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Templerfakten => Historische Templer => Thema gestartet von: Hermann von Redentin am 22. März 2009, 11:18:56
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Pax vobiscum meine wissenden Brüder und Schwestern
Seit geraumer Zeit frage ich mich des öfteren, wie ein Angehöriger des Ordens wohl verreiste? Wenn er also, natürlich nicht allein, zu einer anderen Komthurey wollte oder sonst wohin! War dieser Ort relativ nah an der eigenen Komthurey, wird er möglicherweise zu Fuß gegangen sein, aber lag der Ort weiter weg, wird er sicherlich auf dem Rücken eines Pferdes sein Ziel erreicht haben!
Aber, ist er dann mit seiner Kutte geritten? Da die Kutte ja keine Reitschlitze hatte, stell ich mir das recht unbequem vor!
Was meint ihr dazu?
Gruß
Hermann
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Alle abbildungen in der Maciejowski-Bibel die mir bekannt sind zeigen reitende mit Wappenrock und meist Kettenbeinlingen.
(http://www.manesse.de/manesse/img/kfb/ausschnitte/Aus-kfb010-SattelZau485-645-601-776.jpg)
Dieses Bild zeigt wohl einen Reitenden, einen Reitschlitz erkenne ich nicht.
Auf grund der Farbe des Gewandes, scheint dies aber kein Tempelritter zu sein.
Roland
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Nun ein nicht kämpfender Bruder wird da anders geritten sein, als ein Ritter.
Da die Templer sogar nachts teilweise bekleidet sein sollten um schnell kämpfen zu können, würde ich sagen das ein Ritter auf den gefährlichen Wegen der damaligen Zeit mehr oder weniger gerüstet unterwegs war - aber auch da kommt es drauf an wo er reist, mit wie viel Begleitung und wie weit.
Da der orden auch viel mit Geldtransport und Geleitschutz beschäftigt war, oder wichtige Botschaften zu überbringen hatte, werden immer bewaffnete dabei gewesen sein - zum Milch holen auf dem nahen Markt dagegen wohl einfach in HAusgewand. *jokely*
Aber das ist natürlich alles Spekulation und sicherlich hat da jeder andere Bilder a la Hollywood im Hinterkopf wenn er darüber nachdenkt.
Gruß
William
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Der Schauspieler in "Arn" ist auch mit einer Kutte geritten. Das scheint also zu funktionieren.
Man müsste es mal ausprobieren.
In der Johanniterregel habe ich übrigens was gefunden, dass selbst auf einem Kriegszug das Kettenhemd nicht am Körper getrage wurde, sondern auf einem Pferd transportiert wurde. Wäre also denkbar, dass selbst ein gerüsteter Ordensritter nur den Gambeson an hatte. Vieleicht noch den Waffenrock drüber.
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@Heinrich
Und wann hätte er dann das Kettenhemd übergezogen ?
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Vielleicht muss man den Begriff "Kriegszug" begrifflich unterscheiden, Lancelot.
a) Kriegszug im Sinne von "Reise der Kämpfer nach Outremer", etwa per Schiff, wo nicht mit Kampfhandlungen zu rechnen war
b) Kriegszug im "kleinen" Stil, quasi Patroullien, Erkundungen oder Schlachten.
Bei a) würde sich mir erschließen, warum das Kettenhemd nicht am Körper getragen wurde - Materialschonung von Mensch und Rüstung.
Bei b) kann ich mir nicht vorstellen, dass es (insbesondere bei Patroullien) nicht getragen wurde, da man jederzeit mit Feindberührung rechnen musste und keinesfalls DANN noch Zeit für das Anlegen gefunden hätte.
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Da gehn wir konform !
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Interessant. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass es mir hauptsächlich um das Reisen in den europäischen Ländern ging. Dort wird ja nicht durchgehend Kriegszustand geherrscht haben. Also müssen sie ja nicht andauernd in Bereitschaft zum Krieg sein!
Also werden sie dort ja hauptsächlich in "ziviler" Gewandung rumgelaufen sein! Denke ich jedenfalls!
Gruß
Hermann
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Ich würde tippen, sie hatten ihren Leibrock, also die Cotta an. Die hat einen Reitschlitz und kann damit auch als Reitgewand dienen. Ansonsten natürlich der obligatorische Ordensmantel.
Die Tunika könnten sie auch nach oben raffen, ich habe mal irgendwo ein Bild gesehen, bei dem in höherer säkularer das so gemacht hat.
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Ihr dürft euch das Reisen im mittelalterlichen Europa nicht so vorstellen wie heute.
Es gab riesige Wald- und Sumpfgebiete, mit entflohenen Leibeigenen, Mördern und sonstigem Gesindel, dazu noch jede Menge Wölfe und Bären.
