Ich -als alter Bogenschütze - muß doch jetzt hier auch einmal meinen Senf dazu geben.
Es ist richtig, daß der Bogenschuß im kampf Mann gegen Mann - resp. Christ gegen Christ - als nicht ehrenvoll galt.
Ehrenvoll und damit die Waffen eines Ritters waren die Lanze, das Schwert, der Dolch und vielleicht noch Streitaxt und Kolben.
Dafür gab es mehrere Gründe warum das so war. Einer der Gründe war u.a., daß man seinen Gegner ja nicht unbedingt töten wollte. Ein toter Ritter macht nur Scherereien. Für einen lebenden aber gefangenen Ritter konnte man hingegen ein stattliches Lösegeld erhalten. Gefangene niedere Ränge konnten zu Arbeiten herangezogen werden oder - wenn man selbst keinen Bedarf an Arbeitskräften hatte - auf dem nächsten Sklavenmarkt verhökert werden.
Das Bogenschießen gehörte aber, anders als das Schießen mit der Armbrust, zur Ausbildung eines Knappen auf dem Weg zum Ritter dazu. Die Bogenjagd galt lange Zeit als edle Kunst und wurde nur noch von der jagd mit Falken übertroffen.
Geht man davon aus, daß ein Ordensritter (zumindest bei Templers) ein Ritter nach erfolgter Schwertleite war, so kann man voraussetzen, daß der ziemlich gut mit Pfeil und Bogen umgehen konnte - auch wenn er es jetzt nicht mehr brauchte, durfte o.w.a.i..
Wer am Wochenende bei meinem Bogenkurs in Adventon dabei war und ein wenig aufgepaßt hat, weiß, daß es kein Zufall ist, wenn man mit Pfeil und Bogen ein Ziel regelmäßig trifft, sondern einfach eine Kunst, die man lange und intensiv üben muß und daß auch der traditionelle Bogen (oft belächelt als Stock mit Strippe) über eine Visierung verfügt, wenn man sie nur erkennen kann.
Da die Engländer spinnen - wie wir spätestens seit Asterix wissen - hat sich die Bogenschießkunst hier ein wenig anders entwickelt als im übrigen Europa. Hier war das Bogenschießen ein Volkssport und hier bestand das Heer der Bogenschützen aus einfachen Bauerssöhnen, die lange und ausgibig trainiert wurden - das waren keine Bauern mehr, das waren Profis, auch wenn sie nicht von Adel waren.
Und das ist der größte Vorwurf, den man Prinz Eduard damals machte, er ließ edle Ritter von einfachen "Bauern" niedermetzeln. Als Ritter zu sterben im Kampf, war nicht ungewöhnlich und lag für jeden in der Natur der Sache begründet. Aber durch einen Pfeil zu sterben, der tötete ohne auf Rang und Herkunft zu achten, der dann auch noch von der Hand eines "Unedlen" abgeschossen worden war - das war einfach nur unwürdig.
Manch einer wird sagen tod ist tod - aber das ist nur unsere heutige Sichtweise.
Nun wieder zum Thema Bogenschützen in Ritterorden.
Das Gros der Bogenschützen wird sicherlich durch die niederen Ränge gestellt worden sein. Dabei könnte ich mir jedoch auch vorstellen - mutmaße ich jetzt einfach mal - , daß ein Dienender Bruder im Rang eines Untermarschalls oder eines Turkopolier dieses Kontingent befehligte und vor allem auch ausbildete. Wie dargelegt, war die Kunst des Bogenschießens kein angeborenes Können, sondern es muß vermittelt und regelmäßig trainiert (gedrillt) werden.
Das könnte eine Art der Darstellung sein. Dieser Untermarschall oder Turkopolier hat dann die entsprechende Ordenstracht getragen. Im Gegensatz zu den einfachen Bogenschützen (Sagitarius simplex *smoky*), könnte er sich von diesen unterscheiden, dadurch, daß er eine weitere Bewaffnung trägt, die dem Bogenschützen nicht zusteht - ein Schwert z.B.. Die Wappnung der Bogenschützen war ja eher leicht, Vor allem waren die Arme wenig geschützt. Warum wissen die, die am Wochenende versucht haben mit Gambeson und Kettenhemd drüber Bogen zu schießen. Weiter Utensilien, die den Bogenschützen von übrigen Kontingent abheben, könnten typische Begleitgegenstände eines Bogenschützen sein - der Armschutz für den Bogenarm, der Fingerschutz für die Pfeilhand.
Ein Pfeilköcher mit Pfeilen und ein Bogen würden auch ganz gut zur Darstellung passen.
So kann man jeden Dienenden Bruder Bogenschützen von jedem anderen Dienenden Bruder - kämpfend oder arbeitendend - unterscheiden.
Gruß Berthold
P.S. Ich sags doch - der Marti hat heute einen Clown gefrühstückt.