Dokumente ja auch in Latein verfasst, denn das war zumindest was den Klerus anbelangt schon halbwegs genormt und als tote Sprache wenig veränderbar.
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die universalsprache des adels war in deutschland oder anderen europäischen ländern garantiert nicht französisch, denn diese sprache kam erst zb in deutschland beim adel in preussen in mode....weil es chic war...vorher wurde in deutschland wohl eher weniger französisch gesprochen....eher deutsch ;) ...sowie in spanien halt spanisch etc... :D
man darf nicht vergssen, das der templerorden ein multinationaler orden war :D
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Das habe ich auch so im kopf,dass der adel erst so im barock aus chic französisch sprach,vorher in der jeweiligen landessprache bzw in der sprache,wo sie aufgewachsen waren.
Also die gebete waren auf jeden fall in Latein,da meines wissens bisher auch alles an liturgie oder offiziellen schreiben der geistlichen Orden untereinander auf latein war. nur in wie weit die Ordensritter auch in dem bereich Mönche waren?
Ich könnte mir vorstellen,dass es auch rangabhängig war,wer was konnte,so denke ich,dass die großmeister,marschälle etc Latein konnten( um miteinander kommunizieren zu können,wenn sie aus verschiedenen ländern kamen),doch der einfache ritter eher nicht.wobei ich mich jetzt auch frage,inwieweit die würdenträger des ordens in konzile u.ä. eingebunden waren.dass es zumindest eine universelle sprache gegeben haben könnte,bei den würdenträgern um zumindest die befehlskette entlang gehen zu können,wär zumindest nötig,zumindest bis auf eine bestimmte eben,wo dann in landessprache gesprochen wurde.
oder noch eine andere idee:wie sähe es mit übersetzern aus? ich mein es gab ja auch skriptoren für die,die nicht schreiben konnten...;)
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Also ich denke, zusammengefasst, dass die allgemeinen Messen in Latein gehalten wurden. Demnach war Latein den Brüdern sicherlich bekannt. Die privaten Gebete waren dann entweder auch in Latein, oder eben in Muttersprache, herausfinden werden wir das leider nicht können.
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Original von Benedikt von Söllbach
Also ich denke, zusammengefasst, dass die allgemeinen Messen in Latein gehalten wurden. Demnach war Latein den Brüdern sicherlich bekannt. Die privaten Gebete waren dann entweder auch in Latein, oder eben in Muttersprache, herausfinden werden wir das leider nicht können.
so würde ich es zusammenfassen *pope*
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Weehrter Benedikt,
da du nach den Quellenangaben fragtes bin ich zur Zeit im Buch"Die Ritter von Rodos"unterwegts.Dort steht das das in den Häuser der Zungen die landsmännische Sprache vorherrchte,aber im dienstlichen multinationalem Umgang Latein oder bei älteren Bruedern die noch Outremer kannten diese Mischsprache Latein/Französich.
Ouellenangabe kommt.
Gott zum Grusse
Charles
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Um da jedem Problem aus dem Weg gehen zu können bzw um bei der Vielsprachigkeit während des Gottesdienstes mithalten zu können, empfehle ich Euch folgendes Büchlein für ca. 5 €:
Das Taschenmessbuch
ISBN: 978-3-7462-1991-4
Darin stehen der komplette Verlauf der Hl. Messe (kath) nach dem gültigen Ritus und auch die Grundgebete parallel nebeneinander gedruckt in
Deutsch,
Latein
Französisch
Englisch
Spanisch und
Portugiesisch
Ist auch ganz praktisch zum Auswendiglernen der Grundgebete auf Latein .*smoky*
Viel Erfolg
PS: Fang mir mal einer den Fehlerteufel ein!
