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Templerfakten => Historische Templer => Thema gestartet von: Martin von der Mark am 03. Juni 2008, 09:57:10
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Moinsen!
Kennt jemand Aufzeichnungen oder Bilder wo musizierende Templer zu sehen sind?
Musikanten waren damals ja eher Unterschicht - heute (und auch sicherlich damals) die Musik in der Kirche aber kaum wegzudenken...
(Wir sind hier im "Historische Templer"-Forumsbereich - bitte keine Bilder vom TT 2007, wo wir hingebungsvoll Non Nobis üben :-) )
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Moin
Wenn dann könntest du höchstens hier etwas finden:
Ensemble Organum (http://www.organum-cirma.fr/)
Da es nur eine handvoll Bilder gibt auf denen Templer zu sehen sind, sage ich mal es gibt keine. Wobei ich auch bezweifle, dass es musizierende Templer gab! Das entspricht nämlich nicht den Ordensregeln/Statuten!
Gruß
Daniel
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Hallo zusammen,
ich denke man muss erstmal dringend eine Abgrenzung schaffen zwischen Musik, die der Unterhaltung dient und Musik, die aus klerikalen Gesichtspunkten gespielt wird.
Wobei ich davon ausgehe, das es Martin wohl eher (hoffentlich *g*) auf den klerikalen Bereich bezieht
Gruss
Michael
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Original von Michael_von_AdelesfeldWobei ich davon ausgehe, das es Martin wohl eher (hoffentlich *g*) auf den klerikalen Bereich bezieht
Nicht dieses: *djpartypeople*
Ahso, Zitat aus Ordensregel (die langen, späten) Nr. 284:
Nach dem Gesange der ersten Messe kann jeder Bruder, falls man mehr Messen im Kloster singt, dieselben wohl anhören: lieber soll er sie anhören als dies unterlassen, wenn er nichts anderes zu thun hat.
Also Mukke war da wohl :-)
UND noch:
342.
Wenn die großen Fasten herankommen, sollen jedes Mal, wenn der Priester oder Diakon beim Abhalten der Messe flectamus genua sagt, alle Brüder, die nicht krank sind, auf die Knie fallen, und wenn er levate sagt, sollen sie sich erheben. An dem ersten Mittwoch der großen Fasten73) sollen, sobald die Frühmette abgehalten worden ist, der Priester und der hilfsgeistliche die sieben Bußpsalmen anstimmen, und während des Gesanges der sieben Psalmen sollen alle Brüder stehen. Nur am Ende eines jeden Psalmen, wenn man gloria patri singt, soll jeder Bruder auf die Knie fallen und sich gleich darauf erheben. Wenn sodann die sieben Psalmen zu Ende sind, sollen die Priester und der hilfsgeistliche die Litanei74) anstimmen und sie schön und sanft zu Ende singen mit allen Gebeten75), welche hierzu gehören. Hierbei sollen die Brüder niederfallen und diesen Teil des Gottesdienstes mit großer Andacht anhören. Diese sieben Psalmen und diese Litanei soll alle Tage bis zum heiligen Mittwoch in dieser Weise gesungen werden, wenn nicht etwa ein Fest mit 9 Schriftvorlesungen dazwischen kommt. An jedem Tage sollen es die Brüder in der oben angegebenen Weise halten.
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Original von Daniel
Ensemble Organum (http://www.organum-cirma.fr/)l
Kommt nix bei mir :-(
Original von DanielWobei ich auch bezweifle, dass es musizierende Templer gab! Das entspricht nämlich nicht den Ordensregeln/Statuten!
Auf welche Regel beziehst Du Dich? Ich meine nicht "Party" - ich meine klerikalen Gesang...
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Ich dachte du meinst Musik mit Instrumenten ala Dudelsack ;)
Singen/Messe feiern entspricht natürlich den Regeln.
Ensemble Organum haben nach historischen Quellen (irgendein Manuskript, dass konnte man mal auf deren Homepage nachlesen. Hoffentlich ist sie bald wieder verfügbar!) die Gesänge der Templer nachempfunden.
klickst du (http://www.fnacmusic.com/album/6e9356ad-38ad-4351-b281-f75edfa3ac90.aspx)
Ich habe die CD bei mir zu hause und könnte sie dir mal vorspielen auf der Brandenburg (im Auto). Ist allerdings harter Tobak für Gesangslaien vermute ich mal! Also das mit ner Gruppe einzustudieren wird nicht einfach!
