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Templerfakten => Historische Templer => Thema gestartet von: Benedikt von Söllbach am 23. März 2007, 23:45:13

Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 23. März 2007, 23:45:13
Hallo, mir kommen momentan immer mehr Zweifel an der Belegbarkeit von Kutten im Templerorden.

Körner übersetzt nur an einer einzigen Stelle der Regel eine Kutte (139). Ansonsten ist "Kutte" nirgends im Text zu finden!

Upton-Ward übersetzt eben diese Kutte aus §139 als "Tunika", die unter anderem in Regel §280 (wie die Brüder zur Matitun kommen sollen) wieder auftaucht. Körner übersetzt in 280 als "Waffenrock".

Könnte es sein, dass Körners Kutte über den Umweg der Cotta zur Kutte wurde?
Upton-Ward erwähnt nirgends eine Cotta (Körners "Leibrock" wird zum "jerkin" = Wams)
Eine Tunika/Cotta wäre auf jeden Fall Sinniger direkt nach dem Aufstehen (um 4:00 Früh), nachdem sich die Brüder normal nochmal hinlegten.

Zitat
280
And no brother should be without his habit when the hours are sung. And if any brother is drinking or eating, he should not be without his habit; and he should wear his habit in such a way as to have the laces of his cloak round his neck. And if he has his cope [Anm. Cappa] when he hears the hours, he should be dressed in his tunic, if he does not have a mantle; and a brother may eat in the same way if he does not have a mantle.

Den Hinweis auf das Essen und das Fehglen des Mantels werte ich als Bezug zur Strafe  "Verlust des Habits" (nicht zu verwechseln mit Ausschluss aus dem Orden!), bei der die Brüder ohne Mantel auf dem Boden essen müssen.

Weiter unten heißt es noch:
Zitat
281
When the bell rings for matins, each brother should get up immediately, put on his hose, and fasten his cloak [Anm. Mantel] [...]
And each brother should come to matins in breeches and shirt, [...] and with his hood [Anm: von der Cappa?] up. Moreover, he should be dressed in hose and shoes and should have his habit as said above. And all the other hours the brothers should hear completely dressed and in hose, according to the requirements of the weather and the season.

Kann es nicht sein, dass die Abbildungen der Mönche in Perurgia nicht normale Cottas sind, zusammen mit einer Gugel? oder handelt es sich dabei um die von Upton-Ward erwähnte "Garnache" (http://flinkhand.de/Handarbeiten/Nahen/Gewandungen/Mantel/Garnache/garnache.html)?

Ganz verwirrend, das alles...  *birthday* *alleswirdguut*
Die These würde auch die Bedeutung des Mantels im Orden stärken, die ja anderweitig schonmal diskutiert wurde.

Beni, der an seiner Kutte hängt!

[edit] Bruder_Dietrich aus dem TV-Chat hat mir grade erzählt, dass "Tunika" im Ordensumfeld dem Schnitt der Cotta entspricht
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 24. März 2007, 08:58:10
Ja eigentlich dürfte hier die Cotta gemeint sein, die ja von allen Rittern im Hochmittelalter getragen wurde.

Aber wenn wir uns dieses knöchallange, langarmige Kleidungsstück anschauen, dann sieht das ja auch so aus wie eine Mönchskutte, oder ?

Gruß Heinrich
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Lazarus v. Akkon am 24. März 2007, 09:35:11
nur halt mit engeren Ärmeln,und variabler Länge.Von Bodenlang bis knapp über dem Knie endend.
 ;) ;) ;)
mfg
Lazarus
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 24. März 2007, 13:40:47
Ich dachte, dass die Cottas geschlitzt waren?

Beim Schreiben meiner Antwort im anderen Thread ("Ritter alles in weiß" (http://templerforum.de/thread.php?threadid=2561)) ist mir eingefallen, dass die Cotta durchaus als Kutte zählen kann. In Regel 281 wird ja von einer Mütze gesprochen, mittlerweile glaube ich fest, dass diese an der Cotta sein muss, da die Cappa nur die Brüder ohne Mantel tragen.

Fazit also: Die "Tunika" von Upton-ward ist der korrekte Begriff für "Kutte", und hat einen Schnitt ziemlich ähnlich der Cotta. So macht übrigends auch Körners Übersetzung in "Kutte" wieder Sinn.

