Autor Thema: Kreuz auf dem Waffenrock  (Gelesen 73224 mal)

William

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #60 am: 31. März 2009, 15:49:52 »
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
Danke für die Übersetzung. In Hinsicht auf die Aussage von etlichen Historikern, dass das Kreuz erst 1147 getragen wurde, ist es sensationel.

sehe ich genauso!

Zitat
Auch wenn es manche anders sehen, hinsichtlich der Frage, seit wann ein Kreuz auf dem Waffenrock war, bringt es uns aber nicht weiter.

Ein Stück weiter schon - aber noch nicht zu einer sicheren Aussage!


Zitat
Immer auf der Brust würde bedeuten, dass es auf jeder Oberbekleidung war. Dass es auf der Hauskutte nicht war, sieht man ja anhand von Bildbelegen.

Statt immer kann man hier auch die Übersetzung "emsig" oder "beharrlich" nehmen - das also nicht zu sehr an einem Wort festmachen.

Hier bräuchte man nun die Daten von wann die Bildbelege sind, die KEIN Kreuz tragen - sry bin am praxis-Pc und habe keine Zeit zu suchen.

Sind sie älter, dann belegen sie das es wohl zu hause nicht nötig war sich durch das Kreuz kenntlich zu machen - sind sie später, dann könnte es in Zusammenhang mit der Bulle von 1147 stehen.

Zitat
Auch denke ich nicht, dass ein Papst als er diese Zeilen Schrieb einen Ritter im "Kampfoutfit" vor sich gesehen hat, denn die Brüder, die er gesehen hat, dürften doch auch Brüder in mönschicher Gewandung gewesen sein.

Im Zusammenhang mit den Rittern Gottes denke ich schon, das er sie eben mehr als Kämpfer gesehen hat, denn als friedliche Mönchlein - siehe dazu auch die Laudatio!

Zitat
Also um es mal nüchtern zu sehen, alle Ritterorden definieren sich durch den Mantel, also dürfte hier das Kreuz auf dem Mantel gemeint sein.

Da hast du recht, die Frage ist nur ab wann definieren sie sich durch den Mantel - wäre es nicht logisch, das das erst mit der Bulle von 1147 so war?

Zitat
Man darf auch nicht vergessen, dass alle anderen Ordensregeln der anderen Ritterorden aufzählen, auf welchen Kleidungsstücken das Kreuz drauf war. Die Johanniter hatten, wie man an Bildbelegen sehen kann auch kein Kreuz auf der Hauskutte und trugen laut deren Ordensregel das Kreuz auf der Brust, also kann da auch nur der Mantel gemeint sein.

Solange da keine Beweise vorliegen ist das leider genau so spekulativ wie jede andere Interpretation.


Zitat
Bisher konnte ich hier auch noch keinen Beleg finden, dass auf deren Waffenkutte ein Kreuz war, vieleicht muss man auch da mal mehr in diese Richtung forschen. Ein Beleg für Kreuze auf der Waffenkutte der Johanniter würde es wahrscheinlicher machen, dass auch eines bei den Templern drauf war.

Das wäre sicher hilfreich!

Zitat
Wenn wir jetzt mal Bildbelege wie Fresken ausser acht lassen, da sie evtl. ungenau sein könnten und uns nur an schriftliche Quellen halten, gibt es keine schriftliche Quelle, die sagt, dass ein Kreuz vor 1240 auf der Waffenkutte war, warum soll also eins drauf gewesen sein?

Weil es mit der Bulle von 1139 einen Primärbeleg gibt, der sagt das es auf der Brust war?

Es gibt auch keinen Beleg der sagt, das es nicht drauf war - somit ist doch der einzige schriftliche Beleg zumindest ein Hinweis oder findest du nicht?

Zitat
Beide Bullen, die für Templer und die für Johanniter erwähnen ein Kreuz auf dem Waffenrock. Gut, könnte nochmal eine Bestätigung sein, aber ist es nicht wahrscheinlicher, dass es explizit erwäht wird, da die Herren auf dieser Kutte, davor über hundert Jahren kein Kreuz trugen?

spekulativ ja - wäre eine mögliche Interpretation - aber kein Beleg.

Nur stellt sich dann die Frage warum der Papst dann 1139 das Kreuz auf der Brust und nicht auf einem Mantel erwähnt und wenn er tatsächlich nur den Mantel meint, dann wäre ja die Aussage von 1147 doch unsinnig, da es ja schon geregelt war.

