Ich habe über dieses Thema schon öfter mit einigen Polen gesprochen.
Einer davon, ein Kollege bei meiner Firma, der regelmässig zu Treffen nach Polen fährt und richtig "Mitspielt"
Da erfuhr ich, dass das Hobby Reenactment, Living History und der Schwertkampf schon viel länger betrieben werden als bei uns und auch von den Zuschauern eine ganz andere Begeisterung dafür ausgeht. den bemerkenswertesten Satz auf die Frage "Warum?" fand ich: "Wir hatten ja keine Zukunft, also flohen wir in die Vergangenheit.
Teilweise finde Ich das "Schwertballett" wie es in Deutschland meist betrieben wird auch arg übertrieben.
Ich habe Jahrelang Leistungskampfsport betrieben, verletzt habe Ich mich aber komischerweise immer nur beim Fußball ..... Für mich ist also Fußball gefährlicher als Bujinkan und Karate
Auch der Schwertkampf ist ein wichtiger Teil des Reenactment ! Mittlerweile muss doch jeder Besucher, der sich eine Schaukampfdarbietung anschaut denken: "Das Ziel ist es, das Schwert des anderen kaputt zu machen".
Und bei den unchoreografierten Kämpfen nach Belli ist es noch schlimmer.
Ich hab mir ein Video angeschaut bei dem Ich selbst mitgekämpft habe. Für mich war der Kampf gegen eine freie Deutschritter-kommende sehr interessant und lehrreich, aber auf dem Video, also aus dem Blickwinkel des Beobachters stellt sich schnell die Frage: Was machen die da ?
Relativ langes belauern und gelegentliches Anklopfen auf dem Schild, eine kurze schnelle aktion, kein erkennbarer treffen ausser ein leichtes Antippen am Arm / Schulter und Aus .............
Es sollte vielleicht einen vernünftigen Mittelweg geben, denn einige Sachen bleiben mir schleierhaft.
Vorausgesetzt, ich stehe einem, mir als Fairen und besonnenen Fechter bekannten Kämpfer gegenüber.
Dieser ist gut gerüstet mit Helm (Am besten geschlossen) gepolsterte Haube, Kettenhaube, Gambeson, Vernietetes Kettenhemd, wattierte Beinlinge, ein stabiler Schild, ein für den Schaukampf zulässiges Schwert, gepanzerte oder gut gepolsterte Handschuhe, körperlich gesund und nicht unerfahren.
- Warum darf ich nicht mit dem Schild stossen ??
- Warum darf ich nicht mit dem Schwert stechen ??
- Warum darf ich den Gegner nicht greifen oder schubsen ??
- Warum ist die Lanze (meine Lieblingswaffe) fast überall nicht zugelassen ??
- Warum zählen schon leichte Streifer der Waffe an der Rüstung, die der Kämpfer teilweise gar nicht bemerkt ??
Man gibt teilweise tausende von Euro´s aus um eine gute Rüstung zu bekommen und auf dem Schlachtfeld würde nach Belli eigentlich eine Badehose als Schutzkleidung reichen so wie da einige drauf sind.
Gezielte Kopf- oder Gelenktreffer stehen ausser Frage, da ist die Sicherheit wichtiger.
Wer mit einem ordentlichen Schaukampfschwert das vorher auf Tauglichkeit geprüft wurde, kann ich gefahrlos auf einen gepanzerten Angreifer einstechen (Oberkörper) ohne das was passiert.
Und die Treffer sollten eindeutiger sein.
Durch Belli entwickelt sich zunehmend ein Fechtstil der GAR NICHTS mit dem historischen Fechten zu tun hat. Da lassen sich, aufgrund der trefferregelung einige Protagonisten zu bewegungen und angriffen hinreißen, die in einem echten Schwertkampf reiner Selbstmord gewesen währen nur um mit dem Schwert "antippen" zu können und haben dann auch noch gewonnen
Ich bin jetzt wirklich kein Prügler oder habe eine Vorliebe für Schmerzen, aber so ist die Nummer vollkommen geschichtsfern und man könnte die Fechterei gleich drangeben um das Bild nicht komplett kaputt zu machen, dass macht Hollywood schon ganz alleine.