In 281 wird zwar gesagt, dass man zur Matutin nur in Bruche, Hemd und Mantel erscheinen soll, aber zu den anderen Stundengebten komplett (nach Wetterlage) angezogen kommen soll, es wird also explizit die Kutte für das Morgengebet weggelassen, ausser für die Brüder ohne Mantel.

Kann man das so stehen lassen?

[edit] Was mich noch stutzig macht, sind dienormalen Brüder. Laut §280 sollen sie in Bruche, Hemd und Mantel kommen - aber die Kaputze auf haben. Welche Kaputze aber, wenn die Kutte und die Cappa nur die Brüder ohne Mantel an haben sollen?
Ist am Mantel auch eine Kaputze? Ist in diesem Falle dann die Kaputze an der Tunika überflüssig?
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 26. März 2007, 08:57:32
Interessant ist auch, dass im Schachbuch des Alfons X. an der Kutte eine Kaputze zu sehen ist, nicht am Mantel.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Wilhelm von Grubenhagen am 14. April 2007, 17:38:00
pax vobiscum!

Ich denke auch, daß hier die cotta gemeint ist, evtl. mit darübergetragem Skapulier.
Der Waffenrock gehört ja eigentlich zu Gambeson und Kettenhemd.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 16. April 2007, 08:35:05
Wie kommst du jetzt auf Waffenrock?
Und Skapuliere im Templerorden sind offenbar nicht belegbar (siehe auch: Thread Skaupiler (http://templerforum.de/thread.php?threadid=2163) und Kelidung (http://templerforum.de/thread.php?threadid=2176))

In letzterem Thread hast du angedeutet, mehr übers Skapuilier zu wissen, würde mich freuen, wen du das an dieser Stelle kurz tun könntest, falls meine Frage an dich im andern Thread untergegangen ist.

Viele Grüße,
Benedikt
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Wilhelm von Grubenhagen am 16. April 2007, 17:57:49
Ah, ich hatte verstanden, daß Du Ekkehard angesprochen hättest.
Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob der Waffenrock der Ordensritter nicht eventuell auch ein Skapulier mit aufgenähtem Kreuz sein könnte.
Die historischen Abbildungen lassen eine Menge Interpretationsspielraum, so daß es sein kann, jedoch nicht sein muß.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 16. April 2007, 19:11:32
Dass der Waffenrock ein Skapulier ist, halte ich eher für unwahrscheinlich, denn im 12. Jahrhundert war der Waffenrock über dem Kettenhemd eine Kutte mit Ärmeln.

Erst im 13. Jahrhundert war es dann ein Waffenrock ohne Arme.
Hier muss ich noch die Jahreszahl nachprüfen, angeblich gibt es eine Papstbulle von 1240, die erst den Waffenrock ohne Arme erlaubt hatte.

Gruß Heinrich
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Daniel am 16. April 2007, 20:12:01


das hab ich ja noch nie gehört geschweigedenn gesehen bei einem Reenactor! Wo hast du das denn her mit dem langarmigen Waffenrock? Das würde je bedeuten unsere Gruppe hätte komplett falsche Waffenröcke! Hast du da Bildbelege für?

Danke und Gruß
Daniel
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 16. April 2007, 20:21:05
Gelesen hatte ich das auch schonmal, Heinrich, aber ich erinnere mich daran, dass der langärmelige Waffenrock nur sehr kurzzeitig in Gebrauch war, und im dritten Kreuzzug schon nicht mehr gängig war.

Belege muss ich jetzt aber auch schuldig bleiben...
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 17. April 2007, 10:39:19
Bildnachweis, dass im 12. Jahrhundert eine Kutte getragen wurde, wären die Fresken in Cressac/Frankreich.

Die Ritter ganz in weiss ohne Kreuz werden als Templer interpretiert.

Der Beleg soll ein Schreiben von 1240 an die Templer sein, das von Papst Gregor IX. stammt.
Quelle: Hellen Nicholson,  Knight Templar 1120 - 1312, Osprey Publishing.

Sie schreibt da aber auch was von einer Cappa.
Unter Cappa versteht man aber ja diesen Reisemantel und der hatte keine Ärmel, oder ?
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Daniel am 17. April 2007, 10:48:13
Ich hab die mal rausgesucht. Meinst du diese hier?

