Original von Benedikt von Söllbach
Außerdem variierte meines Wissens der "Knappendienst" in der Zeit und nach Region, sodass man nicht von "dem" Knappendienst reden kann; insbesondere im beginnenden 12 Jhd, in dem der Artikel entstand (er ist nur eine Transkription aus der lateinischen Regel). Zugegebenerweise kenne ich mich mit den Knappen im 12. Jhd aber nicht gut aus, da solltest du doch mehr Wissen haben. wie war das damals mit den Knappen? Wie und woraus entwickelte sich der Knappendienst? erst wenn wir wissen, wie der Knappendienst zur Zeit der Regelniederlegung aussah, können wir doch Ableitungen für den Orden bilden.
Kleiner Nachtrag dazu:
Ich habe hier leider spontan keine Orginalzitate, aber die unterschiedlichen Autoren gehen da einstimmig von folgendem Sachverhalt aus:
Mit Karl Martell wurde der "Panzerreiter" eingeführt um auf die Bedrohung durch die schnellen maurischen Reitertruppen aus Spanien reagieren zu können.
Diese neue Truppengattung (nicht völlig neu, denn schon die Römer hatten den Ritterstand und die Kavallerie) erwies sich als so effektiv, das sie bald das Rückrad der Armee stellten und unter Karl dem Großen daraus der Stand des Ministerialen und Ritters wurde - also eine freie Kriegerkaste, die dann zur "Selbstversorgung" mit einem Lehen ausgestattet wurden.
Diese Lehen wurden auch erforderlich um das, sich rasch ausbreitende, Reichsgebiet noch verwalten zu können - daher bekam der "Ritter" auch die Erlaubnis in seinem Lehensbereich Recht zu sprechen und die Ausübung der Gerichtsbarkeit vorzunehmen.
Bereits im 11. Jahrhundert wurden diese Lehen erblich - wobei es hier regionale Unterschiede gab - je weiter von dem Gebiet des "alten" Adels entfernt, desto eher!
Mit dem vererbbaren Lehen entstand der "niedere Adelstitel" des Ritters - wobei auch bis ins 14. Jahrhundert immer noch einige Ritter als Ministeriale geführt wurden!
Das waren dann meist Ritter in einem Dienstverhältnis am Hofe eines höheren Adligen - also meist ohne Lehen!
Mit der ersten Pflicht der Selbstversorgung begann auch die Ausbildung des Nachwuchses - am Anfang noch im elterlichen Haushalt - später beim Nachbarritter oder dem höheren Lehnsherren, der damit schon früh eine möglichst enge Bindung seines späteren Ritters erreichen wollte.
(Die Edelknaben verließen oft mit 5-6 Jahren den elterlichen Haushalt und kamen manchmal erst mit 21 wieder nach Hause - so das die Bindung an den Herren schon mehr oder weniger die elterliche Bindung ersetzt hatte!)
Dementsprechend gab es zur Zeit der Ordensgründung noch keine einheitliche Ausbildung - sondern es lag im Ermessen und im Rahmen der Fähigkeiten des Ausbilders.
Erst durch die allgemeine Christianisierung des Rittertums im 12. Jahrhunderts, gewann die Kirche immer mehr Einfluß auf diese Aktivitäten und es kamen Benimmregeln, Tischsitten, rituelle Zeremonien usw dazu, welche auch von den "literarischen Klassikern" des Mittelalters deutlich beeinflußt wurden(Arthussage, Gralslegende,Rolandslied etc) und nicht zuletzt den "neuen" moralischen Ansprüchen der Kreuzzugsideologien gerecht werden sollten. (kein Kampf an Feiertagen,Sonntagen oder in der Fastenzeit, keine Kriegsdienste in der Ernte- oder Saatzeit, nur ritterliche Waffen gegen Christen etc)
Was nun die Knappenausbildung angeht, war sie im Großen und Ganzen wie oben bei Walther Hansen dargestellt immer gleich - mit Ausnahme der klerikalen Zeremonien, die eben im Laufe des gesamten Mittelalters immer mehr vereinheitlicht und ritualisiert wurden, um die Knappen eben immer mehr zu
christlich idealisierten Rittern zu erziehen.(Netter Versuch - dennoch nahm das Raubrittertum immer mehr zu, so das die SpäMi Ritter schon mehr eine Plage als ein Vorbild waren!)