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Die Epoche von der Mitte des 11. Jhs. bis zum beginnenden 13. Jh. gilt als der Höhepunkt der lateinischen Literatur des Mittelalters. Die Ausbreitung der Bildung in größeren Gruppen der Bevölkerung sorgt für einen Aufschwung in der Produktion und Zirkulation von Texten; die verstärkte Rezeption antiker Autoren macht sich inhaltlich und sprachlich bemerkbar; man experimentiert mit neuen literarischen Formen für neue Bedürfnisse. Im Laufe des Semesters werden wir Autoren und Texte kennenlernen, die eine große formale und inhaltliche Vielfalt aufweisen und so ein nuanciertes Bild der hochmittelalterlichen Kultur entstehen lassen, darunter den Mystiker Bernhard von Clairvaux und den Dialektiker Abaelard, die weltliche Lyrik der Carmina Burana und die allegorischen Epen des Alain de Lille, liturgische Dramen und elegische Komödien.
Aus dem Vorlesungsverzeichnis der Uni:
http://www.uzh.ch/mls/fach.html
Der älteste in französischer Sprache erhaltene Text ist die französische Version der Straßburger Eide (Serments de Strasbourg). Sie wurden 842 abgelegt auf Altfranzösisch und auf Althochdeutsch von dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen und dem westfränkischen König Karl dem Kahlen sowie ihren Unterführern, und zwar beim Abschluss eines Bündnisses dieser beiden Halbbrüder gegen ihren ältesten Bruder, Lothar I. Die Eidestexte sind überliefert als Zitate in der lateinisch verfassten Chronik des Nithard (9. Jahrhundert), die ihrerseits in einer Abschrift aus dem 10. Jahrhundert vorliegt. Der franz. Text zeigt deutlich die Schwierigkeiten, die Nithard bzw. der erste Aufschreibende hatten, die Wörter, die er gehört hatte, zu verschriftlichen, denn er hatte, wie damals üblich, Lesen und Schreiben nur anhand lateinischer Texte gelernt. So etwas wie eine eigene französische Schriftsprache gab es noch nicht, weil bis weit über das Jahr 1000 hinaus alles, was für aufschreibenswert gehalten wurde, von lateinkundigen Spezialisten, meist theologisch gebildeten Klerikern, in Latein (dem sog. Kirchen- oder Mittellatein) abgefasst wurde.
Kennzeichnend für die französische Literatur des Mittelalters sind die volkstümlichen Chansons de geste (Heldenepen), der höfische Roman und die höfische Lyrik der Troubadours bzw. Trouvères.
Um keine Urheberrechtsverletzung zu begehen lest mal bitte in dem Link: (besonders 3. Französich: Sprache Europas)
http://books.google.de/books?id=T3ZIjyDlRZIC&pg=PA78&lpg=PA78&dq=%22h%C3%B6fische+sprache%22&source=bl&ots=acmed3dxHo&sig=B7lSMWzuJ2w4srA7pl-eutGcnpo&hl=de&ei=wj5gS4DEF4SomgODpIjFDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7&ved=0CBUQ6AEwBjgK#v=onepage&q=%22h%C3%B6fische%20sprache%22&f=false
Man beachte folgende Aussage:"Französisch galt schon im 12. Jahrhundert als höfische Sprache!"
Ich behaupte ja nicht das Französisch die alleinige Sprache war, aber man kann die Ausbreitung in etwa mit der der englischen Sprache heute vergleichen.
Dazu kommt, das der Templerorden überwiegend aus Franken bestand - um da also in Outremer eine gemeinsame sprachliche Grundlage zu haben, wird nach meiner Meinung ein Gemischh aus Altfranzösisch und Latein gesprochen worden sein - natürlich haben sich Ordensangehörige gleicher Herkunft sicherlich auch in ihrer Landessprache unterhalten, aber alles was offiziell war wird sich der gebräuchlichsten Sprache bedient haben.
Auch denke ich das die Menschen (besonders natürlich diejenigen denen es möglich war zu reisen) viel multilingualer unterhalten haben als der Durchschnittsmensch heute - in etwa vergleichbar mit Indien.