Gruß
Daniel
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Original von Daniel
Ich habe die CD bei mir zu hause und könnte sie dir mal vorspielen auf der Brandenburg (im Auto).
Ich höre gerade, das wir selbst im Besitz der CD sind... Overflow-Error :-/
Original von Daniel
Ist allerdings harter Tobak für Gesangslaien vermute ich mal! Also das mit ner Gruppe einzustudieren wird nicht einfach!
Ui, ui... Na, erstmal diente die Frage nur nach der wirklichen Geschichte. Wieviel wir davon ins Reenactment rübernehmen, lasse ich mal erstmal dahingestellt...
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Nachdem wir nun durch die Regeln herausbekommen haben, das es "Singen" gab, wie sieht es mit Instrumenten aus?
Hat jemand Infos?
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Also ich könnte mir gut vorstellen, das die Templer diese Art Gesang praktizierten. Aber soweit ich mich erinnere bezeichnet man unter "Singen" auch das laute gemeinschaftliche Beten, worauf sich der Gesang in den Regeln beziehen wird.
Leider kann ich euch keine Quelle dafür nennen, aber ich schau mal ob ich mich erinnere woher ich das habe.
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Unter dem Gesang darf man sich wohl nicht vorstellen, dass die Brüder hochmelodisch gesungen haben. Das wahr wohl eher wie heutzutage in strengen Klöstern eher eine Art Sprechgesang. Schaut euch mal "Die große Stille" an, da bekommt man das ganz eindrucksvoll mit.
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Habe zum Thema Gesang gerade auf der Seite
Gregorianischer Choral (http://stift-heiligenkreuz.org/Gregorianischer-Choral.gregorianischer-choral.0.html)
folgenden Hinweis gefunden.
Die Zisterzienser haben den Gregorianischen Choral bei der Gründung ihres Ordens im 12. Jahrhundert modifiziert. Seit dieser Zeit wird der "Zisterzienserchoral" gesungen. Gegenüber dem Gregorianischen Repertoire, dessen erste Handschriften aus dem 10. Jahrhundert stammen, wurde der zisterziensische Choral entsprechend dem musikalischen Empfinden der Zeit und den spirituellen Grundlagen unseres Reformordens vereinfacht. Die Vereinfachungen beziehen sich vor allem auf die Tonalität (Tonarten) und den Ambitus (Tonumfang).
Da Bernhard von Clairvaux ein Förderer des gregorianischen Choral in dieser Zeit bei den Zisterzienser war kann ich mir gut vorstellen das die Templer es ähnlich praktizierten.
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Ich zweifle das an, dass die Templer hier bei den Zisterziensern abkupferte.
Die Templer waren keine Ordensleute in diesem Sinne und hatten keinen Einblick in fremde Kloster. Die Klösterliche Lebensweise war vermutlich nicht so ausgeprägt, was man auch in der Regel findet.
In geisltichen Orden war es z.b. Üblich, beim Essen mit einer bestimmten Zeichensprache um Dinge zu bitten - in der Regel ist explizit erwähnt, dass die Brüder diese nicht kannten und darum leise flüsternd bitten durften (obwohl Schweigepflicht beim essen herrschte).
Weiteres zeigt es sich z.b. indem sie nur einen beschränkten Gebetssatz hatten, den sie selber beteten (also ohne Kaplan, der vorbetete).
Ich glaube, der Gesang war pragmatischer als in geistlichen Orden.
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Nunja ich denke halt schon das es eine Mischung gab worauf ich schliese ist da es einige aus dem Adel gab, und daraufhin wird sich auch was rübergerettet haben.
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Wie rübergerettet? Ich verstehe gerade nicht, was du meinst.
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Gott zum Gruße,
in der Tat ist die CD vom Ensemble Organum sehr zu empfehlen, habe sie auch hier. Gab es da nicht schon einmal einen Thread dazu? Muss mal gucken...
Schafft auf alle Fälle mächtig Gänsehaut!