Wie hart die Knappenzeit war, geht aus einigen zeitgenössischen Beschreibungen hervor in denen z.B. erwähnt wird, das der ritterbürtige Knabe schon bevor er laufen konnte auf ein Schlachtroß geschnürt wurde und dann im Galopp durch den Wald gejagt..,
oder das Knappen immer die volle Rüstung tragen mußten - auch Nachts um sich daran zu gewöhnen....
oder auch eine Schilderung in der es heißt, das der junge Knappe im Stall zwischen den Hufen der Schlachtrösser bis zum Halse eingegraben wurde und so die Nacht überstehen mußte - um abzuhärten...
Alles Beispiele von verschiedenen Autoren - ich spare mir hier mal die Quellenangaben, da ich es raussuchen müßte - aus sicherlich rund 80 Büchern zum weltlichen Mittelalter, die ich im Laufe der letzten Jahre gelesen habe, um bei meinen eigenen Knappen entsprechend informiert zu sein! ?(
Nicht alle Knappen konnten sich den Ritterschlag leisten - denn wenn ihr Ausbilder selber nur ein "kleiner" Ritter war, gab es meist nichts außer den Sporen und so mußten sie als Edelknaben/Edelknecht oft lange sparen, bis sie die Ausrüstung zusammen hatten, um überhaupt den Ritterschlag empfangen zu können.
Dies war auch ein Grund warum die Knappschaft bei einem reichen Herren oft bevorzugt wurde, selbst dann, wenn von vorherein klar war das es dort kein Lehen geben würde.
Es gibt Berichte wonach einige Knappen regelrecht darum gebeten haben, aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen den Ritterschlag NICHT zu erhalten - diese versuchten dann häufig als Edelknechte ein rittermäßiges Leben zu führen.
Viele Lehen - Rittergüter - waren auch so klein und ärmlich, das die Ritter kaum besser lebten als ihre Bauern und dann um z.B. an einem Kriegszug/Turnier teilnehmen zu können ihren gesamten Besitz verpfänden mußten!
Die Söhne solcher Ritter konnten also nur auf einen reichen Lehnsherren oder dem frühen Tod des Vaters hoffen - oder eben den Ritterorden beitreten um der Schmach des mittellosen Ritters zu entgehen.
Nach dem Ritterschlag kamen dann die "Wanderjahre" in denen sich der junge Ritter bei möglichst vielen Herren/Schlachten und Turnieren beweisen mußte, um so "seine Sporen zu verdienen" und sich gute Aussichten auf ein Lehen oder eine reiche Heirat zu erarbeiten.
Im Gegesatz dazu konnte ein mächtiger Lehnsherr auch 20 und mehr Pagen/Knappen haben - oft sogar mit dem Hintergedanken, dadurch eine Art "Geisel" in der Hand zu haben, die es dem Vater unmöglich macht gegen den Lehnsherren zu opponieren.
Solche Motive waren besonders bei den Königen und hier ganz besonders beim englischen König sehr beliebt.
Daher verwundert es auch nicht, das viele Knappschaften nicht vom Gegner, sondern vom Henker beendet wurden - denn trotz aller "Ritterlichkeit" war Betrug an der Tagesordnung!
Ich hoffe ich habe hier niemanden seine romantisch verklärten Vorstellungen des Rittertums aus dem letzten Jahrhundert zerstört... 8o
Genügt dir das hier als kurzer Abriß um die Entstehung des Knappenwesens? (Zusammen mit dem Eingangspost)
Gruß
William