Hallo liebe Gemeinde,
bin gerade von den Dreharbeiten von unserem Templerfilm zurück gekommen und dachte mir ich poste mal so ein paar Impressionen.
Unser Ziel war es ja bekannterweise einen Templerfilm zu drehen. Dazu haben wir in Südfrankreich eine Burg angemietet und etwa 10 Monate Vorbereitungen getroffen. Wir sind alles Amateure, die sich extra im Rahmen von Kursen, regelmäßigen Treffs und Workshops auf das Projekt vorbereitet haben. Glücklicherweise hatten wir zwischendrin Hilfe von ein paar Filmhochschulabsolventen, die aber leider nicht mit zum eigentlichen Dreh fahren konnten.
Wer sich für noch mehr Details interessiert findet diese auf unserer Website unter Produktionstagebuch.
Ansonsten hier mal meine Eindrücke.
Wir konnten uns die Burg mitsamt umliegender Länderei leider nur für 14 Tage leisten. Insofern hatten wir für einen 90 minütigen Spielfilm mit ziemlich viel Stress gerechnet. Jedoch haben sich 2 Filmweisheiten gleich bewahrheitet.
1. Man ist immer unter Zeitdruck
2. Man ist nie 100% zufrieden und denkt immer sofort das könnte ich auch besser. Der Zeitdruck erlaubt es nur nicht.
Lange Rede kurzer Sinn wir haben also schon im Vorfeld eine Handwerkercrew nach Frankreich geschickt, die uns in einer Pension unserers Vertrauens mittelalterliche Möbel, einen Wagen und einen Badezuber gebaut haben. Eine Woche später kam der Rest von uns (etwa 30 in einem Bus) angefahren.
Die Rahmenbedingungen: im Schnitt 30-35 Grad, 1,5 Toiletten für alle Teilnehmer, 2 Duschen für alle Teilnehmer auf der Burg und eine im Dorf. Sehr interessant.
Im Schnitt habe zumindest ich etwa 16-18 Stunden gearbeitet (Regie, Kamera und ab und an durchs Bild laufen musste ich auch noch)
Mit Aufstehen und zur Burg hoch marschieren, besprechen, Material kurz ankucken, etc. bedeutete das im Schnitt 4 Stunden Schlaf. Erstaunlich wie lange man das aushält.
Wir wurden schon im Vorfeld gewarnt dass sich am Filmset ein sehr rauer Ton einstellen kann, was auch der Fall war. Allerdings darf man das im Rahmen eines Lagerkollers einfach nicht so ernst und persönlich nehmen, dann geht das schon.
Wir haben etwa 25-30 Stunden Film am Ende bekommen, was für einen 90 Minuten Film wohl nicht sehr viel ist. Der Zeitdruck jedoch lies nicht wirklich viel mehr zu.
Durch das Licht kann man meist nur mit einer Kamera filmen, was viel Zeit kostet aber zumindest bei den Kämpfen war die zweite Kamera Gold wert.
Im Dorf herum sausende Mofas, testfliegende Mirage Jets und der brummende Generator können einen wirklich die schönsten Aufnahmen killen.
An einem tag hatten wir ca. 40 leute am Set und (davon etwa 10 Franzosen) die wir vor Ort angeworben hatten und 6 Pferde. Ein Heidenspaß diese alle zu koordinieren. Meine Lösung ein Turm und ein Megaphon sehr hilfreich.
Glücklicherweise hatten wir mit den Pferden wesentlich weniger Probleme wie vermutet und auch die Ratten die wir dabei hatten waren handzahm und leichter zu filmen wie so mancher Mensch.
Die Kämpfe, die wir möglichst ohne viele Schnitt zusammen bringen wollten, waren natürlich eine besondere Herausforderung. Der Boden war steinig, staubtrocken und sau hart. Aber mit gambeson und Kettenhemd ging es schon einigermaßen. keiner der nicht irgendwo geblutet hat und keiner der nicht irgendwo riesiege Blutergüsse hatte, aber das war schon ok. Immerhin ist nichts passiert. (Naja, einer ist die Treppe runter geflogen, was nicht so toll war, aber immerhin gabs keine Schwert-verletzten und Schwerverletzten. Meine Erfahrung ist, dass jede lange vorher eingeübte Choreographie hier wirklich Gold wert ist. Gerade beim Gestocher ins engen Burggängen wird das sonst schon mal lebensgefährlich.
Wir haben übrigens alle mit echten Rüstungen und Schaukampfwaffen gekämpft. Also keine alufarbenen Strickhemden und Plastikschwerter.
Leider mussten wir auch fast alles an "Ambiente" mitbringen, also egal ob eine Tonschale, eine Rohhautlaterne oder Bettzeug. Alles wurde im Reisbus oder im Kleinbus, oder im Anhänger oder in den beiden anderen Autos verstaut, die alle bis unters Dach voll waren.
An zwei Tagen hatte es mal wolken, einmal hat es sogar geregent. Man muss also irgendwie sehr flexibel mit seiner Planung sein, was das ganze natülich noch sehr erschwert hat zumal bestimmt mehr als die Hälfte der Drehs outdoor statt gefunden hat.
Unterm Strich muss ich sagen Respekt für alle die sowas beruflich machen. Das ist echt ein Riesenabenteuer, mit jeder Menge Stress und Action aber irgendwie auch ziemlich cool. Leider war ich am Ende so fertig, dass ich nicht mal mehr zur "Happy End Party" gehen konnte weil ich am Sofa eingeschlafen bin.
Ach ja, sind wir fertig geworden. Ja natürlich. Am letzten Tag um 3.15 am Morgen waren wir fertig. Um 7 haben wir die Burg aufgeräumt und um 11 waren wir auf dem Weg nach Deutschland ....
Also falls ihr auch mal so was machen wollt und Fragen habt, immer gerne....
Andi