Gruß
William
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was ich mir nicht vorstellen kann ist, dass ritter a und ritter b aus deutschland sich untereinander auf französisch unterhalten haben, nur weil einige literarische werke auf franz. geschrieben wurden, die sie sowieso nicht lesen konnten
*smoky*
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Original von William
Man beachte folgende Aussage:"Französisch galt schon im 12. Jahrhundert als höfische Sprache!"
Ich behaupte ja nicht das Französisch die alleinige Sprache war, aber man kann die Ausbreitung in etwa mit der der englischen Sprache heute vergleichen.
Dazu kommt, das der Templerorden überwiegend aus Franken bestand - um da also in Outremer eine gemeinsame sprachliche Grundlage zu haben, wird nach meiner Meinung ein Gemischh aus Altfranzösisch und Latein gesprochen worden sein - natürlich haben sich Ordensangehörige gleicher Herkunft sicherlich auch in ihrer Landessprache unterhalten, aber alles was offiziell war wird sich der gebräuchlichsten Sprache bedient haben.
Ich zitiere mich ja ungern selber, aber ich hatte die Antwort ja schon gegeben!
Wenn sich heute 2 Deutsche im Englandurlaub treffen sprechen die natürlich auch Deutsch miteinander - aber sie sprechen eben auch die Weltsprache Englisch!
Hast du den Link gelesen? Dort steht ja genau wie es sich entwickelt hat und das es ein Ergebnis der geschichtlichen Entwicklung war, das Troubadure oder Minnesänger, aber auch Händler und Reisende (z.b. Marco Polo) sich gerne des französischen bedienten.
Auch schreibt Usama ibn Munqidh (sarazenischer Ritter und Gelehrter), das zwar die Franken in Outremer nicht alle aus dem Frankenreich kommen, dennoch erwähnt er das er DIE Sprache der Franken spricht und damit meint er alle Europäer in Outremer!
Die lingua Franka war zweifelsfrei die am meisten verbreitete Sprache im Mittelalter (England, Aquitanien, Ille de Franc, Normandie,Burgund normannisches Sizilien, etc) und durch die fränkischen Kaiser auch im deutschen Reich sehr gebräuchlich.
Man denke nur an die vielen französischen Namen für Kleidung (Garnache, Bliaut etc.), Ausrüstung (Gambeson) und Waffen - auch Turnier, Covertüre, Beauchant, Outremer etc sind sicher nicht zufällig französische Wörter....
Zum Schluß noch ein Zitat aus etwas späterer Zeit () :
Kaiser Karl V. kam 1517, als Regent, nach Spanien und wurde gebeten spanisch zu lernen, darauf antwortete er: "...mit meinem Pferd spreche ich Deutsch, mit den Frauen Französisch, mit den Männern Italienisch und mit Gott Spanisch....." *smoky*
Es war also weit mehr als nur die Sprache "einiger literarischer Werke" - es war die erste "Weltsprache"!
Gruß
William
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ruhig brauner....komm mal wieder runter :D
ich hab deinen link natürlich genutzt...jedoch nur überflogen, weil auf arbeit :D
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man solltre dabei auch bedenken, dass französisch bis ins Hochmittelalter hinein sprachgeschichtlich noch "nur" ein vulgärlateinischer Dialekt war. Die Sprachdifferenzierung ging mit dem erstarken der teretorialkönigreiche und dem Machtverlust des Papstes einher, einer Entwicklung die mit der Zerschlagung des Ordens ihren Anfang nahm.
Dazu muss man bedenken, dass zu der Zeit Sammelbegriffe verwendet wurden. Auch wenn die französischen ritter ihre Sprache als "französisch" gesehen haben, kann sie zu der Zeit von anderen durchaus noch als "lateinisch" wahrgenommen worden sein. Die fränkische sprache die Usama ibn Munqidh erwähnt kann also durchaus auch noch latein gewesen sein.