Ich könnte mir vorstellen, dass eine simple "Frankenflöte" u.U. mitgeführt wurde, die dann - quasi unterstützend zum Gesang oder auch nur so - auch gespielt wurde. Oder galt dies bereits als verbotener Zierrat?
In diesem Sinne
Ekkehard
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Also, beim gregorianischen Choral wurde/wird nicht geflötet oder sowas. Ab dem späten 13. Jh. gab es ansatzweise Musik bei den Gottesdiensten in Notre Dame, Paris, mit neuartigen Rhytmen und Instrumenten. Aber das sicherlich nur bei ganz feierlichen Messen. In klösterlichen Gemeinschaften hat man mehr oder weniger gesungen, es gibt ja verschiedene Methoden des 'Gesangs': den feierlichen und den alltäglichen. Da die Leute nicht immer begabte Sänger waren, hörte sich das gewiß so gräuslich an wie heute manchmal.
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Original von Ekkehard von Lemberg
in der Tat ist die CD vom Ensemble Organum sehr zu empfehlen, habe sie auch hier. Gab es da nicht schon einmal einen Thread dazu?
In der Tat, den gab und gibt es.
Hier: http://ssl.skyforcesystems.de/~gebuin/wbb2/thread.php?threadid=2593&hilightuser=969
Dort ist auch der Booklettext zur CD wiedergegeben und darin erfährt man ebenfalls wesentliches zur Musik der Templer.
Es grüsst der Scholar
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Ich habe jetzt die CD von Ensemble Organum gekauft und angehört.
Mich hat die Interpretation doch sehr erstaunt und sie wirkt in meinen Ohren zunächst sehr befremdlich und stellenweise ganz templeruntypisch "gekünstelt".
Würde man diese Lieder vor "unbedarften" Publikum vortragen, könnte dieses auf die Idee kommen es handele sich um arabische Musik.
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Was ist denn Templertypisch?
Ich fand gerade den arabischen Einfluss sehr authentisch wirkend!
Gruß
Daniel
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Ich verstehe unter "templertypisch" sowas wie "schnörkellos".
Die Musik wirkt, bildlich gesprochen, auf mich wie ein vergoldeter und mit Edelsteinen besetzter Krummsäbel während ich ein Templerschwert erwartet hätte.
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Original von Nicolas
Mich hat die Interpretation doch sehr erstaunt und sie wirkt in meinen Ohren zunächst sehr befremdlich und stellenweise ganz templeruntypisch "gekünstelt".
Wieviel Templermusik kennst du denn jenseits der CD? Oder Gesänge anderer Orden aus diesem Zeitraum? Ich wäre froh, mehr davon zu hören, hast du einen CD-Tipp?
Oder resultiert dein Urteil "befremdlich" und "templeruntypisch" nicht aus einem Vergleich zu anderen Gesängen, sondern ist einfach nur ein Gefühl, hättest du also aus dem Bauch heraus etwas anderes erwartet?
Ich selber hatte vordem Ersthören der CD gar keine Erwartungen, ich kannte nur diverse Aufnahmen von mittelalterlicher Musik und speziell die Doppel CD "Musik aus der Zeit der Kreuzzüge" vom Ensemble Gilles Binchos.
Daran gemessen fand ich die Templergesänge sehr streng, sehr klar, sehr direkt und perfekt auf das Ziel der geistlichen Erbauung, der mentalen Stärkung, der Buße und der Besinnung auf das Wesentliche zugeschnitten.
"Arabische Schnörkel" oder byzantinische Einflüsse, wie andere im Thread zur Templer-CD zu hören meinten, wären mir nie in den Sinn gekommen.
Aber ich kenne auch keine arabische Musik aus dieser Zeit, ebensowenig wie byzantinische, so dass es sicher daran liegt.
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Wer sich mit gewissen Teilaspekten des Themas "Kreuzzüge und Musik" beschäftigen will, dem sei hier noch folgendes ans Herz gelegt:
Michael Routledge "Kreuzzugslieder"
(in Riley-Smith (Hrsg.) (1999): "Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge", S. 110-133).
Es geht hier allerdings nicht speziell um die Templermusik, sondern um Inhalte, Anliegen, Wirkung und Spezifik der weltlichen Kreuzzugslieder.