Dazu die Leiblingsbeschäftigung der Kleinadeligen - Kidnapping gegen Lösegeld, Wegelagerer,Raubritter, marodierende Söldner und immer und überall kleinere oder größere Kriege.
Ich habe mal einen schönen Bericht eines Santiago-Pilgers gelesen (so um 1300) - schon beim lesen hätte ich mir am liebsten mein Schwert umgeschnallt! *jokely*
Also mal eben so ein gemütlicher Ausritt über sonnenbeschienene Straßen und netter Einkaufsbummel auf dem nächsten Markt war wohl eher die Ausnahme.
Jede Reise die weiter als ins nächste Dorf ging war mal mehr, mal weniger gefährlich - ich denke mal da werden auch nicht alle auf den Status der Ordensritter geachtet haben, wenns um Beute ging.
Auch Händler und sonstige Reisende haben sich oft an irgendwelchen Straßen in Wirtshäusern gesammelt um dann in einer größeren Gruppe das nächste Wegstück zu bewältigen.
Wenn also der Ritter einen Geleitschutz dabei hatte - klar dann bequem in Cotta - aber z.B. 2 Ritter oder 2 Dienende alleine unterwegs werden da nicht so sorglos rumgedölmert sein. *jokely*
Gruß
William
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Ich stelle mir gerade vor, dass sich in 800 Jahren ein paar Leute drüber unterhalten ob ein Polizist des späten 20. / frühen 21. Jahrhundert immer eine Kevlarweste getragen hat.
Die einen haben, die anderen nicht.
Genauso wird es damals gewesen sein, die einen reisten in Kutte, andere mit Gambeson, Schild in der Hand und Schwert griffbereit, vieleicht auch in Kette, da man ja abends die Pferde in einer Komturei/Kloster ausruhen lassen konnte.
Zu der Frage, wann die das Kettenhemd anzogen.
Ich denke mal nach dem Motte: "Ah da hinten sind die Hörner von Hattin, ziehen wir mal die Rüstung an, bevor es los geht." :-)
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Salute oder wie man hier sagt Jo San,
witzige Diskussion, so jetzt meld ich mich auch mal aus der Ferne nach langer Zeit.
Ich denke der William triffts ganz gut. Und wenn ich mich erinnere (nichts falsches denken ;-) habs nur gelesen) wurde mindestens zu zweit gereist. Gemuetlich wars auch nicht wirklich (forschriftsmaessige enge Hosen wegen der gafaehrlichen Damen) und da man sich damals ja gerne mal eins auf die Muetze gab, kein Wunder wenn man morgens schon Bier oder Wein trank, da das Wasser so verdreckt war... *pfeifl* war man vielleicht auch wieder froh wenn man in der naechsten Komturey oder Burg ankam....
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Zu der Frage, wann die das Kettenhemd anzogen. Ich denke mal nach dem Motte: "Ah da hinten sind die Hörner von Hattin, ziehen wir mal die Rüstung an, bevor es los geht." :-)
Im Fall von Hattin hat das der Marschall befohlen.
Im Fall einer Dienstreise wird das wohl je nach Bedarf in Eigenregie passiert sein. Auf sicheren Wegen reichte, wie oben ja schon gesagt wurde, sicher das Zivilgewand aus.
Ansonsten ist in der Ordensregel aber schon relativ genau geregelt wann welche Kleidung getragen wurde.
Situationen wie "ach heute lasse ich mal das Hemd weg" gab es nicht, zumindest nicht, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
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XX. Von Stoff und Art der Kleidung.
Wir gebieten, dass die Gewänder immer von einer Farbe seien, weiß oder schwarz
oder sozusagen dunkelbraun. Allen Professrittern gestatten wir aber, im Winter wie
im Sommer wenn möglich weiße Gewänder zu tragen, damit sie zu erkennen geben,
dass sie, die ihr dunkles Leben hinter sich gelassen haben, durch ihr lauteres und
lichtes Leben sich mit ihrem Schöpfer versöhnt haben. Was ist die weiße Farbe
anderes als die reine Keuschheit? Die Keuschheit ist die Sicherheit des Geistes, die
Gesundheit des Körpers. Denn wenn irgendein Ritter nicht keusch bleiben sollte, wird
er nicht zur ewigen Ruhe gelangen und Gott schauen können nach dem Zeugnis des
Apostels Paulus: "Strebt nach Frieden mit allen und nach Keuschheit, ohne die keiner
Gott schauen wird" (Hebr. 12,14).
Weil die Kleidung aber vor der Hochschätzung jedweden Dünkels und Überflusses
bewahren soll, bestimmen wir, dass solches von allen gehalten werde, dass der
Einzelne sich leicht an- und auskleiden und die Schuhe an- und ausziehen kann. Der
Verwalter dieses Amtes möge mit wachsamer Sorge zu vermeiden trachten, zu lange
oder zu kurze (erg. Gewänder auszugeben), vielmehr soll er solche den Trägern, ihrer
Größe entsprechend, angemessene, seinen Brüdern austeilen. Der, der neue erhält, soll
die alten immer gleich zurückgeben, die in der Kammer oder wo immer nach
Entscheid des Bruders, der das Amt inne hat, für die Knappen und Diener und
manchmal für die Armen zurückzulegen sind.