Zitat
Ich denke die "Heiige Kuh", die hier geschlachtet werden muss ist der Gedanke, dass im 12. Jahrhundert alle Ordensritter ein Kreuz auf dem Waffenrock bzw. eben der Kutter über der Rüstung hatten.

Tja für beide Sichtweisen gibt es eben keine eindeutige Aussage - aber genau darum forschen und diskutieren wir ja hier!

Zitat
Die Heraldik war noch nicht so weit und ein Trupp von Ordensrittern (natürlich mit Sergeanten) hatte ein Banner dabei, an dem man sie erkannte.

Die Heraldik war schon sehr weit im 12. Jahrundert - alle wesentlichen Elemente waren schon vorhanden, nur eben noch nicht allgemein verbreitet, aber Herolde gab es schon seit fast 200 Jahren.


Zitat
Blöderweise giibt es anscheinend keine Darstellung eines Bruders eines der Ritterorden, der eine Cappen an hat, vieleicht würde das einiges klären.

Ja es gibt leider viel zu wenige Quellen um da wirklich sicher sein zu können, aber daran arbeiten wir ja gemeinsam - oder?

Denn wenn wir nur gegeneinander unterschiedliche Sichtweisen vertreten, können wir gleich aufhören!

Auch wenn ich die Diskussion mit einer gegenteiligen Behauptung in Gang gebracht habe, heißt das nicht, das ich stur daran festhalte - ganz im Gegenteil!

Ich denke es ist wichtig hier alle "Für und Wieder" sachlich abzuwägen um den spekulativen Anteil so weit wie möglich auszufiltern, was dann bleibt, sollte die Aussage mit der höchsten Wahrscheinlichkeit werden - eine absolute Sicherheit werden wir natürlich nie erreichen!

Gruß

William


EDIT: Wir bräuchten mal eine timeline, in der wir alle Belege nach Datum exakt aneinander reihen - wäre evtl hilfreich, für eine bessere Übersicht.
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Benedikt von Söllbach

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #61 am: 31. März 2009, 19:17:29 »
Die frühesten mir bekannten Bildbelege sind die aus Cressac um 1170. Hier sehen wir Krieger, aber auch Mönche.
(Templer in Rüstung? Und Templer im Hausgewand?)
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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #62 am: 31. März 2009, 20:13:34 »
Tjo, leider befinden wir uns weiter im Bereich der Spekulationen,

ich würde bezüglich der Bulle eigentlich schon das Wort " immer" b.z.w. "stets" benutzen wollen.

Eigentlich sprechen beide von uns favorisierten Varianten nicht dagegen.

Wenn behauptet wird es gibt eine Art "Hausgewandt" bedeutet das es gibt ebenfalls eine Art "Kampfanzug".

Wenn die Bulle hier von" tragen sie immer auf ihrer Brust" spricht wäre dem durch einen Mantel über dem HausgewandtGenüge getan weil sich ja ein Kreuz auf dem Mantel befindet. Ich unterstelle einfach mal daß das "Hausgewandt" der monastischen Tracht der Zisterzienser entsprach ( siehe das Bild mit den Templern im Turm).

Wir kamen desweitern zu dem Schluß, daß die Ordensritter vermutlich im Kampf keinen Umhang tragen, da dieser hinderlich ist. Darauf basierend wäre es einleuchtend daß sich auf dem Kampfanzug, der i.d.R. ohne Umhang getragen wird, durchaus ein Kreuz befinden könnte. Das würde wiedrum zu der Bulle passen und die Bilder der Templer ohne Kreuz erklären..... die kämpfen eben gerade nicht.

@ Heinrich: ne, ich denke der Papst wird schon auch die Templer im "Kampfoutfit" vor augen hatte. Die Kritik auch innerhalb des Klerus an kriegführenden Mönchen und der Skandal darum war zu jeder Zeit zu groß um das zu ignorieren.

(träfe ebenfalls auf das Bild des JHospitaliters von Goeffrey zu, der betet)

Benedikt von Söllbach

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #63 am: 31. März 2009, 20:28:12 »
Meine aktuelle These wäre, dass es sozusagen sogar drei "Anzüge" gab:
1. Den Hausanzug, bestehend aus Cotta, Tunika und Halbrkeismantel.
2. Den Feldanzug, bestehend aus Cotta, Garnache und Cappa
3. Den Kampfanzug, bestehend aus Rüstung und Waffenrock.

