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Mittelalter => Mittelalter allgemein => Thema gestartet von: Heinrich von Grubenhagen am 05. Januar 2008, 16:16:33
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Gab es sächsische Teilnehmer am 1. Kreuzzug?
Lothar von Süpplingenburg (auch Süpplinburg oder Supplinburg) war während des ersten Kreuzzuges 21 Jahre alt.
Er war also in einem Alter, in dem er als junger Ritter, bzw. Herzog hätte teilnehmen können.
Allerdings kamen nach meiner bisherigen Kenntnis und nochmaligen Durchsicht die Teilnehmer des ersten Kreuzzuges hauptsächlich aus dem französischen, flandrischen und lothringischem Gebiet.
Nun gut - Wenn man spitzfindig ist, könnte man sagen, Gottfried v. B. war als Besitzer, bzw. Erbe von Antwerpen ja auch ein deutscher Fürst, der aber zum französischen tendierte- aber das meine ich nicht.
In Deutschland war zu dieser Zeit ja der größte Teil des Gebietes östlich der Elbe noch nicht christianisiert, so dass es um 1108 im damaligen Sachsen Überlegungen oder Ansätze gab, einen Wenden-Kreuzzug gegen die dort lebenden Slawen zu führen.
Gab es aber tatsächlich Kreuzzugsteilnehmer aus dem norddeutschen Raum, speziell Sachsen, die zu den Truppen gehörten, die 1099 mit Gottfried Jerusalem stürmten?
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Es gibt ein Buch,hab es jetzt leider nicht zur Hand, muss ich mal raussuchen
wo aucherwähnt wird das Teilnehmer aus Niedersachsen (das damalige Sachsen) an den kreuzzügen teilgenommen haben.
Mir ist bekannt das einer der Edlen zu Warberg ( Kreis Helmstedt) von einem der Kreuzzüge nicht zurückkehrte, und das das Geschlecht der edlen von Warberg auch deshalb ausstarb weshalb die Burg ( heute Bundeslehranstalt für Landwirttschaft und Seminarhotel) an den Johaniterorden ging.
mfg
Lazarus
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Hallo
Ich noch mal.
Hab das Buch eben im Netz gesucht:
Kreuzzüge, Heidenkampf
und Ketzerverfolgung
unter regionalem Aspekt Hildesheimer und Braunschweiger Bezüge im Kampf gegen die Ungläubigen im hohen Mittelalter
http://freenet-homepage.de/lehrmann/1.htm
mfg
Lazarus
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Vielen Dank!!
werd ich mir wohl besorgen müssen, obwohl ich bei Lehrmann immer gewisse Bauchschmerzen habe.
Ich besitze z. B. sein Buch über die Hexenverfolgung im Hochstift Hildesheim, welches er sicherlich gut recherchiert hat, aber leider etwas wirr geschrieben ist.
Übrigens kannte ich den Lehrmann mal flüchtig -etwas pedantischer Typ. Der war vor 15 Jahren zufällig der Vermieter von einem Freund und hat immer die Mülleimer kontrolliert, ob alles seine Richtigkeit hat. :D
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Naja wenn er das bei seiner recherche auch ist, dann kanns ja nur gut sein !!
mfg
Lazarus
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War gerade im Buchhandel meines Vertrauens, Bestellung dauert mind. 2 Wochen.
So habe ich es dann direkt per Mail beim Verlag bestellt.
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Das Buch ist heute angekommen. Hatte aber nur kurz Zeit zum Durchblättern- später mehr.
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Du musst unterscheiden zwischen den Hauptkontingenten welche da waren :
Robert von der Normandie
Gottfried von Boullion
Bohemund von Tarent
Raimund von St. Gilles
und dem sog. Bauern/Volkskreuzzug.
Die oben genannten Kontingente hatten eine feste Route und sind genauest Dokumentiert. Viele der adeligen Anhänger dieser Personen hatten sogar den einen oder anderen Biographen dabei (bsp. Tankred)
Diese Trosse waren genau geplante Kriegszüge, welche entsprechend auch ihre Vorbereitungszeit benötigten um überhaupt loszumarschieren.
Ähnlich dem Feldzug gegen Hastings 30 Jahre zuvor.
Der französische König und der dt. König nahmen offiziell nicht am 1. Kreuzzug teil, da sie zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich gut mit dem Papst standen.
Anders verhält s sich mit der Völkerwanderung, welche durch die Rede von Urban II ausgelöst wurde. Nicht nur die o.g. Trösse zogen los , sondern auch eben jeder der sich an der Befreiung Jerusalems beteiligen wollte.
Dies war meist schlecht vorbereitet und sorgte in ganz Europa für Plündereien etc.
Man kann diesen Volkskreuzzug auch gut mit einer Heuschreckenplage vergleichen.