(http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/mittelalter/kreuzzuege/cressac.jpg)
(http://www.insolite.asso.fr/templiers/cressac26.jpg)

Wenn cih mir bein oberen Bild ansehe wie das Kleidungsstück den Hals hochgeht und über den Kopf geht sieht es eher so aus als wäre das ein Kettenhemd wo der Maler sich erspart hat die Ringe anzudeuten! Ums Gesicht herum ist sogar ein Lederrand, wie eine Kettenhaube ihn haben würde. Oder interpretiere ich jetzt zu viel? Jedenfalls sieht das für mich nicht aus wie ein Waffenrock.

Bei dem unteren Bild ist die Kette an den Armen zu sehen. Ich glaube im unteren Bild sieht man einen Waffenrock der über einer Kette getragen wird, das obere Bild ist entweder ein Kettenhemd oder ein wirklich seltsames Kleidungsstück, da es bis über den Kopf geht.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 17. April 2007, 11:16:49
Das untere Bild ist übrigens ein ärmelloser Waffenrock, das war ja die Ursprungsfrage.

Kennt denn niemand diesen Brief, der im Osprey genannt wird?
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Gottfried von Metz am 17. April 2007, 12:31:55
Pax zusammen!

Hier ein paar Bildern die euch vielleicht weiter helfen können, darunter ist das bild von eine Encyclopedia von 1978, das eines Gemälde, das andere vom Internet, dabei ist auch eins mit langen Ärmel (bild unter meinem Name).
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Gottfried von Metz am 17. April 2007, 12:50:18
Leider klapt es nicht so mit anhang...
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Gottfried von Metz am 17. April 2007, 12:53:17
Das letzte
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 17. April 2007, 15:14:23
Danke Gottfried,

aber moderne Bilder helfen uns hier wohl nicht weiter.

Zu den Bildern aus Cressac: (Das ist jetzt nicht meine Interpretation, muss auch nochmal nachschauen, wo ich es gelesen habe).

Die gezeigten Ritter auf den Bildern oben werden auch als Kreuzfahrer interpretiert. So hat ja der Ritter mit der gesenkten Lanze neben dem Kreuz auch ein Wappentier auf dem Schild.

Auf Seite 30 in dem Osprey-Buch sieht man das ganze Fresko, unten rechts sieht man einen Reiter, der die Lanze über der Schulter hat.
Er ist ganz in weiss gekleidet und hat eine Kapuze auf, allerdings hat er keinen Schild, was mich stutzig macht, denn bei einem Reiter ohne Schild würde ich gar nicht an einen Ritter denken.
Er wird für einen Templer gehalten.

Zu dem Schreiben:
Muss mal schauen, gibt bestimmt Papst Regesten in denen das Schreiben erwähnt wird.

Gruß Heinrich
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 17. April 2007, 16:01:11
Heinrich, es würde uns (denke ich), auch schon bedeutend weiterhelfen, wenn wir allgemein klären könnten, wann langärmelige Waffenröcke "in mode" waren - vielleicht lassen sich daraus auch Rückschlüsse ziehen, zumindest hätten wir aber einen klareren Kontext.
Weißt du da näheres drüber?
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 18. April 2007, 16:24:30
Ich denke bei weltlichen Rittern war ein langarmiger Waffenrock nie "in Mode". Habe mal Arms & Armour von David Nicolle durchgeblättert und nix gefunden.

Zu dem Thema Kutte über der Rüstung kann ich auch nur noch anmerken, dass wohl auch die Johanniter sowas trugen.
Siehe Die Ritter des Johanniterordens von David Nicolle.

Habe zur Zeit die Ordensregel der Johanniter (in englisch) hier liegen, werde mal nachsauen, ob ich da was finde, von wann bis wann die so eine Kutte über der Rüstung getragen haben.

Gruß Heinrich
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Martí am 18. April 2007, 18:25:11
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
...Körner übersetzt nur an einer einzigen Stelle der Regel eine Kutte (139). Ansonsten ist "Kutte" nirgends im Text zu finden!

Upton-Ward übersetzt eben diese Kutte aus §139 als "Tunika", die unter anderem in Regel §280 (wie die Brüder zur Matitun kommen sollen) wieder auftaucht. Körner übersetzt in 280 als "Waffenrock".