Was mir aber immer noch nicht einleuchtet: Wenn die Garnache so ein zentraler Bestandteil gewesen sein soll, warum finden wir sie am Anfang der Regel nur "nebenbei erwähnt" und nicht bei der sonst sehr ausführlichen Auflistung bei den Artikeln um 140, bei der aber die Tunika und die Cotta erwähnt wird?


Ansonstend enke ich wie Veturius, dass der Papst schon gewusst hat, wen er vor Augen hatte. Sicherlich hat er nicht einfach so aus Gutsünken eine Bulle erlassen, vielmehr wird sie doch von Seiten des Ordens erbeten worden sein "so nach dem Motto: Papst, wir brauchen das-und-das, am besten so-und-so; bitte gewähre uns diese Gnade!".
Das Ergebnis der Beratung wurde dann offiziell mit einer Bulle bestätigt und rechstkräftig gemacht.
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Heinrich von Hohenfels

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #64 am: 01. April 2009, 06:15:31 »
Könnte es sein, dass es die garnache um 1140 noch nicht gab und sie daher nicht bei den Kleidern aufgelistet wird. In den Statuten der Johanniter wird sie auch erst in der Kleiderliste von 1206 erwähnt.

Das würde sinn machen.

Zu dem Tragen des Mantels. Gibt es da nicht einen Bericht, in dem Erwähnt wurde, dass sie den Mantel auch im Kampf trugen ?
Muss mal schauen.

Heinrich von Hohenfels

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #65 am: 01. April 2009, 09:11:59 »
Ich lese gerade ein paar Berichte über den 5. Kreuzzug bzw. den Ägyptenkreuzzug von 1217-1221.

In einem Bericht, geht es darum, dass einige Kreuzfahrer in Portugal mitkämpften, bevor sie nach Akkon weiterreisten.
Dort, in Portugal kämpften neben den Templern auch die Ritter des Santiagordens mit.

Da die, ja auch weiß trugen, tendiere ich mittlerweile dazu, dass wohl doch das Symbol des Ordens auch auf der Kampfkutte war, sofern sie nicht den Mantel getragen haben.

Diese Frage sollte man wohl erstmal klären.

Benedikt von Söllbach

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Kreuz auf dem Waffenrock
« Antwort #66 am: 01. April 2009, 09:28:26 »
Zitat
Da die, ja auch weiß trugen, tendiere ich mittlerweile dazu, dass wohl doch das Symbol des Ordens auch auf der Kampfkutte war, sofern sie nicht den Mantel getragen haben.
Das wiederspricht aber wie gesagt den Bildern in Cressac und auch deiner Argumentation, dass das Banner die Zugehörigkeit angibt. Der Banner des Santiagoordens, wie sah der aus?
Ich glaube, das Problem der Verwechslung gab es so nicht direkt; ein jeder Bruder wusste, wer sein Herr war und an welches Banner er sich wenden muss. Nochdazu gab es ja nicht nur den einen großen Banner, sondern jeder Schwadron hatte seinen eigenen, die alle dem Hauptbanner beim Marschall folgten. Die Schwadrone waren dann noch in Gruppen unterteilt, jeweils mit eigenem Fähnlein! Das war schon relativ übersichtlich, denke ich.

Das Garnachenthema sollten wir im anderen Thread behandeln, danke für deine Infos! Ich ziehe sie rüber!
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« Antwort #67 am: 01. April 2009, 12:03:13 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Meine aktuelle These wäre, dass es sozusagen sogar drei "Anzüge" gab:
1. Den Hausanzug, bestehend aus Cotta, Tunika und Halbrkeismantel.
2. Den Feldanzug, bestehend aus Cotta, Garnache und Cappa
3. Den Kampfanzug, bestehend aus Rüstung und Waffenrock.

Deine Auflistung hat mich da auf eine Idee gebracht

- "tragen Sie immer(emsig,beharrlich) auf Ihrer Brust das Zeichen des Leben spendenden Kreuzes."

muß ja nicht bedeuten

- "tragen auf jedem Kleidungsstück das Kreuz...."
sondern kann ja heißen, das zumindest auf einem der Kleidungsstücke jeweils ein Kreuz sein sollte!

