Mittelalter > Mittelalter allgemein
Eide und Aufnahmerituale
Benedikt von Söllbach:
--- Zitat --- Angenommen, ein Ritter hat einen Knappen und entschließt sich dann zum Eintritt in den Orden. Was wird mit dem Knappen? Kommt er mit, bleibt er zurück?
--- Ende Zitat ---
Das kam wohl auf den Einzelfall an, aber zumindest während seiner Knappenzeit blieb er weltlicher, das geht aus den Ordensregeln hervor. Er hatte aber Anspruch auf Versorgung durch den Orden, weil er durch "seinen Ritter" ja ebenfalls gewissermaßen an den Orden gebunden ist.
--- Zitat --- Für den Fall, dass er mit kommt, hat er irgendwie und irgendwann die Chance, vom Knappen- in den Ritterstand aufzusteigen?
--- Ende Zitat ---
Was meinen aktuellen Kentnisstand anbelangt, kann ich das nur bejahen (wenn wir hier vom "normalen Knappen" ausgehen; es gab wohl auch "Berufsknappen", die Knappendienste gegen Sold ausführten und daher keine "Ritterausbildung" durchmachten).
Seine Laufbahn ist aber von der Ordenslaufbahn zu trennen; seine Erhebung in den Ritterstand hat nicht automatisch eine Ordensangehörigkeit zur Folge. Vermutlich ist es kein Zufall, dass eine "automatische Aufnahme von Knappen" in den Regeln nirgends auch nur erwähnt wird.
Ich würde aber spekulativ (ohne jeglichen Beleg) davon ausgehen, dass der Ex-Knappe, nachdem er Ritter wurde ebenfalls in den Orden eintrat, sofern dem nichts entgegen Stand (Erblinie oder weltliche Verpflichtungen).
Johannes vom Gollenstein:
Vielen Dank Beni!
Das war (wie immer!) sehr aufschlußreich und hilft mir ein gutes Stück weiter!
William:
Ergänzend zu Benis Ausführungen wäre noch zu erwähnen, das der Knappe per Eid an seinen Herrn gebunden war - er wurde also wie "Eigentum" in den Orden eingebracht.
Wenn also der Ritter sich entschloß auf Kreuzzug zu gehen musste auch der Knappe mit. Wenn der Ritter nun dem Orden beitritt, kann er bei der Aufnahmezeremonie Familienangehörige Freunde etc. benennen, die er ebenfalls in den Orden mit einbringen will.
Außerdem gehen die privaten Güter (nicht Lehen) und sonstige Besitztümer in das Ordenseigentum über (sofern es sich um ein lebenslanges Glübte handelt).
So auch Bauern etc. auf den Ländereien.
Der Knappe stellt nun ein Mittelding dar - er ist nicht frei (da an seinen Herrn gebunden), er ist auch noch kein Ritter (daher eine zwar adelige Position aber noch kein Ritter) er ist dem Ritter (sofern es sich nicht um seinen Sohn handelt) nur zeitweise in Obhut gegeben. Er ist ritterbürtig und kann damit kein Sergeant werden.
Er ist also weder frei noch in einer anderen Position, die es gestatten würde dem Orden mit Gelübte beizutreten.
Daher nimmt er in der Regel auch eine Sonderstellung ein - siehe Artikel "Drapier"
Er wird also wie allgemein üblich seine Ausbildung abgeschlossen haben und wenn er danach den Willen hatte und seine Familie dies zuließ (1. Sohn als Erbe wohl kaum) wird er dann ganz normal als Ritter aufgenommen worden sein.
Es gab aber auch Knappen deren "Ausbilder" keinen Rtterschlag finanzieren konnten - denn dazu gehörte eine ritterliche Grundausstattung. Wenn dann auch die Familie die nötige Ausrüstung nicht aufbringen konnten, verdingten sich diese Knappen als s.g. Edelknappen um ihren Ritterschlag selber zu finanzieren oder hofften auf einen Sponsor. Manche blieben ein Leben lang solche Edelknappen im Dienste eines Herrn (die von Beni genannten "Berufsknappen") - damit könnten beim Orden die Knappen für Sold gemeint sein.
Im Gegensatz dazu eben die regulären Knappen "für Gottes Lohn"
Das Aufanhemritual habe ich oben schon beschrieben - da wird es keine Besonderheit im Orden gegeben haben, außer das ein Knappe der direkt zum Orden kommt um ausgebildet zu werden eben nicht in die Obhut eines Ritters/Adeligen übergeben wird, sondern in die des Ordens - also in etwa wie die Aufnahme eines Sergeanten/milites ad terminum, nur ohne Gelübte und dementsprechend ohne den Mantel(Habit)!
Gruß
William
Jungraban:
Sir William, nannte man sie im weltlichen nicht auch Junker??
Hab da mal gelesen, das Knappe nicht gleich Knappe war. auch da gab es wohl verschiedene Stufen. Leibknappe, Schildknappe usw. Wenn ich das Büchlein finde, werd ichs nochmal nachlesen für Euch.
William:
Nicht unbedingt......
Junker steht je nach Zeit für z.T. sehr unterschiedliche Personen.
Allgemein gesagt, heißt es nur "junger Herr".
Es kann also einen Knappen (adelige Abstammung) ebenso bezeichnen wie einfach auch den Sprößling eines Adeligen.
Auch die genannten Edelknappen wurden zeitweise Junker genannt.
(Ich bin mir grad nicht mehr sicher, aber ich meine auch mal gelesen zu haben, das ein junger Ritter noch Junker genannt werden konnte....müßte ich nachlesen...)
Aber es wäre sicherlich nicht verkehrt zu unserer Zeit auch einen Knappen als "Junker" zu bezeichnen, wobei im rechtlichen Sinne "Knappe" eher für den angestrebten "Beruf" steht und Junker dann eher für die gesellschaftliche Stellung.
Also ein Knappe mußte ja ritterlicher Abstammung sein und war dementsprechend auch immer ein "junger Herr" - andersherum war nicht jeder "junge Herr" auch in der Ausbildung zum Knappen... *smoky*
Gruß
William
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