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Johannes vom Gollenstein:
Jetzt muss ich aber mal nachhaken:
Vor 1298 durften die Nonnen umherreisen? Ich dachte immer, die Nonnen hätten zu allen Zeiten steng im Kloster leben müssen.
Erzähl mal mehr (gerne auch woanders oder per PN, wenn es hierher nicht passt).
Cornelius:
Meiner bisherigen Erfahrung nach wäre selbst ein "Klosterzwang" eher Richtlinie als sofort überall wirkmächtiges Gesetz gewesen. Solche pragmatischen Dinge wie Reisen konnte man ja schlecht konsequent verbieten. Wenn man nur daran denkt, wie wenig sich die Mönche um die Zweikampfverbote geschert haben...
Mara:
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und versucht, etwas über reisende Nonnen im Hochmittelalter herauszufinden. Und sei es nur aus dem Grund, die Anwesenheit einer Nonne im Lager zu erklären. Mittlerweile habe ich ca. 9 Seiten (A4) zu dem Thema zusammen. Das wäre hier zu umfangreich. Daher in Kürze:
Nicht nur, dass man bei Klosterneugründungen reisen musste (allein die Strecke die Hildegard von Bingen vom Disibodenberg zum Rupertsberg zurücklegen musste, beträgt ca. 43 km, was durchaus zwei Tagesmärschen entsprechen konnte).
Auch für andere Reisen gibt es zahlreiche Belege. Teilweise auch mit Namen belegt. Googeln kann man z. Bsp. Beatrijs von Nazareth (hier sind mehrere Aktivitäten aus unterschiedlichen Klöstern bekannt, so dass ich zumindest drei Strecken berechnen konnte: 266 km + 85 km + 194 km), Ludgard von Tongeren (75 km), Ida von Nivelles (45 km).
Aus dem ersten Kreuzzug wird von einer Nonne aus Trier berichtet, die bei Nicäa gefangen genommen wird und mit einem Muslim zwangsverheiratet wird. (Sabine Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen). Die Strecke Trier - Nicäa ist lt. Google-Maps mit 2713 km berechnet.
Einer der ältesten Pilgerberichte stammt von der Nonne Egeria und ist auf das 4. Jh. datiert.
--- Zitat ---Der strenge Klosterzwang, den wir heute mit Klösternverbinden, wurde erst 1298 von Papst Bonifaz VIII. für alle Nonnen vorgeschrieben. Selbst in den strengsten Orden hatte man die strikte Klausur bis dahin nicht gekannt.
--- Ende Zitat ---
Quelle: http://www.bremer-frauenmuseum.de/vortraege/beginenhoefe.pdf
Und nicht zu vergessen die Nonne, die aus dem heiligen Land Reliquien mitbrachte. Da müsste ich bei Geldsetzer aber noch mal nach dem Namen schauen.
Alles in allem würde ich mal davon ausgehen, dass Nonnen nicht immer eingeschlossen der Dinge harrten, die da kommen mögen.
Johannes vom Gollenstein:
Sehr interessant!
Herzlichen Dank für die Infos, da werde ich mich mal noch ein wenig mit beschäftigen!
Johannes vom Gollenstein:
-Auskram-
Mir ist da im Zusammenhang mit der Schwesterntracht eine Frage aufgetaucht:
Häufig sieht man auf zeitgenössischen Abbildungen weiße "Ränder" oder "Nähte" an Gewandungen. Zwei Beispiele:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/ba/Hildegard_von_Bingen.jpg
http://3.bp.blogspot.com/--Y2yjPEVYns/UerfLqwxNaI/AAAAAAAAAes/iDEfpOpDFUA/s1600/Lucca_Liber_Divinorum_Operum_Part_I_Vision_1_detail_Hildegard_of_Bingen_writing.jpg
(Bei einem Bild von seinem sitzenden Templersergeanten sieht man das auch sehr schön, hab ich nur gerade nicht parat).
Kann jemand etwas dazu sagen? Was hat es mit diesen weißen Kanten auf sich?
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass manche Nonnen auf zeitgenössischen Bildern weiße Schleier unter dem Schwarzen tragen, andere wieder nicht (heute trägt man wohl grundsätzlich einen Weißen unter dem schwarzen Schleier).
Gibt es dazu greifbare Erkenntnisse?
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