Wenn du deine Auflistung nun mal so überarbeitest (dazu schreiben wo ein Kreuz sein müßte) und dabei berücksichtigst, das zumindest jeweils 1 Kreuz sichtbar ist, hätten wir doch eine recht stimmige Variante oder?

Die Statuen auf dem Steinsarg und dem Schachbüch zeigen :

Hausgewand ohne Kreuz - Mantel mit Kreuz - ergo sie tragen es einmal!

Beim Kampf keinen Mantel, weil hinderlich - also Kreuz auf dem Waffenrock - ergo sie targen es einmal.

Beim Reisen .... ja hier noch die Frage: Cappa, Garnache oder Pilgermantel? Und dann mit Kreuz? - auf alle Fälle würden so die vorhandenen Bildbelege,Regeln und Bullen zusammen passen.

Auch würde es mit den Bestimmungen der dienenden Brüder konform gehen.

Ist jetzt nur ein spontaner Gedanke - evtl habe ich da noch einen Logikfehler drin.



Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
In einem Bericht, geht es darum, dass einige Kreuzfahrer in Portugal mitkämpften, bevor sie nach Akkon weiterreisten.
Dort, in Portugal kämpften neben den Templern auch die Ritter des Santiagordens mit.

Da die, ja auch weiß trugen, tendiere ich mittlerweile dazu, dass wohl doch das Symbol des Ordens auch auf der Kampfkutte war, sofern sie nicht den Mantel getragen haben.

Diese Frage sollte man wohl erstmal klären.

Ich müßte mal schaun wann die Orden gegründet wurden - bin mal wieder am Praxis- PC, daher erst heute Abend - aber gab es nicht sogar noch andere Orden mit der "Grundfarbe" weiß?
Wie gesagt, habe keine Möglichkeit nachzulesen.

Aber selbst wenn es nur der eine war, wäre das schon ein wichtiges Argument, denn die Armeen der Napoleonik hatten ja z.B. auch ihre Banner und trotzdem wurden die unterschiedlichen Einheiten noch durch Unterschiede in der Uniform deutlich gemacht - evtl weil es in einer Schlacht doch mehr drunter und drüber gehen kann und man da nicht immer Zeit hat nach dem Banner Ausschau zu halten?
(Spekulation!)

Auch sollten wir bedenken, das die Regel kontinuierlich verändert wurde - wenn wir diese Regeländerungen genau datieren könnten, wäre es möglich zu sehen wo sie Deckungsgleich mit den anderen Belegen sind.
Aber evtl geht es ja anders herum - wenn wir anhand der Belege eine timeline machen, können wir so evtl die Regeländerungen dort nachvollziehen!


Gruß

William


ps Ich finde es sehr schön, das wir nun auf eine sachliche Diskussionsebene gekommen sind und wie man sieht tauchen dann auf einmal Ideen und neue Argumente auf, wo man eigendlich schon keine mehr vermutet hatte  *alleswirdguut*
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« Antwort #68 am: 01. April 2009, 13:25:20 »
Zitat
Wenn du deine Auflistung nun mal so überarbeitest (dazu schreiben wo ein Kreuz sein müßte) und dabei berücksichtigst, das zumindest jeweils 1 Kreuz sichtbar ist, hätten wir doch eine recht stimmige Variante oder?
Kein Problem, nach meiner Einschätzung (nach obiger Theorie, die nicht stimmen muss) wäre das:

1. Den Hausanzug, bestehend aus Cotta, Tunika und Halbrkeismantel+.
2. Den Feldanzug, bestehend aus Cotta, Garnache und Cappa+
3. Den Kampfanzug, bestehend aus Rüstung und Waffenrock(+).
(+=Hat ein Kreuz dran, beim Waffenrock ist das für die Ritterbrüder aber unklar; s. anderer Thread)