XXXV. Von Zäumen und Sporen.
Wir verbieten durchaus, dass jemals Gold oder Silber, die den Reichtum bezeichnen,
am Zaumzeug oder am Brustgeschirr oder an den Sporen oder Satteldecken sichtbar
werden, auch ist es keinem Ordensbruder erlaubt, das zu kaufen. Wenn solche alten
Ausrüstungsstücke allerdings als Geschenk gegeben werden, soll Gold und Silber so
gefärbt werden, dass die leuchtende Farbe oder Zierde nicht den Anderen als
Hochmut erscheint. Wenn neue geschenkt werden, möge der Meister zusehen, was er
damit mache.
XXXVI. Überzüge bei Lanzen und Schilden soll es nicht geben.
Überzüge über Schilden und Spießen und Zierrat an Lanzen sollen nicht verwendet
werden, weil das uns allen als nicht vorteilhaft, im Gegenteil als schädlich erscheint
XXXIII. Keiner soll nach eigenem Willen ausgehen.
...........Deshalb bitten wir solche Ritter, die auf den eigenen Willen verzichten, wie die
anderen auf Zeit Dienenden und befehlen ihnen eindringlich, dass sie ohne Erlaubnis
des Meisters oder dessen, dem das Amt übertragen ist, sich nicht herausnehmen
sollen, in die Stadt zu gehen außer des Nachts zum heiligen Grab und zu den
Gebetsstätten, die sich innerhalb der heiligen Stadt befinden. Die, die so ausgehen,
sollen nicht ohne Wächter, das heißt ohne einen Ritter oder Ordensbruder weder am
Tag noch in der Nacht es unternehmen, den Weg zu beginnen. Auf dem Heerzug
freilich, nachdem Quartier bezogen wurde, soll kein Ritter oder Knappe oder Diener
die Zelte anderer Ritter aus Neugier oder um mit irgendeinem zu reden ohne Befehl,
wie oben gesagt, betreten.
........ vielleicht hat jemand noch genauere Regeln gefunden... ausser die allgemeinen.. Ich kenn nur diese.
*smoky*
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Marc: Z.b. die Statuten, aber die enthalten ähnliches.
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Jo San Benedikt,
besten Dank, hast Du einen Weblink dazu?
Viele Gruesse aus dem Land des Laechelns.....
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Klar, auf meiner Page (http://beni.skyforcesystems.de/mittelaltertagebuch) habe ich die aktuelle Onlinefassung:
http://beni.skyforcesystems.de/mittelaltertagebuch/Templerregel-frz.pdf
Aber Achtung! Da fehlen etliche Artikel, und die Abschrift ist nicht ganz sauber. Ich arbeite grade an einer neuen Fassung.
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Auch darf man ja nicht vergessen dass ein Ritter, egal ob in Rüstung oder Kutte, eine gefährliche "Kampfmaschine" war. Auch in Zivil, nur mit einem Schwert bewaffnet, würde ich es mir als Bauer 3-mal überlegen ihn anzugreifen...
Auch hatten sie ja nicht wirklich sehr viel wertvolles dabei! ;-)
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Hi Goeffrey,
da ist was drann ;-)
@ Benedikt, besten dank fuer den Link.
Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deine Gnade und Wahrheit
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Original von Goeffrey
Auch darf man ja nicht vergessen dass ein Ritter, egal ob in Rüstung oder Kutte, eine gefährliche "Kampfmaschine" war. Auch in Zivil, nur mit einem Schwert bewaffnet, würde ich es mir als Bauer 3-mal überlegen ihn anzugreifen...
das ist ein Argument - aber wenn man nicht grade auf Streit aus war, sondern diesem eher aus dem Weg gehen wollte hätte - zumindest ich *jokely* - das schon jedem "sichtbar" gemacht.(Abschreckung!)
Auch hatten sie ja nicht wirklich sehr viel wertvolles dabei! ;-)
Ohne hier auf den genauen Wert eingehen zu wollen, aber ein vollausgestatteter Ritter, mit Pferd, Kettenrüstung, Schwert und Helm, stellte schon ein kleines Vermögen dar. Im HoMi gab es ganze "Bauernbanden" die es genau darauf abgesehen hatten - natürlich kam da auch schon der Hass auf die Raubritter dazu.
Aber ich glaube es gibt da eben keine pauschale Aussage - hing eben immer vom Weg, der Jahreszeit, der Gegend und evtl von der Mission ab - im Zweifelsfall eher "kampfbereit" , wäre meine Sichtweise.
Gruß
William