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Wird da auf der CD erklärt, wieso das Templermusik sein soll ?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die gross was gesungen haben. Für das "non nobis" vor der Schlacht gibt es einen Beleg, aber sonst habe ich noch nix gefunden, dass die wie Mönche gesungen hätten.
Wann hätten sie die Zeit dazu gehabt ?
Sorry, kann es sein, dass man da einfach eine CD verkaufen will, der man das "Prädikat Templer" aufgedrückt hat ?
Gruß Heinrich
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Ja das basiert auf fundierten wissenschaftlich ausgewerteten Quellen. Das stand zumindest mal auf der Internetseite. Das sind nicht irgendwelche Chorknaben die das machen, sondern angesehene Musikwissenschaftler.
Auf der Internetseite hatten sie damals ihre Quellen und wie sies gemacht haben. Leider ist die nun offline :(
Gruß
Daniel
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Chant des Templiers
L'office de la Trinité et de la Transfiguration
Saint Sépulcre de Jérusalem, XIIe siècle
Très peu de manuscrits liturgiques liés aux Templiers ont été conservés. Celui que nous utilisons pour ce programme est du milieu du XIIe siècle. C’est le plus ancien manuscrit musical à l’usage de la basilique du Saint Sépulcre de Jérusalem. C'est là que l'ordre du Temple et celui des Hospitaliers établirent les fondements de leurs spiritualités.
Acheté par le Duc d'Aumale à la fin du XIXe siècle, ce manuscrit est actuellement conservé au château de Chantilly. C'est un bréviaire noté aux tous premiers moments de la mise en forme de la notation carrée dans les milieux musicaux parisiens. Toutes les subtilités vocales du chant apparaissent et de ce point de vue ce livre est exceptionnel, car rares sont les témoignages musicaux français de cette époque qui ont été conservés.
Les Templiers, dont la première fonction était de défendre les lieux saints, prirent comme modèle pour la liturgie celle des chanoines du Saint Sépulcre comme le précise le début de leur règle. " Vous qui avez renoncé à vos propres volontés, et vous autres qui, pour le salut de vos âmes, servez le Souverain Roi avec vos chevaux et vos armes, vous devez suivre, avec un pur et pieux désir les matines et le service divin en entier, selon l'institution canonique et les usages des maîtres réguliers de la Sainte Cité."
Même en temps de guerre les Templiers pratiquaient avec assiduité la liturgie. Lors de la cinquième croisade, pendant le siège de Damiette, une incursion nocturne des musulmans fut déjouée car les Templiers étaient en train de célébrer l'office des matines sous la tente-chapelle de l'ordre. Ils étaient purent ainsi immédiatement repousser l'attaque car ils conservaient leurs armes, même pendant les offices.
Pour ce concert, nous nous sommes concentrés sur l'office de la Transfiguration - particulièrement à l'honneur dans l'Ordre du Temple - qui dans la liturgie du Saint Sépulcre était une réitération de l'office de la Trinité. Il faut y voir une manière d'affirmer, dans un lieu hautement sensible, le lien substantiel qui unit la révélation trinitaire, ici affirmée à l'adresse des musulmans, avec la transfiguration du Christ où celui-ci apparaît dans la continuité de la révélation vetero-testamentaire, à l'adresse des juifs. Le texte est extrêmement militant et la musique qui sert à le proclamer est lente, grave, solennelle. Elle exprime avec une rare puissance le sentiment religieux qui animait les serviteurs de l'ordre du Temple.
A travers cette musique - qui parfois sonne d'une manière rude, comme taillée dans le roc - transparaît toute la foi de ces moines-soldats qui, par leurs chants cherchaient à exalter la majesté divine.
Marcel Pérès
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@Scholar Gerlach: ich hatte mich bisher überhaupt nicht mit "mittelalterlicher" Musik beschäftigt. Weder mit dem, was ein Musik- Wissenschaftler darunter verstehen würde noch mit dem, was ein Markt-Templer darunter versteht. ;-)
Von daher ist meine Aussage wirklich absolut nur "aus dem Bauch heraus" erfolgt.
Erwartet hatte ich eigentlich etwas in der Art: nimm einen lateinischen Text und lass ihn von eine "wilden Haufen" in der Kirche "singen". Dieser "wilde Haufen" wird sich zwar mächtig anstrengen, das Ganze für das eigene Seelenheil andächtig klingen zu lassen, aber ansonsten hätten die Sänger bei einem "Outremer sucht den Superstar" keine Chance auf den Recall.
