Da ich grad aus Santiago zurück bin, ein paar Tips aus der Praxis:
- bei der Anreise per Fliegzeug empfielt es sich, die Ausstattung "modern" verpackt, am besten in einem Koffer zu verstauen, in Flugzeugfrachträumen wird es unterwegs empfindlicht kalt und feucht und das Zeug wird auch nicht unbedingt pfleglich behandelt. Wanderstöcke und alle Arten von Besteck sind im Handgepäck sowiso eine ganz schlechte Idee.
- Es ist eine ganz schlechte Idee, in Galizien im Sommer offene Feuer zu verwenden, es sei denn man will den Feuerwehreinsatz und den Sachschaden eines Waldbrandes bezahlen.
- Weniger ist mehr. alles was man mitschleppt muss man tragen, erfahrungsgemäss entsorgen Pilger unterwegs bis zu 50% ihres Gepäcks.
- Ledersohlen laufen sich auf modernem Strassenbelag schnell runter. Wendegenähte Schuhe halten maximal ca 100 km durch.
- Jedes kleine Kaff in Spanien hat eine Apotheke und Arzneimittel sind dort z.T. unanständig billig. die Reiseapotheke kann also problemlos vor Ort besorgt werden. Auf jeden Fall sollte man eine Wundsalbe (gegen den "Wolf"), Hirschtalgsalbe, und Blasenpflaster dabei haben. Ibuprofen ist auch eine sehr gute Idee (eine grosse Packung 600er kostet in Spanien fast nix, ist rezeptfrei und hilft gegen nahezu alle Pilgerwehwehchen). Was man sich hier besorgen sollte ist "Pferdesalbe", die gibts da nicht und die ist gut für beanspruchte Gelenke.
- Wasserflaschen sind sehr nützlich. Es gibt zwar recht viele Trinkwasserstellen und spanisches Leitungswasser ist durchaus trinkbar, aber da, wo man Wasser braucht, findet man meist keins.
- Die Idee mit der Decke ist ganz gut, meine Mitpilger haben eine Plane aus Zelttuch verwendet, um ihr Zeug einzurollen. Die kann dann einfach ausgerollt als Lager für die Siesta verwendet werden.
- einen Kompass braucht man nicht, auch eine Karte kann man sich eigentlich sparen, wenn man auf dem historishen Weg bleiben will. Die Pilgerwege sind überwiegend gut gekennzeichnet, auf dem C.frances sogar sehr gut. auch auf Lederflickzeug kann man eigentlich verzichten. Und Duschgel und Shampoo kann man gut durch ein Stück Kernseife ersetzen, die ist dann auch gleich zum Wäsche waschen geignet.
- Leider ist der C.frances inzwischen so überlaufen und comerzialisiert, dass es da fast keinen Spass mehr macht, ausserdem sind einige Anwohner inzwischen von den Pilgermassen eher genervt. Das macht sich auch in der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bemerkbar. Portugisisch ist übrigens keine so schlechte Idee, da das in Galizien gesprochene Galego ein portugisischer Dialekt ist. Ich war erstaunt wie oft mir (in Spanien) auf mein (spanisches) "Buenos Dias!" ein (portugisisches) "Bom Diá!" geantwortet wurde
- wenn man als Gewandeter Pilger für jedes Foto ein paar Cent als Spende verlangt, kann man seine Reisekasse deutlich verbessern.
- aja, Empfehlungsschreiben vom Ortspfarrer interessiert dort keine Sau, die wenigsten Leute verstehen Fremdsprachen, selbst die wenigen Priester die es in Spanien gibt (extremer Priestermangel, teilweise ein Pfarrer für eine zweistellige Zahl Gemeinden) können meist nicht mal Latein. Auch im Pilgerbüro in Santiago gibt es nur Massenabfertigungen, teilweise werden nicht mal die Stempel im Credencial geprüft. Rechnet damit dass die Kirchen und Kapellen zu sind und Heilige Messen nur am Sonntag gelesen werden (spanisch und auf das absolute Minimum reduziert, im Schnitt nicht länger als 20 min) und die Priester keine Zeit für Pilger haben. In Santiago selbst ist die Priester- und Messdichte hingegen annehmbar.
- Lebensmittel und Kochzutaten sind verhältnismässig teuer, vor allem in den kleinen Sehrgemischtwarenläden auf dem Lande. Restaurants, Cafes und ähnliches hingegen sind vergleichsweise günstig. Ausserdem bietet sich draussen nur selten eine Kochgelegenheit. Grössere Pilgergruppen werden in Klöstern meist bekocht.
- Alberguen sind oft überfüllt, teils mit "Buspilgern", die schon seit morgens vor der Tür lauern. Es ist zumindest entlang der Hauptpilgerwege aber kein Problem draussen zu übernachten. Dazu bieten sich die Vorgärten von Kirchen (wenns nicht grad Friedhöfe sind) und Parks/Grünanlagen an. Von privaten Vorgärten, Ruinen (gibts da reichlich) und Feldern rate ich als Nachtlager dringend ab. Gegen plötzlich einsetzendes Schlechtwetter ist auch die schon erwähnte Plane(als Tarp/Zeltersatz) nützlich. Man kann die Planen so gestalten, dass sich aus zwei Planen und zwei Pilgerstöcken eine Dackelgarage improvisieren lässt ("Pilgerzelt").
- ein Gesangbuch ist sehr nützlich, wenn man historisch pilgern will. (das EG ist umfangreicher als das Gotteslob, enthält auch geeignete Pilgerlieder und die Stundengebete)
so, das ist erstmal was mir so einfält