Sicher ist es richtig, dass man allein über Skulpturen die Fragen zum "Baphomet" kaum beantworten kann. Aber vielmehr haben wir bis jetzt ja auch nicht, mit Ausnahme der fast "offziellen" theologisch-philosophischen Debatten der damaligen Zeit, wo derartiges nicht vorkommt. Allerdings lassen sich Phänome oft absolut nicht auf "Normalität" reduzieren, gerade auch wenn man die Geisteshaltungen des Mittelalters besser kennen würde. Dass gelingt ja auch in und über unsere Zeit nicht. Es bleibt unvertrautes, es bleibt immer ein erhebliches Erstaunen, was ja gerade die Templer auch so interessant macht. Was Charpentier betrifft, so ist er natürlich nicht mal im Ansatz wissenschaftlich, in dem Sinne nicht, das ihm eine gewisse Distanz fehlt, das seine Schlüsse oft mit klarer Logik nicht mehr nachvollziehbar scheinen, das Quellen nicht erscheinen und vieles nicht nachprüfbar ist. Wenn hier im Forum oft Monika Hauf genannt wird, so schreibt sie aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und eines Theologiestudiums eher etwas wahllos aus den entsprechenden Büchern aus Frankreich ab und dendiert auch zu komischen Schlüssen. Ein z.B. sehr gutes Buch in deutscher Sprache war vor Jahren "Welt als Rätsel und Geheimnis" das, soweit ich mich erinnere, im Verlag der Wissenschaften erschien und schwierige Geisteshaltungen auch aus dieser Epoche reflektierte. Auch ansonsten gibt es ja an einigen Universitäten immer mal wieder Pro-Seminare zur Thematik.
Zu Tomar dürfte zu sagen sein, das es gerade dort doch nicht unbedingt relevant sein kann, das eine Darstellung aus dem 16. Jahrhundert stammt. Terra X. ist insofern aber interessant, als deren Nachforschungen dort so schwer möglich waren. Trotzdem passiert ja in den letzten Jahren mehr und mehr zu dem Thema, verfallene zugewachsenen Burgen werden freigelegt (wie an der Ardeché), vielleicht gibt es auch irgendwann mal Ausgrabungen in Tomar und an anderen Orten.
Die Darstellungen, wie man sie unterhalb des Daches z.B. einer Templerkirche in den Pyrenäen kennt, waren etwas völlig anderes,wie die Wasserspeier oder Gesichter an den bekannten gotischen Kathedralen, meine ich. Das diese Darstellungen grundsätzlich überall vor allem (oder einseitig) Angst machen sollten, erscheint unwahrscheinlich. Der mittelalterliche Mensch war zumeist angesichts einer übermächtigen unerklärlichen Natur doch hinreichend verunsichert, diese Angst musste nicht mehr einseitig verstärkt werden. Die mittelalterliche "Angstsymbolik" war vielleicht gar keine solche, reduzierte eher Ängste, was für uns heute freilich so nicht mehr gelten kann. Es gibt Darstellungen, wo Menschen strahlend ins Fegefeuer spazieren. Wo sich Bildhauer so viel "Spass" erlauben, geht es möglicherweise eher um Angstbewältigung. Aber das ist schon ein anderes Thema.
Die Darstellungen der Templer z.B. an oben besagter Kirche lassen eher erahnen, das sich einige Templer tatsächlich mit interessanten Fragen beschäftigten, wie immer diese auch ausgesehen haben mögen. Psychologisch gesehen, und das ist eher mein Fachgebiet weil ich dies studiere, zeigten die Templer immer wieder als "Männerverein" erhebliches Interesse an Machttechnologien, und nach solchen haben sie wohl nicht nur im Bereich mittelalterlicher Militärtechnik gesucht, sondern wahrscheinlich einige von Ihnen sehr intensiv auch im Bereich Theologie, Philosophie, in orientalischem Denken und Wissen, Ressourcen dazu hatten sie genug, in jeder Hinsicht. Von daher dürfte es tatsächlich hier noch große Rätsel geben.
Rob