Oder nochmal anders: lasse zwanzig Tempelritterdarsteller anno 2008 a.d. nach einem Wochenende gemeinsamer Übung 10 Lieder in einer Kirche singen und nimm das auf. Das wäre meine eigentliche Erwartung gewesen. ;-)
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Tja, wenn ich jetzt noch französisch könnte, könnte ich das auch lesen.
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Heinrich von Hohenfels hat geschrieben:
Wann hätten sie die Zeit dazu gehabt ?
Zu den in der Ordensregel erwähnten Gebetszeiten - dort wurden die Horen gesungen. Es wird in der Regel gesagt, dass es besser ist, sie singen die Horen mit, als dass sie sie nicht singen, aber wenn sie sie nicht singen können, brauchen sie es auch nicht tun.
(Abschnitt "Conventual Life" - Leben im Konvent)
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Allgemein zu mittelalterlicher Kirchenmusik:
Abgesehen von dem römisch-gregorianischen Choral existierten ja in den vielen Kirchen separate 'Melodien' und Texte. Ich habe einige auf Kasette, weiß aber nicht, in wie weit es so was auf CD gibt.
In Mailand hatte man den Ambrosianischen Ritus (SEHR alt, älter als der gregorianische, und hört sich ganz anders an), und in Salisbury England hatten sie auch einen eigenen....
Zwischen 'singen' und 'singen' bei Mönchen gibt es gravierende Unterschiede. Der feierliche Choral, den wir heute bsp. auf solchen CDs hören können oder der heute vielleicht zu Ostern noch in der Kirche gesungen wird, war hohen Festtagen und/oder dem Priester vorbehalten.
Etwas 'besser', d.h. melodischer wurden die Antiphonen zwischen den Psalmen gesungen, oder auch der Hymnus am Alltag.
ABER zu den meisten Offizien, z.B. nachts wurde alles - man verzeihe mir den Ausruck - in einem Sprechgesang heruntergleiert, ohne jegliche natürlich Betonung. Ähnlich vielleicht wie die buddhistischen Mönche das machen. Ich habe das selber erlebt, es war schrecklich, vor lauter Leiern konnte man sich überhaupt nicht mehr auf den Text selber konzentrieren.
Wer den Film "die grosse Stille" kennt, mit den Kartäusern, da kann man hören, wie das so läuft. Ansonsten hört das ja kein Aussenstehender, die bekommen nur die feierlichen Gesänge währen ddes Gottesdienstes mit.^^
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Wer den Film "die grosse Stille" kennt, mit den Kartäusern, da kann man hören, wie das so läuft. Ansonsten hört das ja kein Aussenstehender, die bekommen nur die feierlichen Gesänge währen ddes Gottesdienstes mit.^^
Habe ich gesehen und schonmal an anderer Stelle empfohlen. So oder so ähnlich stelle ich mir das bei den damaligen Brüdern auch vor.
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Guckt auch nochmal in den oben zitierten Thread.
Nicht weil er von mir ist, sondern weil ich dort den Booklettext online gestellt habe.
Darin erfährt man einiges zur Musik und deren Hintergrund und zu welchen Anlässen welche der Lieder gesungen wurden:
Booklettext der Templer-CD (http://ssl.skyforcesystems.de/~gebuin/wbb2/thread.php?threadid=2593&hilightuser=969)
Einfach mal versuchen zu übersetzten, auch mit schlechtem Englisch, meins ist auch nicht sehr gut. Aber man kann einiges nachvollziehen und dadurch das Thema besser verstehen
Mir scheint, manche vergessen beim Thema Templer kurzzeitig, das es ein christlicher Orden war, die Mitglieder im Grunde also auch Mönche und dazu gehört Singen zu bestimmten Anlässen nach eingener Liturgie als wichtiger Bestandteil dazu. Klar konnte man auch mal zu Stärkung des Kampfesmutes und in Ermangelung des regelmäßigen Kirchenbesuchs (z.B. im Feld) ein gemeinsames Buß- und Erbauungslied singen, aber die wichtigen Feiertage des Kirchenjahres waren mit bestimmten Gesängen genauso zu begehen wie bei anderen Orden.