Zitat
Auch sollten wir bedenken, das die Regel kontinuierlich verändert wurde - wenn wir diese Regeländerungen genau datieren könnten, wäre es möglich zu sehen wo sie Deckungsgleich mit den anderen Belegen sind.
Du hast natürlich recht, dass es nicht 100%ig auszuschließen ist, dass die Regel verändert wurde, weil nur Abschriften aus dem 13. Jhd erhalten sind.
Die Historiker gehen aber davon aus, dass die Regel nur in Ausnahmefällen direkt verändert wurde (z.b. bei dem berühmten Beispiel mit den exkommunizierten Rittern) und ansonsten eine Fortschreibung stattfand. ich denke, der Aussage können wir trauen.
Insofern kann man relativ genau sagen, wann welche Regelteile entstanden sind; Frau Upton-Ward beschreibt das recht gut.
Wenn ich heute Abend Zeit habe, werde ich das mal posten.
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« Antwort #69 am: 01. April 2009, 13:53:07 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Die Historiker gehen aber davon aus, dass die Regel nur in Ausnahmefällen direkt verändert wurde (z.b. bei dem berühmten Beispiel mit den exkommunizierten Rittern) und ansonsten eine Fortschreibung stattfand. ich denke, der Aussage können wir trauen.
Insofern kann man relativ genau sagen, wann welche Regelteile entstanden sind; Frau Upton-Ward beschreibt das recht gut.
Wenn ich heute Abend Zeit habe, werde ich das mal posten.

Verständnisfrage: Was ist mit Fortschreibung gemeint und in wie fern unterscheidet es sich von einer kontinuierlichen Anpassung?

Ich hätte das in dem Fall gleichgesetzt - daher bitte die Definition, damit wir nicht aneinander vorbei reden - danke.

Ich denke du hast da ein wesentlich besseres Zahlengedächtnis als ich und deshalb möchte ich dich bitten, dir mal die Arbeit zu machen und einen Zeitstrahl mit allen bekannten Fakten darzustellen.
Also Daten wie Bildbelege, Regeländerungen, Papstbullen etc übersichtlich auf einer Linie.

Wenn wir dann dadurch Übereinstimmungen "sichtbar" machen können, könnte man das noch um die jeweiligen Kleidungstücke ergänzen und hätten dann eine gut nachvollziehbare Entwicklung auf einem Blick.
 (später könnte man dann noch andere Ausrüstungsteile dort anhängen, um so nach und nach einen genauen Überblick zu bekommen, wann, was, wie und vor allem weshalb getragen wurde. Also deshalb bitte großzügig planen - evtl mit einem Programm das jeder hat und zum runterladen, dann kann jeder was dazu eintragen und wieder reinsetzen - als gemeinsames Projekt sozusagen.)



Gruß

William
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Benedikt von Söllbach

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« Antwort #70 am: 01. April 2009, 14:35:36 »
Also fortschrebiung meint, das anstelle einer neuen aktualisierten "Ausgabe" einfach weitere Artikel angefügt wurden.
Sehr selten wurden dabei bei neuen Abschriften bereits vorhandene Artikel ersetzt, in der Regel werden sie durch erneute Anfügung weiter hinten noch verfeinert oder "umgebogen". Da kommen auch die vielen Wiederholungen in der Regel her.

So ein Zeitstrahl ist sicherlich eine interessante Idee, aber wie sollten wir sowas machen? Die Thematik ist leider etwas komplizierter, als es aussieht, denn was ist z.b.  mit Belegen, die nicht eindeutig datiert sind, sondern nur in einen Zeitraum fallen?
Dafür bräuchte es eine ausgefeilte grafische Darstellung, und ich weiß gerade nicht, wie man das am besten umsetzen soll.
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« Antwort #71 am: 01. April 2009, 16:14:09 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Also fortschrebiung meint, das anstelle einer neuen aktualisierten "Ausgabe" einfach weitere Artikel angefügt wurden.
Sehr selten wurden dabei bei neuen Abschriften bereits vorhandene Artikel ersetzt, in der Regel werden sie durch erneute Anfügung weiter hinten noch verfeinert oder "umgebogen". Da kommen auch die vielen Wiederholungen in der Regel her.

Ahh ok - danke für die Erklärung - also meinten wir das Selbe, bzw ich meinte dann eine Fortschreibung.

Zitat
So ein Zeitstrahl ist sicherlich eine interessante Idee, aber wie sollten wir sowas machen? Die Thematik ist leider etwas komplizierter, als es aussieht, denn was ist z.b.  mit Belegen, die nicht eindeutig datiert sind, sondern nur in einen Zeitraum fallen?
Dafür bräuchte es eine ausgefeilte grafische Darstellung, und ich weiß gerade nicht, wie man das am besten umsetzen soll.

Ich werde mich heute Abend mal dran setzen und so eine grafische Darstellung grob mit Word machen - die schicke ich dir dann per eMAil,  zum ergänzen, zu - kann sein das ich erst morgen dazu komme - mal schaun.