Könnte es sein, dass Körners Kutte über den Umweg der Cotta zur Kutte wurde?...

Um mal wieder Verwirrung zu stiften ;-)
Vielleicht aber auch Klarheit -
(eigentlich ist die Gewandung der Templer nicht mein Thema...)

Mein Langenscheidts Taschenwörterbuch Spanisch-Deutsch übersetzt „cota“ (mit einem „t“, aber das ist wohl eher unwichtig) so:

cota [´kota]  f   a) hist. Panzerhemd n;


Und hier noch einmal die „capa“...

capa [´kapa]  f   Umhang m Cape n;

Martí
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 18. April 2007, 20:17:12
Ich glaube, das habe ich schon in einem anderen Thread gesagt, aber ich habe durch ein Gespräch mit einem langjährigen Dominikanerdarsteller herausgefunden, dass "Tunika" im Ordensumfeld der Korrekte Terminus für "Kutte" ist.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alex am 20. April 2007, 11:49:57
Pax,

ich kann mich dunkel erinnern, dass in den Osprey Büchern der Punkt langarm Waffenrock behandelt wurde. Woher die Quellen kommen weiß ich nicht, hab das Buch aktuell nicht zur Hand.

Die Lazariter jedenfalls trugen langärmelige Waffenröcke. Dies rührt aber auch daher, dass sie zumeist kein Kettenhemd trugen, um schneller sterben zu können.

Gabriel v. Kettenhofen hat mir mal geschrieben, dass an den Lazariter Waffenröcken noch eine Kapuze angesetzt war.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alex am 20. April 2007, 11:55:27
Zitat
Original von Daniel


das hab ich ja noch nie gehört geschweigedenn gesehen bei einem Reenactor! Wo hast du das denn her mit dem langarmigen Waffenrock? Das würde je bedeuten unsere Gruppe hätte komplett falsche Waffenröcke! Hast du da Bildbelege für?

Danke und Gruß
Daniel

Hi Daniel,

stimmt nicht ganz. Ich kann mich doch erinnern, dass die Braunschweiger Johanniter mit langärmeligem Waffenrock gekämpft haben, oder?

Und ich selbst trage auch einen. (siehe links)

Liebe Grüße
alex
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Daniel am 20. April 2007, 12:29:23
Und woher habt ihr das? Ich brauch Quellen :)
Bilder Texte alles :)


Die Hospitaliter kämpfen ebenfalls mit kurzärmligen Waffenröcken:

(http://die-hospitaliter.de/bilder/Brandenburg_Mai_06/Brandenburg_006.jpg)
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alex am 20. April 2007, 13:11:39
Es ist nicht so einfach wie gedacht  *jokely*

Im Seedorfer Statutenbuch der Lazariter findet man folgende Beschreibung: "ihre cappa die da sint rit cappa..."

Also eine Reiterkappa. Ich bin jetzt allerdings selbst etwas verwirrt bezüglich Kappa und Kotta. Ich dachte Kappa ist ein Mantel. Aber im Buch heißt es auch, das an der Voderseite dieser Kappa ein grünes Kreuz angebracht sein soll. Gut, schließt sich nicht unbedingt aus, aber später wird dann wieder ein Reitmantel erwähnt auf dem das Kreuz auch angebracht sein muss, genau wie auf der Kappa.

Also wäre die dort erwähnte Kappa mehr als eine Kutte, also eine Kotta zu sehen?

Blick ich nicht so ganz.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alex am 20. April 2007, 13:18:54
Die Hospitaliter kämpfen ebenfalls mit kurzärmligen Waffenröcken:

Dann aber erst seit neuerer Zeit.
Guck hier:(http://www.die-hospitaliter.de/bilder/training30.10/thumbs/02_wt3010.jpg)
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Wilhelm von Grubenhagen am 20. April 2007, 19:11:10
Pax vobiscum !