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@ Heinrich:
Ich bin ganz ruhig - noch etwas ruhiger und ich wäre tot *jokely*
@Eusebius:
Ja das denke ich auch - wie ich schon sagte, wird es ein wildes Gemisch aus Latein, Alt-Französisch und gespickt mit Worten aus der jeweiligen Landessprache gewesen sein. *smoky*
Original von Eusebius von Cammin
Die fränkische sprache die Usama ibn Munqidh erwähnt kann also durchaus auch noch latein gewesen sein.
Na ich denke, das jemand wie Usama ibn Munqidh da schon unterscheiden konnte - müßte es nachlesen, aber ein "reines" Latein wohl eher nicht, denn das konnten sicherlich nicht viele der "einfachen" Ritter!
Alles was wichtig und Klerikal war wurde eben in der "Norm"-Schrift - =Latein - verfasst und überall dort wo Adelige aus vielen Nationen zusammenkamen, wurde o.g. Misch-Sprache (die damalige lingua franca)genutzt - geschrieben dann wiederum selten, oft nur für Heldenepen, Reiseberichte und alles rund um die Minne etc.
Gruß
William
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@wiiliam: da bin ich ja froh [kaffeetasse]
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Fuer Arabische Chronisten war die Sprache und auch die Sitten,Hygene und Med. Kentnisse der Franken in Outremer nur primitiv und vulgär.Wir waren die Barbaren fuer sie.
Aber Gott sei dank haben wir uns weiterentwickelt in vielem der Sprache,Schrift,Medizin u.s.w.,auch dank vieler Sachen die wir von den Mauren und Sarazenen uebernommen haben.
Leider sind sie nun im Mittelalter stecken geblieben,aber Gott sei dank,nicht alle.
Gott zum Grusse
Charles
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Hallo, auch wenn der Thread schon länger zu ist, bin ich leider als neues Mitglied erst jetzt darauf gestoßen und möchte gerne meine Sichtweise zu diesem Thema mitteilen.
Ich denke der Ausrutscher, der immer wieder bei Antworten zu Historischen Fragen gemacht wird ist der, das man, sofern die Antwort nicht eindeutig durch Fakten belegbar ist, man sich nicht in das damalige Gedanken. -und Glaubenswelt der Menschen hineinversetzt.
Vorab möchte ich aber etwas zur Lateinischen Sprache und Schrift hinzufügen.
Als lateinische Sprache bezeichnet man nämlich die Sprache, die ursprünglich vom Volksstamm der Latiner, den Bewohnern von Latium mit Rom als Zentrum, gesprochen wurde. Es war Amtssprache des Römischen Reichs und zu dieser Zeit die dominierende Verkehrssprache in weiten Teilen Europas.
Nachdem Latein ursprünglich in Rom und der umliegenden Region (Latium) gesprochen wurde, verbreitete es sich nach und nach in den von Rom eroberten Gebieten. Denn neben Griechisch war Latein die Amtssprache des römischen Reiches.
Wegen der kulturellen Überlegenheit des Ostens verlor das Lateinische zeitweise in Nordafrika und selbst in Rom in bestimmten Zusammenhängen seine Vorrangstellung. Dadurch war die Liturgiesprache der römischen Christen bis um 200 n. Chr. das Griechische. In dieser Zeit flossen zahlreiche griechische Lehnwörter ins Lateinische ein.
Insgesamt betrachtet, war Latein aber seit dem 1. Jahrhundert die „lingua franca“ der westlichen Reichshälfte und verdrängte vielfach die vorrömischen Sprachen.
Während der Spätantike (seit ca. 300) begannen sich verschiedene Volkssprachen und Mundarten phonetisch und grammatikalisch immer stärker von der lateinischen Hochsprache wegzuentwickeln. Die regionalen Dialekte leben bis heute in den verschiedenen romanischen Sprachen fort. Obwohl das Hochlatein in der ausgehenden Spätantike bzw. im frühen Mittelalter nicht mehr gesprochen wurde, entstanden noch im 6. Jahrhundert Werke in klassischem Latein.