Gruß

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« Antwort #72 am: 01. April 2009, 17:02:56 »
Ja ich weiss ich widerspreche mir gerade selbst.
Vom Heiligen Land wissen wir, dass einer der Ritterorden die Vorhut und der andere die Nachhut übernahm.
Denke mal, dass man da dann später auch den Deutschen Orden so eingebunden hatte.

In diesem Bericht über die Belagerung einer Burg in Portugal sieht es so aus, als hätten die Templer und die Santiagoritter zusammen direkt nebeneinander und miteinander gekämpft.
Der Bericht ist allerdings auch nur sehr kurz.
Das Banner des Santiagoordens scheint ein weißes Banner mit einem roten Kreuz in Schwertform gewesen zu sein, so wie bei den beiden Santioagorittern im "Libro". Genau weiss ich es nicht.

Natürlich wäre es für Freund und Feind auch egal gewesen, welcher von den "Weißen" zu welchem Orden gehört.

Wie schon erwähnt, man sollte klären, ob es Belege für das Tragen der Mäntel in der Schlacht gibt.

Benedikt von Söllbach

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« Antwort #73 am: 01. April 2009, 22:51:02 »
So, wie versprochen kurz Nachgereicht: die Regelentstehungszeiten.
Entnommen sind sie aus Upton-Wards englischer Übersetzung, dort finden sich auch die Details über das Warum und die Hintergründe. Diese beleuchte ich außerdem am Anfang meines Büchleins.

1. Die primitive Regel (die ersten 72 Artikel), die in Troyes erstellt wurde, am 13.01.1128 (nach heutigem Kalender)

2. Die Modifizierung dieser Regel (wenige Artikel, unter anderem der mit den Exkommunizierten) fanden unter Robert de Craon statt, also um 1136-1149; Die Regel hatte nun 76 Artikel.

3. Die "Statuten" (Artikel 77 - 223): definitiv vor 1187

4. Die Strafen im Orden (Artikel 224 - 278 ): sehr wahrscheinlich ebenfalls vor 1187

5. Leben im Konvent (Artikel 279 - 385): Unklar, möglicherweise vor 1187

6. Das halten gewöhnlicher Kapitel (Artikel 386 - 543): Möglicherweise immer noch vor 1187, aber definitiv vor 1257

7. Weitere Details der Strafen (Artikel 544 - 656): 1257 - 1268

8. Aufnahme in den Orden (Artikel 657 - 686): Nach 1257.
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« Antwort #74 am: 03. April 2009, 14:23:08 »
Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels

Da die, ja auch weiß trugen, tendiere ich mittlerweile dazu, dass wohl doch das Symbol des Ordens auch auf der Kampfkutte war, sofern sie nicht den Mantel getragen haben.

Diese Frage sollte man wohl erstmal klären.

Hier mal ein paar textzitate, die auch eine andere Verwechselungsgefahr beinhalten:


Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1100 bis 1499
1191
Bei der Eroberung von Akkon (Königreich Jerusalem; heute ’Akkô, Israel) am 12. Juli 1191 soll es zur – allerdings nur legendären – Entstehung des Bindenschildwappens gekommen sein. Das weiße Waffenhemd von Herzog Leopold V. von Babenberg, genannt »der Tugendhafte« (1157–1194), sei voller Blut gewesen sein; nur in der Mitte, wo der Waffengurt auflag, sei es weiß geblieben. Dies gilt der Sage nach als Geburtsstunde des österreichischen Wappens.


Encyclopaedia Humana Hungarica 02.
Im 12. Jahrhundert trennten sich Kettenhemd und Kettenhose. Der Krieger trug unter seinem Panzer ein weites Hemd. Im 12.-13. Jahrhundert legte man über dem Panzer noch ein umgürtetes Waffenhemd (bambusium) an, das von den Kreuzrittern in Europa verbreitet wurde und vorrangig zum Schutz des gepanzerten Köpers gegen das Sonnenlicht diente. Ende des 13. Jahrhunderts kam das weiße Waffenhemd langsam aus der Mode bzw. verwandelte sich in ein buntes Prunkgewand der Ritter.


Danach ist deine Idee, das es gegen Verwechslungen zu tragen war recht plausibel.

Zumindest sollten wir da am Ball bleiben. Das würde dann auch die vielen "weißen Ritter" mit dem Kreuzfahrerkreuz erklären, die gerne fälschlicherweise für Templer gehalten werden.

Gruß

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