Auf jeden Fall zog nachweislich in diesem unorganisierten Heer Peter der Einsiedler und der Ahn des Geschlechts derer von Leiningen mit. Dieser war im Übrigen namentlich an den Metzeleien gegen die Juden in Worms, Speyer und Mainz verantwortlich.
Speziell aus Sachsen sind mir keinerlei Teilnehmer bekannt ! Auch anhand des von mir hier eingefügten Bildes wird klar, dass der 1. Kreuzzug kaum den Rhein übersprungen hat.
Wenn es eine Beteiligung Sachsens im ersten Kreuzzug gab, dass sicher nicht von einem namentlich bekannten Grafen/Herzog der sicherlich darüber hätte schreiben lassen. Und dann auch nur im Rahmen einer Volksbewegung oder spontanen privaten Teilnahme am ersten Kreuzzug.
Ich empfehle übrigens hierzu das Buch:
Der erste Kreuzzug von Allan Oslo ISBN: 3-491-69111-7
er stellt viele Fragen in seinem Buch die einen echt nachdenken lassen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/f/f2/Kreuzzug1.jpg
Ausserdem mach ich hier mal Werbung:
http://www.Projekt-erster-Kreuzzug.de
Gruß Felx
PS: http://de.wikipedia.org/wiki/1._Kreuzzug
Die Seite ist wirklich richtig gut und empfehlenswert !!!
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Zitat aus Wikipedia:
>>Im selben Jahr formierte sich ein deutlich besser organisiertes und für damalige Verhältnisse sehr großes Kreuzfahrerheer, das in erster Linie aus Franzosen, französischen und süditalienischen Normannen, Flamen und Lothringern bestand.<<
Zitat aus: Die Kreuzzüge, Krieg im Namen Gottes, von Peter Milger:
>>Ekkehard von Aura schildert die kühle Reaktion der Deutschen. Die Predigt dürfte in den Kaisertreuen Regionen unterblieben sein:
„Den Ostfranken dagegen, den Sachsen, Thüringern, Bayern und Alemannen drang diese Posaune kaum in Ohr; es lag vor allem an dem Schisma zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt, das seit der Zeit Papst Alexanders II. bis heute uns die Römer und ebenso die Römer uns verhasst und zu Feinden gemacht hat....“<<
Etwas unglücklich in diesem Zusammenhang finde ich den Begriff „der Deutschen“ wenn man sich die Grenzen und Machtverhältnisse dieser Zeit vor Augen führt...
(http://img175.imageshack.us/img175/6577/karteottonenundsalierpuom3.jpg)
Martí
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Da ist ja schon einiges zusammen gekommen - Vielen Dank!
1.
Zum Armenzug (Bauernzug)
Lehrmann zitiert in seinem oben erwähnten Buch Ruedebusch zu einem Teilkontingent des Zuges von Peter (S.22):
"Möglicherweise hat ein 12.000 Köpfe zählender Haufen besagter Couleur unter dem Priester Volkmar, vom Rhein her kommend, auf seinem Zug in Richtung Prag (Ende Mai 1096) auch Süd-Niedersachsen berührt."
Leider ist dieses Buch in der Fernleihe nicht aufgelistet und ich mag mir auch nicht immer gleich ein weiteres Buch kaufen, wegen einer Textstelle.
Deshalb meine Frage:
Hat jemand das Buch:
Dieter Ruedebusch: Der Anteil Niedersachsens an den Kreuzzügen und Heidenfahrten, 1972
und könnte mal auf Seite 6 nachschauen, ob her Ruedebusch noch mehr dazu sagt?
2.
Zu dem von Felx genannten Hauptzug der Niederländer, Flamen, Franken und Normannen schreibt Lehrmann:
"Doch unter den Teilnehmern befand sich auch ein noch nicht identifizierter sächsischer Graf (comes de Saxonia) mit seinen Mannen und einer größere Anzahl von Friesen." (ohne Fußnote)
Die sind auch bis Jerusalem gekommen.
Lehrmann schreibt auf Seite 28:
„Zum Beginn der Belagerung werden endlich auch unsere Landsleute einmal erwähnt, indem der Herzog Gottfried, weil er an Rat und Kräften mächtig war, sich mit seinen kriegswilden und ungestümen Deutschen gegenüber dem stark befestigten Davidsturm aufstellte.“
Die Fußnote: „Es dürfte sich um Rheinländer, Friesen und angeblich auch Bremer Bürger handeln (Röhricht, Dt, S. 11).
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Dieter Ruedebusch: Der Anteil Niedersachsens an den Kreuzzügen und Heidenfahrten, 1972
Habe ich jetzt endlich per Fernausleihe bestellt, da ich es zum Kaufen nirgends fand.
Falls jemand daraus eine Textstelle benötigt, gebe er/sie Bescheid.