Autor Thema: Die "kappe", wie sah sie aus?  (Gelesen 11524 mal)

William

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #15 am: 18. Juni 2009, 11:24:14 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
------------------
© Prof. Dr. theol. Manfred Becker-Huberti, Köln:
................ Die Franken müssen aber statt „chlamys” sehr bald „cappa” zu Martins Soldatenmantel gesagt haben, denn das Haus, in dem die „cappa” aufbewahrt wurde, erhielt den Namen „cap(p)ella” und der Geistliche, der die Aufsicht zu führen hatte, wurde zum „cap(p)ellanus”. Die Kapelle, die kleine Kirche oder der Anbau an eine größere Kirche oder auch Musikergruppen, die ursprünglich an diesem Ort auftraten, alle haben, ebenso wie der Kaplan, ihren Namen letztlich vom heiligen Martin.


Johann August Eberhards, Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache (1910):
Auch der Ausdruck Kappe ist, sofern er eine Kopfbedeckung bezeichnet, sinnverwandt, sowie die Weiterbildung dieses Ausdrucks Kapuze. Kappe ist entstanden aus dem spätlat. cappa, ital. cappa, prov. capa (frz. chape, engl. cap) und bezeichnet ursprünglich ein kuttenartiges Oberkleid, an dem zugleich die Kopf- bedeckung ist, einen Mantel mit Kapuze. Späterhin bezeichnet es aber auch die Kopfbedeckung allein, zunächst die an der Kutte oder dem Mantel befindliche, die über den Kopf gezogen wird, dann namentlich die Narrenkappe


Ich habe das mal hierhergeholt, da ja die wichtigsten Erklärungen hier zusammengefaßt sind.

Eine Kappe,Cappa,capa, cape,cope etc. hat, im Gegensatz zum reinen "Mantel", immer eine Kapuze - daher kommt der Name!

Außerdem umhüllt sie den Körper kplt - wobei die Länge (auch vorn und hinten unterschiedlich) variieren kann.

Es handelt sich jedoch immer um die oberste "Schicht" einer Kleidung (z.B. beim Hausgewand der Surcot= über der Cotta)
Da der zivile Surcot jedoch dann keine Kapuze mehr hatte, kann man wohl ableiten, das er sich aus dem militärischen Surcoat entwickelt hatte und das dieser Anfangs wohl auch eine Kapuze hatte.( siehe "alten" Waffenrock der Templer)

Ebenso gibt es unterschiedliche Varianten bei den Ärmeln - teils zeitgleich getragen, teils der jeweiligen Mode angepaßt

(z.B. Garnache=kurze Halbkreisärmel - daraus entwickelte sich dann später der Gardekorps= kurze Scheinärmel.
2.Beispiel aus dem Gardekorps entwickelte sich im 17. Jahrhundert das kurze Cape - ohne Ärmel - siehe Rotkäppchen - dann der "moderne" Poncho )


Wenn wir also eine Cappa beschreiben wollen, ist es wichtig die Zeitangabe und den Zweck als Kriterium zu nehmen - so wird eine liturgische Kappe immer anders aussehen als ein reiner Wetterschutz.

Es wird sicherlich auch, je nach Region und Klima, eine ganze Reihe von Mischformen gegeben haben, aber wenn sie den beiden o.g. Kriterien (Ummantellung und Kapuze) entsprechen, fallen sie immer unter den Sammelbegriff capa - manchmal dann mit einem Zusatz (z.B. capa magna, etc.) um die Funktion zu beschreiben , manchmal mit einem eigenen Namen wegen der besonderen Form (meist die Form der Ärmel).


Gruß

William
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Martí

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #16 am: 18. Juni 2009, 16:48:58 »
Vielleicht kommen wir der Sache über „Rotkäppchen“ auf den Grund   *jokely*

Piroska (ungarisch)
le Petit Chaperon rouge (französich)
Caperucita roja (castellano, spanisch)
Cappuccetto Rosso (italienisch)
Rotppchen (deutsch)

Und dann:

Little Red Riding Hood (englisch)

So viel zu Übersetzungen...

Gebt mal "Caperucita roja"  bei Google (--->Bilder) ein... *smoky*

Martí
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sino estelas en la mar...

(Antonio Machado)

Heinrich von Hohenfels

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #17 am: 19. Juni 2009, 09:35:39 »
Das löst allerdings blöderweise nicht die Frage, warum ein Kleidungsstück, das identisch mit der kappe ist, nämlich diese Heuke, zumindestens im 14. Jahrhundert keine Kapuze dran hatte.

Wenn wir jetzt mit Rotkäppchen kommen und uns anschauen, dass dieses rote Käppchen oft vorne offen dargestellt wird, müssen wir uns dann nicht auch überlegen, ob diese mittelalterliche kappe auch vorne offen war und wir uns einen kurzen Umhang mit oder ohne Kapuze vorstellen müssen ?

William

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #18 am: 19. Juni 2009, 11:40:51 »
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
Das löst allerdings blöderweise nicht die Frage, warum ein Kleidungsstück, das identisch mit der kappe ist, nämlich diese Heuke, zumindestens im 14. Jahrhundert keine Kapuze dran hatte.

Wenn wir jetzt mit Rotkäppchen kommen und uns anschauen, dass dieses rote Käppchen oft vorne offen dargestellt wird, müssen wir uns dann nicht auch überlegen, ob diese mittelalterliche kappe auch vorne offen war und wir uns einen kurzen Umhang mit oder ohne Kapuze vorstellen müssen ?