Wir sind uns doch aber alle einig, daß Fotos von Reenactors zwar nett aber keine Primärquelle sind, oder?
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Dietrich zu Veynau am 21. April 2007, 04:19:29
Denkt doch bitte mal praktisch!
Wir alle wissen doch aus erfahrung wie schwer es ist einen Waffenrock über das Kettenhemd zu ziehen!
Mit Ärmeln , nein Danke!!!
wofür ist der Waffenrock da : um die Dazugehörigkeit zu zeigen (eventuell noch als Wetterschutz)
Ärmel machen da keinen Sinn.
Kotta (Cotta oder kutte) ist wohl der Haushabbitt, sprich das normale Gewand in der Komthurey !
Da lief keiner im Waffenrock rum!
Warum auch?
Selbst ob ein Kreuz darauf wahr stelle ich in Frage !
Wofür mich kennt jeder in der Komthurey!!!
Eine normale (Mönchs) Kutte ( ob weiß oder schwarz)reicht da voll und ganz
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Heinrich von Hohenfels am 21. April 2007, 09:27:59
Hier muss ich Dietrich mal recht geben, allerdings sind wir ja auf die Kutten über dem Kettenhemd darauf gekommen, da Frau Nicholson in dem Templer-Osprey-Buch die Behauptung aufstellt, dass die Templer erst nach 1240 durch einen Papst-Brief die Erlaubnis erhielten einen ärmellosen Surcoat zu tragen.

Laut Nickolson hätten sie bis zu diesem Zeitpunkt eine Cappa über
der Rüstung getragen , "which impeded their hands and arms...".

Laut der Farbtafel A und den Erläuterungen im Anhang wäre diese Cappa, das, was wir unter einer Kutte oder einer Cotta verstehen.

Hier müsste halt erstmal der Text von diesem Brief ausfindig gemacht werden und überprüft werden, ob da Cappa steht und weiterhin müsste der Begriff Cappa geklärt werden.
Ich verstand darunter bisher diesen Reisemantel mit Kapuze, also eine übergrosse Gugel.
Wie bei diesem Link:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=111&tid=1

und in der modernen Mode sieht dass dan so aus:
http://www.verycool.it/2006/09/27/c-come-cappa/

Aber vieleicht verstand man im 13. Jahrhundert ja was anderes darunter.

Gruß Heinrich
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 21. April 2007, 09:32:28
Zitat
Selbst ob ein Kreuz darauf [auf der Kutte] wahr stelle ich in Frage !
Sehe ich auch so, bisher ist mir noch kein Beleg dafür untergekommen, für das Gegenteil dafür schon.

Aber auch ein langärmeliger Waffenrock könnte in der Hitze des hl. Landes schon Sinn machen, da sich dadurch das Hemd nicht so aufheizt.
Allerdings wurde die Rüstung nur direkt vor der Schlacht angezogen (Artikel 325 bei Upton-Ward, aber nicht bei Körner!); vorher liegt es unter einer Decke abgedeckt. (Art. 139)
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alex am 24. April 2007, 14:05:13
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
Hier muss ich Dietrich mal recht geben, allerdings sind wir ja auf die Kutten über dem Kettenhemd darauf gekommen, da Frau Nicholson in dem Templer-Osprey-Buch die Behauptung aufstellt, dass die Templer erst nach 1240 durch einen Papst-Brief die Erlaubnis erhielten einen ärmellosen Surcoat zu tragen.

Laut Nickolson hätten sie bis zu diesem Zeitpunkt eine Cappa über
der Rüstung getragen , "which impeded their hands and arms...".

Laut der Farbtafel A und den Erläuterungen im Anhang wäre diese Cappa, das, was wir unter einer Kutte oder einer Cotta verstehen.

Hier müsste halt erstmal der Text von diesem Brief ausfindig gemacht werden und überprüft werden, ob da Cappa steht und weiterhin müsste der Begriff Cappa geklärt werden.
Ich verstand darunter bisher diesen Reisemantel mit Kapuze, also eine übergrosse Gugel.
Wie bei diesem Link:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?sid=0&lid=0&rid=111&tid=1

und in der modernen Mode sieht dass dan so aus:
http://www.verycool.it/2006/09/27/c-come-cappa/

Aber vieleicht verstand man im 13. Jahrhundert ja was anderes darunter.

Gruß Heinrich

In dem besagten Text wird von einer Cappa gesprochen, und im Statutenbuch der Lazariter auch. Also könnte das Gleiche gemeint sein. Jetzt ist nur noch die Frage was. Bei den Lazaritern heißt es Cappa = Reitcappa.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 05. Mai 2007, 11:59:30
Gibt es hier schon neue Erkenntnisse?