Das alles ist eben auch Templermusik, m.E. muss man hier zuerst den Mönch und erst dann den Krieger sehen. Leider gibt es dazu auf Deutsch nichts populärwissenschaftlich geschriebenes.
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Übrigens habe ich vor kurzem unserem dörflichen Kirchenältesten vorgeschlagen, dass man eine kleine Templer-thematisierte "Aktion" in unserer hübschen Dorfkirche druchführen könnte. Ein Höhepunkt hätte das gemeinsam Hören der Ensemble Organum CD in kerzenerfülltem Ambiente sein sollen.
Die Musik sagte ihm nicht zu und die Pastorin war offenbar nicht begeistert vom Thema. Naja, die Templer sind wohl doch Ketzer und Häretiker und sowas "Modernes" wie meine Idee, alte Musik zu spielen, passt nicht zum heiligen Ort.
Mich wunderts nicht, dass der organisierten Großkirche die jungen Leute wegbleiben...
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Ich glaube das ist eher ein Problem des individuellen Kirchenmannes/Frau.
Wenn man sowas macht erregt man Aufmerksamkeit und muss sich erklären und Begründen. Und darauf haben die meisten keine Lust und scheuen Auseinandersetzungen. Der einfache Weg ist dann halt "Das haben wir noch nie gemacht, also tun wirs jetzt auch nicht!"
Das sind halt alles auch nur Beamte (jedenfalls geistige).
Es gibt aber Gott sei Dank Ausnahmen! Bei uns in der Gemeinde hatten wir so eine. Er hat sich speziell für die Jugend sehr aufopfernd eingesettz und wurde dann genau deswegen abgesetzt. Fakt ist nämlich, wenn eines der Schäfchen zu weit vorprescht, müssen entweder alle anderen nachziehen oder das eine Schäfchen wird beseitigt, damit die Herde wieder als geschlossener Block dasteht.
So ist das halt! :(
Gruß
Daniel
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Das kann man nur unterschreiben. Leider.
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Hallo, ich hab euch das Booklet mal übersetzt:
Sehr wenige liturgische Handschriften mit Bezug zu den Templern sind erhalten geblieben.
Jene, die wir für dieses Programm benutzen stammt aus dem 12. Jh. Es ist das älteste musikalische Manuskript, das in der Heilig-Grab-Kirche in Jerusalem in Benutzung war. An diesem Ort legten die Orden der Templer und Johanniter die Fundamente ihrer Spiritualität.
Durch den Herzog von Aumale Ende des 19. Jh.s erworben, wird die Handschrift heute im Schloß Chantilly aufbewahrt. Es ist ein Brevier mit Noten aus den Anfängen der Quadratnotation, die sich im Milieu Pariser Musiker entwickelte. Alle stimmlichen Feinheiten des Gesangs tauchen auf, und aus diesem Gesichtspunkt ist dieses Buch außergewöhnlich, denn die aus dieser Epoche erhalten gebliebenen französischen Musikzeugnisse sind rar.
Die Templer, deren erste Aufgabe die Verteidigung der Heiligen Stätten war, nahmen die Liturgie der Kanoniker des Hl. Grabes als Vorbild, wie es der Beginn ihrer Regel präzisiert. (Dann folgt das Regelzitat, brauch ich nicht wiederholen, das kennt ihr ja).
Auch in Kriegszeiten pflegten die Templer eifrig die Liturgie. Während des fünften Kreuzzuges, bei der Belagerung von Damietta, wurde ein nächtlicher Einfall der Muslime vereitelt, weil die Templer im Kapellenzelt des Ordens dabei waren, die Matutin zu feiern. So konnte der Angriff sofort zurück geschlagen werden, weil sie auch während des Offiziums Waffen trugen.
Für dieses Konzert haben wir uns auf das Offizium der Transfiguration beschränkt, welches bei den Templern besonders verehrt wurde, und das in der Liturgie des Hl. Grabes eine Wiederholung des Dreieinigkeits-Offiziums war. Darin muß man, an einem besonders sensiblen Ort, eine Art der Bekräftigung der Verbindung von Dreieinigkeitsoffenbarung mit der Verklärung Christi sehen. Erstere besonders an die Muslime gerichtet, letztere an die Juden.