Noch Papst Gregor der Große ging um 600 davon aus, dass seine auf Latein verfassten Predigten vom einfachen Volk verstanden würden, alles spricht dafür, dass erst im späten 8. Jahrhundert Latein und die romanischen Volkssprachen als unterschiedliche Sprachen wahrgenommen wurden.
Als epochales Datum gilt oft das Konzil von Tours im Jahr 813, auf dem beschlossen wurde, fortan Predigten in den „Volkssprachen“ zuzulassen, da die Gläubigen kein Latein mehr verstünden.
Im Oströmischen Reich war Latein bis ins frühe 7. Jahrhundert neben Griechisch eine der beiden offiziellen Amtssprachen. Danach wurde es in Byzanz nur noch von sehr wenigen Gelehrten verstanden.
Im Westen übernahmen die Germanen mit den Grundelementen der spätrömischen Verwaltung auch die lateinische Sprache, die in der Verwaltung bis in die frühe Neuzeit vorherrschend blieb. Seit der Völkerwanderung und Christianisierung der (zunächst zumeist arianischen) Germanenvölker wurde Latein im Westen des früheren Römischen Reiches und in den römisch-katholischen Folgestaaten Sprache des Klerus (Kirchenlatein), der Rechtswissenschaft und der sich bildenden Hochschulen verwendet. Latein bildete somit die Schriftsprache, vor allem für das kirchliche und weltliche Urkundenwesen im frühen Europa.
Es ist unklar, wann genau Griechisch als Liturgiesprache abgeschafft und Latein anstelle der griechischen Sprache eingeführt wurde. Papst Viktor I. (190 - 202) könnte der erste Papst gewesen sein, der in Rom die Heilige Messe in lateinischer Sprache feierte. Vermutlich fand der Wechsel der Liturgiesprache nach und nach statt und beide Sprachen wurden eine Weile nebeneinander verwendet.
Man sollte nicht zu sehr die Teritorialen Sprachen in die Betrachtung mit einbeziehen und zu viel Gewicht beimessen, denn eines ist klar eine einheitliche reine Landessprache gab es im Mittelalter selten. Die keltischen Sprachen z.B. verschwanden nicht spurlos, sondern fanden mit schätzungsweise deutlich über 240 Wortstämmen Eingang in das gesprochene Vulgärlatein.
Wie auch das keltische übte später der westgermanische Stamm der Franken einen stärkeren Einfluss aus. Die Franken eroberten im 5. Jahrhundert das Gebiet Galliens und prägten den französischen Wortschatz entscheidend mit. Um die 700 Wortstämme wurden von den Franken übernommen. Hierbei vollzog sich der geschichtlich bemerkenswerte Vorgang, dass sich die Franken sprachlich dem Vulgärlatein der besiegten galloromanischen Bevölkerung bis auf wenige verbleibende fränkische Einflüsse anpassten.
Um das Jahr 800 wich die Aussprache des Vulgärlateins erheblich von der Schreibweise ab. Auf Grund dessen veranlasste Karl des Große, angeregt durch Alkuin, die karolingische Bildungsreform, wodurch Latein mit dem Ziel einer klassischen Aussprache erlernt wurde. Er wollte damit die Missionierung der germanischen Bevölkerung erleichtern, die vor allem von irischen Mönchen ausging, für die Latein eine Fremdsprache war. Diese sich herausbildende Zweisprachigkeit führte zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Verständigung des lateinisch sprechenden Klerus mit dem Volk. Wie oben bereits erwähnt wurde auf dem Konzil von Tours 813 n. Chr eine einheitliche, dem Volke verständliche Sprache für Predigten in Kirchen festgelegt. Latein blieb als Schriftsprache erhalten. Das Konzil von Tours war die Geburtsstunde eines Bewusstseins, dass die gesprochene Sprache eine andere war als die geschriebene.
Ich hoffe (mit dieser etwas ausführlicheren Info) geholfen haben zu können und freue mich auf Euer Feedback.
Gruß Frey Michael zu Murrhardt