Mittelalter > Mittelalter allgemein
Wandmalereien in der Gamburg
Walram von Limburg:
--- Zitat von: Mara am 23. November 2011, 11:53:52 ---Mittlerweile suche ich mir meine Urlaubsorte nach historischen Gegebenheiten aus, vorzugsweise Hochmittelalter. Auf meiner Liste stehen noch ganz viele schöne Orte, die im Moment leider nicht wirklich gefahrlos bereist werden können.
--- Ende Zitat ---
Ich weiß nicht, inwieweit das noch aktuell ist (auch die Kinder sind ja mittlerweile zwei Jahre älter geworden), aber ich hätte da noch eine lohnende Strecke für die Liste mit drei staufischen Burgen und einem Zisterzienserkloster auf weniger als 30 Kilometern.
Da ist zunächst die Henneburg (Ruine), ehemals Deutscher Orden, über Stadtprozelten am Main mit schönem Ausblick vom Südrand des Spessarts über das Maintal zu den Ausläufern des Odenwalds. Nächste Station wäre ca. 12 Kilometer weiter die Burg Wertheim, eine gewaltige Ruine mit Gastwirtschaft und tollem Blick vom Bergfried über die alte Stadt, das Maintal und das Taubertal. Hier hat sich auch Wolfram von Eschenbach, der Ministerialer der Grafen von Wertheim war, zeitweilig aufgehalten (Parzival). Nächster lohnender Halt (11 km) ist das vielfach für Kulturveranstaltungen genutzte Zisterzienserkloster Bronnbach/Tauber, das Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden ist. Eine Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall. Die Klosterkirche wurde 1157 begonnen, der Kreuzgang mit Brunnenhaus stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Letzte Station (7 km) ist die Gamburg über dem gleichnamigen Dorf an der Tauber. Sie ist bewohnt und in Privatbesitz, es werden aber Führungen und diverse Veranstaltungen angeboten. Absolutes Highlight ist hier der mittelalterliche Palas mit seit der Renaissance zugemauerten Bogenarkaden und den ältesten profanen Wandmalereien nördlich der Alpen von 1200. Erst nach dem Erwerb der Burg durch die jetzigen Eigentümer, die Familie v. Mallinckrodt, wurden Arkaden und Malereien entdeckt und freigelegt. Die Gemälde zeigen u.a. Szenen aus dem Dritten Kreuzzug, z.B. die Erstürmung von Iconium am 18. Mai 1190.
Ein paar Kilometer weiter westlich sind bei Amorbach die mittelalterlichen Ruinen der Wildenburg (vermuteter Gast: Wolfram v. Eschenbach, Parzival) und der Gotthardsberg einen Besuch wert. Auf letzterem hat Friedrich Barbarossa 1168 die Burg Frankenberg schleifen lassen, dann entstand ein Frauenkloster, von dem die Ruine der Klosterkirche erhalten ist.
Deine Signatur finde ich übrigens gut. ;)
Cornelius:
Pardon wegen offtopics, aber...
--- Zitat von: Walram von Limburg am 23. Mai 2013, 00:33:26 ---[...] die Gamburg [...] wurden Arkaden und Malereien entdeckt und freigelegt. Die Gemälde zeigen u.a. Szenen aus dem Dritten Kreuzzug, z.B. die Erstürmung von Iconium am 18. Mai 1190.
--- Ende Zitat ---
DAS will ich sehen. Dazu findet man nicht einmal im Netz Bilder. Bekommt man davon irgendwie Material oder sind Fotografien, womöglich mit Stativ, streng verboten? Erkennt man noch nennenswert etwas darauf?
Walram von Limburg:
Ich kann Dir einen fünfseitigen Zeitungsartikel, ich glaube von 2009, als PDF-Datei zur weiteren Information anbieten. Der enthält auch Bilder. Es gibt eine stärker komprimierte Version von etwa 2,2 MB, die zum Lesen völlig ausreicht, außerdem eine etwas höher aufgelöste von 7,4 MB, bei der man durch Skalieren etwas mehr auf den Fotos erkennt. Ich habe beide Dateien in die Cloud geschoben und kann jedem, der mir eine E-Mail-Adresse schickt, den Zugriff auf die beiden Dateien freigeben.
Ein Besuch lohnt sich allemal. Fotografieren mit Stativ wird wohl nichts. Das ist auch bereits geschehen. Ein Freund von mir und ich haben dort mehrere Nächte im November 2009 mit Strahlern und einer Großformatkamera verbracht und alle vier Wände des Palas mit hoher Auflösung aufgenommen. Bei einer zweiten Aktion, an der ich aus Zeitmangel nicht beteiligt war, hat mein Freund alles nochmals mit Infrarotfotografie erfasst, was im Detail hier und da weitere Aufschlüsse brachte. Die sehr umfangreichen Fotodaten (auf eine CD passt gerade eine Aufnahme) sind der Eigentümerfamilie und der Wissenschaft zur Verfügung gestellt worden. Was davon wann und wo veröffentlicht werden wird, weiß ich nicht. Von den größeren Bildszenen gibt es aber auch kleinere, noch gut aufgelöste Aufnahmen, die sich zum ausführlichen Betrachten eignen, aber nicht für photogrammetrische Untersuchungen. Das Wesentliche sieht man aber auch schon in dem Zeitungsartikel.
Vielleicht sollte man einen Administrator bitten, diesen speziellen Teil des Threads als eigenes Thema an geeignete Stelle zu kopieren. Denn bei Maras Vorstellung sucht das auf die Dauer niemand mehr.
Walram
Cornelius:
Vielen Dank, ist angekommen. Das ist ja wirklich ein Schatz; die Zahl solcher Fresken in Europa sollte sich in engen Grenzen halten. Und mal wieder sieht man keine richtigen Waffenröcke, wie es so typisch im 12. Jahrhundert zu sein scheint.
Walram von Limburg:
Kleine Korrektur: Es handelt sich nicht um Fresken, also um al fresco in den feuchten Putz gemalte Bilder, sondern um al secco, auf das Trockene, aufgetragene Malereien.
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