Wenn tatsächlich eine Cappa im Kampf getragen werden soll, dann würde sich auch erklären, warum in der Ordensregel nirgends von Kreuzen auf den Waffenröcken der Ritterbrüder gesprochen wird. Auf der Cappa hat nämlich laut Regel ein Kreuz zu sein.
Trugen aber die dienenden eine Cappa?

Alles hängt an diesem Brief!
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Siegfried von Eppstein am 06. Mai 2007, 07:01:38
Der Wappenrock ist primär entstanden um zu verhindern das sich die Kette durch die Sonne zu stark erhitzt denn wie jeder weiß fand der erste Kreuzzug noch ohne Wappenröcke statt!


Deshalb ist es gar nicht so abwägig das die ersten lange Ärmel hatten. Nur aufgrund der von Dietrich angesprochenen schwierigkeit beim Tragen verschwanden die Ärmel.

Zu der Cappa!
Auch im Mittelalter verstand man darunter eine art Poncho
der laut den Statuten von Körner dem Templer nur auf Reisen gestattet war.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 04. Juni 2007, 10:45:56
Nochmal eine Frage zum Thema Kutte.
In der Regel (Kontext: Unterbekleidung) wird den Brüdern ein kleiner Leibriemen zugestanden, der über das Hemd zu schnallen war.
Weiter heisst es (Kontext: Aufzählung der Oberbekleidung), dass sie einen Gürtel haben sollen, den sie um den Bauch gürten sollen.

Meine Frage: Handelt es sich dabei um zwei separate Gürtel?
Wenn ja, würde das bedeuten, dass ich immer einen kleinen Gürtel über dem Hemd und unter der Kutte trage; die Kutte wird dann separat gegürtet.
Wenn nein: Dann würde nur die Kutte gegürtet, der kleine gürtel würde abends zum Schlafen dann abgenommen und übers Hemd geschnallt werden.
Hätten zwei Gürtel denn Vorteile? Allerdings ist, dem wortlaut der Artikel nach, schon die rede von zwei verschiedenen Gürteln.

Interessanterweise wird die Kutte offenbar gegürtet, und nicht mit dem üblichen "Mönchsstrick" zusammengebunden. Kennt jemand das original der Passage, vll ist der "Lederriemen" in 139 falsch übersetzt worden.

Zitat
138.
[...] zwei Hemden, zwei Beinkleider, zwei paar Strümpfe und ein kleiner Gürtel, den sie über das Hemd schnallen sollen. [...]

139.
Jeder Bruder Ritter soll eine Kappe, eine Kutte und einen Lederriemen zum Gürten haben [...]
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alesandro von Hainichen am 04. Juni 2007, 13:16:53
Ist der schmalere eventuell als Bruchengürtel gedacht? Zum annesteln der Beinlinge?

Gruß
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 04. Juni 2007, 16:39:46
Vielleicht, das Problem an der Bruche ist halt, dass es keine Abbildungen gibt, welche den Bruchengürtel zeigen.

Aber das Thema hier soll ja die Kutte sein, nicht die Bruche.
Denkt ihr also auch, dass die Kutte gegürtet wurde und nicht mit dem "Mönchstrick" mit den Knoten drin zusammengehalten wurde?

Beni, der seinen nagelneuen Strick jetzt schon vermisst :(
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Alexander von Reutlingen am 04. Juni 2007, 17:28:59
Wenn tatsächlich ein "Lederriemen" gemeint ist, zielte es wohl ursprünglich auf eine verschärfte Präsentation der Mönch/Ritter-Vereinigung ab:

die mönchstypische Kutte, gegürtet mit einem "weltlichen" Riemen.

