Original von Benedikt von Söllbach
So, Lenka (Lena von Schönau) hat mir eine Übersetzung gegeben:
Es ist offensichtlich, dass die Templer beste Soldaten sind, bewaffnet mit der weißen Clamis und dem roten Kreuz.
[...] Die weiße Clamis, die das Zeichen der Soldaten mit dem Kreuz ist
Wenn man sich dann in Erinnerung ruft, dass der Papstbrief von 1240 "capis clausis" (Wörtlich: "enge capa"; also ebenfalls eine Art Mantel!) erwähnt, ist es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass hier nicht ein "Mantel" im Sinne des Ordensmantels, sondern eines Waffenrockes als sozusagen "geschlossemen Übermantels" gemeint ist (Wortherkunft: Ummanteln!), der einer engeren capa (die ja weit war, weil sie seitlich nicht zugenäht war) ähnelt. Hier bekommt zudem noch der Artikel 317 eine genauere Bedeutung. Körner übersetzt: "Kein Bruder darf sein Wehrgehäng oder den Gürtel über seinen Mantel den Tag über umschnallen." Upton-Ward hingegen schreibt hier "garnache"!
Beides könnte den Ursprung in der Clamys haben, wenn wir annehmen, dass die Clamys eine Art Garnache, die als Waffenrock angezogen wurde, war. Das würde auch den Artikel erklären, denn das Verobt, das schwert über den Ordensmantel zu gürten ist vollkommen wirr; vielmehr ist hier gemeint (legt man UW zugrunde), dass das Schwert am Tage nicht ohne Erlaubnis angelegt werden durfte, was ja auch auf die Rüstung zutrifft (mehrere Quellen, sie "Militärisches" in meinem Büchlein).
Es ist ja im Sinne des Antiken Waffenkleides ein "Mantel", aber nicht in der Form, wie wir es vom Begriff "Mantel" kennen. Genauso fasst "Waffenrock" das ganze zwar gut zusammen, lässt aber die Herkunft des Kleidungsstückes unbeachtet.
Was denkt ihr darüber?
So ich versuche nochmal den Knoten im Kopf zu lösen: *jokely*
Hier macht "Mantel" als echter Mantel ja keinen Sinn - es könnte also eine Garnache gemeint sein, da sie die Funktion eines Mantels hat (heute würden wir Jacke und Mantel unterscheiden)!
Also besteht dann auch noch die Möglichkeit - das eben je nach Region (Sprache) Garnache,Capa und Waffenrock von der Verwendung und im äußeren Erscheinungsbild (weiß mit Kreuz) so ähnlich waren, das ein französischer Templer es Garnache und ein deutscher Templer es einfach nur Waffenrock genannt hätte, wohingegen ein englischer es einfach cape (capa) genannt hätte....- genauso wie er coat of arms einfach mit coat abgekürzt haben wird, denn die Funktion ist hier das ausschlaggebende Kriterium.
Im lateinischen würde man dann - wieder je nach Ursprungssprache mit Clamys oder capa oder allgemein Habit (immer wenn das Kreuz als Ordenszeichen darauf ist) übersetzen - und es
könnte dennoch jedes mal das
gleiche Kleidungsstück gemeint sein!
Bedenkt das der Orden international und somit multilingual war und die Bezeichnungen je nach Sprache nicht immer gleich eingesetzt wurden!
Auch verstanden nur die wenigsten Brüder Latein - somit kam es zwangsläufig zu einer Vermischung aus einheimischen Begriffen und den lateinischen Bezeichnungen aus der Regel, sowie den damals "modernen" französischen Begriffen.
(Es gab weder einen Brockhaus, noch ein Langenscheidt-Wörterbuch oder Duden - daher gab es selbst im deutschen Reich bis vor 200 Jahren noch diverse Bezeichnungen für den selben Gegenstand - teils heute noch!)
Ich denke wir sollten (dürfen!) hier die mittelalterlichen Begriffe nicht zu sehr auf die "Goldwaage" legen, sondern eher die gemeinte Funktion als Kriterium nehmen.Das bedeutet in dem genannten Beispiel - wenn hier verboten wird über dem Mantel tagsüber das Schwert zu tragen, kann hier nur ein Waffenrock oder eine Garnache gemeint sein!
Wenn also verschiedene Autoren heutzutage unterschiedliche Begriffe verwenden, dann weil es eben im Mittelalter auch üblich war für gleiche Kleidungstücke - je nach Sprache - verschiedene Bezeichnungen zu verwenden.(Der Autor/Übersetzer hat dann entweder eine der
möglichen wörtlichen Übersetzungen (Körner=Mantel)gewählt oder aber weiter gedacht und
eine der Funktion entsprechende Übersetzung (Upton-Ward=Garnache)benutzt - daher die unterschiedlichen Übersetzungen)
Ein Versuch der "Normung" wurde erst in der Neuzeit gemacht (einfach weil wir gar nicht anders können, als alles in feste Normen zu packen!).
Daher hier und in anderen Beispielen ganz klar der beschriebenen Funktion den Vorrang vor dem verwendeten Begriff geben!Aus den genannten Gründen, sind die Papstbullen und Briefe
für mich die sichersten Quellen, denn man kann davon ausgehen, das der Schreiber sowohl gut Latein konnte, als auch die jeweilige Ordensregel kannte und das es mehrfach geprüft wurde, bevor es dem Papst zur Unterschrift vorgelegt wurde!
Gruß
William
ps ich habe das Tractat zeitlich mit in die timeline eingebaut!
pps jeden Tag wenn ich mit meiner Tochter Latein übe haben wir übrigens das selbe Problem - wörtlich übersetzt ergibt es oft keinen Sinn, also wird eine sinngemäß passende Übersetzung ausgewählt. *smoky*