Naja nun nehmt mal mein "Rotkäppchen" nicht wieder zu ernst - sowas schreibe ich immer mit einen "bösen" Grinsen im Gesicht  *jokely*

Dieses kurze Cape mit Kapuze und vorne offen taucht meines Wissens nach erstmalig um 1620 auf und ist somit eine spätere Variante, aber du hast durchaus recht - eine Öffnung vorne oder seitlich ist nicht immer ausgeschlossen, solange der "ummantelnde" Zweck damit erfüllt wird.

Auch der zivile Surcot und der spätere ärmellose Waffenrock hatten ja keine Kapuze (beides Fortentwicklungen des ursprünglichen Surcoat) - dennoch fallen sie Beide unter den gleichen Oberbegriff - also wieder einmal die Erinnerung daran, das es keine Norm gab und jeder so schneiderte wie er konnte und was er irgendwo mal gesehen hatte - also viele unterschiedliche Abweichungen!

Für die Heuke gibst du in deiner Frage ja schon selber die Antwort - 14.Jhrdt.! - wir dürfen bei unserer Betrachtung eben nie vergessen, das es permanente Weiterentwicklungen gab - auch in verschiedenen Ländern Parallelentwicklungen - nicht zuletzt auch eine Frage der Mode und des Klimas.


Die "typische" Cappa gab es eben nicht - aber da der Begriff Cappa in der Entwicklung zu "unserer" Zeit noch über die Kapuze definiert wurde, können wir die späteren Entwicklungen ausklammern, da es sonst auch zu unübersichtlich wird.  

Ich denke wir sollten uns hier auf die Varianten der Cappa von 1100 bis 1300 beschränken - auch da sind schon viele Formen möglich - siehe z.B. Bild "Gefangennahme Richard Löwenherz" etc.

Gruß

William
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Heinrich von Hohenfels

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #19 am: 19. Juni 2009, 12:17:24 »
Natürlich nehme ich das mit dem Rotkäppchen nicht ernst.

Da es aber auf Grabplatten von Mönchen (soviel ich weiss aber auch erst ab 14. Jhd. auch kurze Umhänge, eine sogenannte Pelerine gab, die vorne offen waren, könnte es ja sein, dass es sowas auch schon früher gab.

Ich werde mal ein paar Spämis fragen, ob die mehr über diese Heuke wissen. Wie man ja an der Do-Regel sieht gab es diese Bezeichnung zumindest in Holland auch schon im 13. Jahrhundert.

Achja in der Regel der Lazariter wird das Ding übrigens ritmantel genannt, was Rundmantel bedeuten soll.

Das Ding was Richard trägt, würde ich eher als garnache oder garde-corps ansehen. Da ja in der Templerregel auch zwischen garnache und kappe unterschieden wird, scheint es da schon unterschiede zu geben.
Denke da z.B. an die Ärmel. Sofern wir davon ausgehen, dass die kappe so aussieht wie eine weltiche kukulle (ala Kreuzfahrerbibel oder so), hat die ja keine Ärmel.

William

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #20 am: 19. Juni 2009, 13:08:06 »
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
Das Ding was Richard trägt, würde ich eher als garnache oder garde-corps ansehen. Da ja in der Templerregel auch zwischen garnache und kappe unterschieden wird, scheint es da schon unterschiede zu geben.
Denke da z.B. an die Ärmel. Sofern wir davon ausgehen, dass die kappe so aussieht wie eine weltiche kukulle (ala Kreuzfahrerbibel oder so), hat die ja keine Ärmel.

jo - es sind wohl tatsächlich nur die Ärmel, die da den Unterschied machen - aber es ist trotzdem schon merkwürdig, das einmal der Eigenname (Garnache) erwähnt wird und dann allgemein Kappe - evtl war die zweite Variante, mit Absicht etwas "flexibler" gehalten (Orient/Oxident - Klima?)  und man wollte sich deshalb nicht so festlegen?

Leider kann Kappe/Cappa ja auch eine Art Kutte oder sogar den Waffenrock (alte Art) bezeichnen - das macht die Zuordnung nicht grade leichter........ *alleswirdguut*

Ich habe übrigens nochmal etwas mehr recherchiert und der Pilgermantel wird überwiegend nicht zu den Cappae gezählt - wohl weil er meist keine Kapuze hatte.
Könnte es sein, das die Pelerine aus dem Pilgermantel entstanden ist? (kann grad nicht nachsehen, da ich am Praxis-PC sitze)

Ich denke wir werden zu jeder späteren Form auch eine recht frühe finden - um da trotzdem die Übersicht zu behalten, wäre es evtl sinnvoll die häufigsten Formen in "unserer" Epoche als Referenz zu nehmen, da wir sonst nur "Hirnkrämpfe" bekommen... *jokely*

Sodele nun erstmal packen und ab nach Herzberg *tdance*

Gruß

William
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Benedikt von Söllbach

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #21 am: 19. Juni 2009, 15:57:30 »
Zitat
Ding übrigens ritmantel genannt, was Rundmantel bedeuten soll.
Vielleicht auch "Reitmantel"?
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Martí

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #22 am: 19. Juni 2009, 16:21:31 »
Zitat
Original von William...Könnte es sein, das die Pelerine aus dem Pilgermantel entstanden ist? ...William

Hallo William,

aber ja, ich denke, der Name sagt es bereits...

Gruß
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Heinrich von Hohenfels

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #23 am: 19. Juni 2009, 21:16:13 »
@Benedikt: Das dachte ich auch, dass das Ding Reitmantel heisst.

Bruder Robert hat es sich von jemand übersetzen lassen, der allemanisch kann und die Übersetzung wäre Rundmantel.

Benedikt von Söllbach

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Die "kappe", wie sah sie aus?
« Antwort #24 am: 23. Juni 2009, 17:42:52 »
Aha, gute Info, wie leicht man sich doch auf den Leim führen lässt ;)
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