Die Idee war ja völlig neu und musste entsprechend präsentiert werden, um diese Neuerung bekannt zu machen.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 04. Juni 2007, 19:07:18
Achso? ich dachte, auch andere Orden hätten gürtel getragen.
Aber guter Einwand, macht Sinn, das so zu betonen!
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 20. Juni 2007, 09:05:39
Zum Skapulier ein paar interessante Neuigkeiten:

http://www.herzmariens.de/Texte/skapulier/skapulier.htm
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Skapulier
Erste Skapuliere gibt es demnach seit ca. 1200; zuerst im Hl Land (Karmeliterorden)

Wir müssen uns zusätzlich aber vergegenwärtigen, dass die Brüder, vor allem Ritter und Servienten nicht arbeiteten - sie hatten verwaltungsaufgaben (Ritter) und waren mit Ausrüstungspflege und Training beschäftigt (neben dem Beten natürlich).
Für die niederen Dienste gab es die Handwerksbrüder und vor allem, auf den Landgütern, das Gesinde.
Ich halte ein Skapulier bei den Templern für unwarscheinlich.



Zum Gürtel:
Sowohl die Zisterzienser als auch die Templer folgten den Regeln des Hl. Benedikt.
Die Benediktiner gürteten offenbar ihren Habit:
Zitat
Kukulle, Tunika, Socken, Schuhe, Gürtel, Messer, Griffel, Nadel, Tuch, Schreibtafel;
http://www.benediktiner.de/regula/RB_deutsch03.htm#Kap_55

Auch andere Orden gürten sich (Achtung, neuzeitlich!):
Zitat
Benediktiner tragen Tunika (Untergewand), Zingulum (Gürtel), Skapulier und Kukulle mit Kapuze. Augustiner-Chorherren tragen Gürtel und Mozetta (bis zu den Ellenbogen reichender und vorn geknüpfter Umhang). Franziskaner (OFM) tragen einen braunen bzw. schwarzen (Minoriten) Habit aus Wolle mit Strick und Gürtel sowie eine Kapuze, die bei den Kapuzinern etwas länger ist. Barmherzige Brüder tragen einen schwarzen Talar mit einem Ledergürtel und ein Skapulier mit Kapuze. Dominikaner tragen einen weißen Habit mit Gürtel, weißem Skapulier, weißer Kapuze, dazu einen schwarzen Radmantel (Cappa). Kartäuser haben einen weißen Habit mit einem Skapulier, das an den Seiten durch weite Stoffstreifen zusammengehalten wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Habit

Ein geknoteter Strick macht also auch aus diesem Gesichtspunkt nicht unbedingt Sinn.
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Daniel am 20. Juni 2007, 14:14:18
Hab ich in den Kitguide mit aufgenommen

link (http://templerforum.de/thread.php?postid=32219#post32219)
Titel: Kutten belegbar?
Beitrag von: Benedikt von Söllbach am 24. Juli 2007, 11:25:43
Meine Gedanken geistern gerade etwas um die Cotta.
Bisher dachte ich das Cotta = Kutte = Tunika, aber ich glaube jetzt, dass das so nicht stimmen kann.
In der Ordensregel (138) wird separat nach dem Hemd ein "vorne und hinten mit Zacken verzierter Leibrock" genannt.
Ich glaube, dass es sich dabei um eine Cotta handelt.

Interessanterweise erwähnen die Ospreyautoren diese nirgends.
Weiter hinten in der Ordensregel wird gesagt, dass die Brüder Ausser zur Matutin (da nur in Hemd, Bruche, Mantel, Schuhe), voll bekleidet aber dem Wetter angemessen erscheinen sollen.
Dieses "dem wetter angepasst" deute ich als Hinweis auf den optionalen Charakter der cotta - schließlich würde bei warmen Wetter Tunika (="Kutte") und Leibhemd ausreichen.
Die weltlichen cottas sind in der regel wohl um 1190 maximal knielang, da die Obergwänder des "Liber ad honorem Augusti" ebenfalls knielnag sind und kien untergewand drunter hervorguckt; dort findet man nur bei hohen adligen oder geisltichen lange Obergewänder. Da drunter passt freileich dann auch eine lange Cotta, aber die Frage, ob die Cotta auch länger wurde, wenn das Obergewand länger wurde, bleibt offen.

Mein Fazit ist also nun, dass eine wollene, schlichte, knielange Cotta unter  Tunika/Aketon getragen werden konnte, wen es das Wetter erforderte.
Offenbar war es übrigends nicht unüblich, unter der Rüstung eine cotta zu tragen, das sagt zumindest Ulrich Lehnart in "Kleidung und Waffen der früh- und hochgotik".

Was sagt ihr dazu?