Der Text ist extrem militant und die unterliegende Musik ist schwermütig, langsam und feierlich. Sie drückt mit einer seltenen Gewalt das religiöse Gefühl aus, das die Diener des Templerordens beseelte.
Über diese Musik, die manchmal rau klingt, wie aus dem Felsen geschlagen, scheint der Glaube der Mönchsoldaten durch, die durch ihre Gesänge die göttliche Majestät zu verherrlichen suchten.
---> nun, es ist die Liturgie der Grabeskanoniker, die Autoren hätten es auch als "GEsang der Kanoniker vom Hl. Grab" verkaufen können, aber da hätten sich wohl nicht soviele interessiert. Die Verbindung zu den Templern liegt allein in der Passage der Ordensregel. Aber es ist dabei nicht klar, in wie weit die liturgischen Bräuche übernommen wurden. Es kann sich dabei auch um die ANzahl der Psalmen, die zu feiernden Festtage etc. handeln. Daß Templer diese Musik genau so gesungen haben, ist NICHT mit Eindeutigkeit zu sagen. Ich finde den Titel der CD irreführend....
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Wunderbar - vielen vielen Dank, beste Sareth.
Das hilft wirklich weiter, sehr grosszügig von dir.
Allerdings würde mich furchtbar interessieren, woher der Rezensent bei tonspion diese Informationen hatte, die er in die Kritik zur CD eingearbeitet hat:
"Man muß sich das ganz archaisch vorstellen: Die Templer traten in einer Art Halbkreis zusammen, um zu singen. Die Rhythmusgebung erfolgte durch ein kollektives Wippen, wobei der Körperschwerpunkt immer von links nach rechts und zurück verlagert wurde. Die Art von Intensität, zu der der dogmatisch-ekstatische Katholizismus im Hochmittelalter fähig war, ist uns vielleicht nurmehr vorstellbar, wenn wir einem Derwisch oder einem Voodoopriester zusehen würden. Das ist aber genau die Stimmung, die vom Ensemble Organum hier perfekt vermittelt wird."
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Ja, das würde mich auch interessieren....
Zeitreise? *smoky* Ich habe das noch nirgendswo gelesen... und das Mönche 'kollektiv wippen' höre ich auch das erste mal.....
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Da haben sich bestimmt mal ein paar Zulus verirrt und die Kanoniker vom hl. Grab haben sich dann bei deren Wipptänzen was abgeschaut.
:-)
Da haben wir es wieder, man drücke eine angesagte "Marke" auf und schon verkauft es sich.
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Ich habe nochmal den kompletten Booklettext mit meinen bescheidenen Mitteln studiert.
Das Tanzen (Wippen usw.) gehört schon dazu, es ist offenbar belegt.
Im Booklet heißt es:
"It is necessary to combine the data provided by palaeography with the art of marking rhythm, which in religious chant has its own name, the tripudium. This is not merely time-beating, but a movement of the whole body, a swaying motion which consists in shifting the body's centre of gravity from one leg to the other. This essential element for understanding the rhythmic organisation of the chant of this period has unfortunately not received sufficient attention from those who study the different types of plainchant. The way in which the theorists of the twelfth and thirteenth centuries describe the formation of the rhythmic architecture of polyphonic chant is a further fundamental element for deciphering this music."
Der komplette Text ist hier:
Booklet Templer-CD (http://ssl.skyforcesystems.de/~gebuin/wbb2/thread.php?threadid=2593&hilightuser=969)
Wenn jemand einmal gekonnt das ganze Booklet übersetzen würde, sähen wir vielleicht alle etwas klarer, was das Thema betrifft?
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@Heinrich: "Für das "non nobis" vor der Schlacht gibt es einen Beleg". Hast Du diesen? Gibt es Noten UND Text dazu? Ich meine mit "Text" auch eher Wieviel Text wurde gesungen?! (Das es sich um Psalm 115 handelt ist ja klar. )
@sareth: PN
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Nein, ich habe keinen Text und auch keine Melodie.
Der Beleg ist die Erwähnung eines Pilgers des 12. Jahrhunderts, dass die Templer vor der Schlacht das Non Nobis gesungen haben.