Original von Heinrich von Hohenfels
Zu dem Pelz. In einem Onlinewörterbuch habe ich "Pelisse" mit der Übersetzung "Pelzmantel" gefunden. Das spricht dann schon für U-W`s "Felljacke".
Seht ihr die Pelzjacke als identisch mit der Garnache?
Spontan würde ich sagen: Ja - wobei die unterschiedliche Benennung auch daher kommen könnte, das es ähnlich wie beim Mantel eine Sommerversion (Ostfriesennerz) und eine pelzgefütterte Winterversion gab, die dann vom Drapier je nach Ort und Jahreszeit/Klima ausgegeben werden konnte. Daher dann einmal "allgemein", nach Schnitt, Garnache und ein andermal "Pelz" genannt (spekulativ!)
Das wäre dann auch eine mögliche Erklärung dafür:
Ich glaube einfach nicht dass da ein Großmeister den Regeltext niedergeschrieben hat und einer der Großwürdenträger meinte dann: "Lass und doch in diesem Artikel die Garnache mal als Pelzmantel bezeichnen, damit es den Brüdern nicht langweilig wird, wenn sie die Regel vorgelesen bekommen."
Regionale unterschiede dürfte es in der Bezeichnung der Gegenstände eigentlich nur dort gegeben haben, wo man die Regel in eine andere Sprache übersetzte. Siehe Barcelona-Handschrift in Katalanisch. (Muss mal suchen, ob es da nicht eine Übersetzung gibt.)
Ansonsten waren die Regeln doch immer Abschriften der Regel, die man in Outremer verfasste und im laufe der Zeit erweitert hatte.
Eine andere Fehlerquelle liegt eben in genau dem oben zitierten.
Wenn mich nicht alles täuscht, kann man doch - da so üblich zu der Zeit - davon ausgehen, das jede Änderung der Regel - zumindest nominell - der Zustimmung des Papstes bedurfte.
Also wird sich das Kapitel in Outremer zusammengesetzt haben und es wurde überlegt, welche Ergänzung nötig und sinnvoll war. Dies wurde dann "natürlich" in Latein (Amtssprache sozusagen) verfaßt und wo es
gravierend und nötig war an den Vatikan gesandt. (Beispiel alter und neuer Waffenrock - auf sowas kann der Papst gar nicht von alleine gekommen sein, da es aus praktischen Erwägungen geändert wurde!)
Ich behaupte einfach mal das viele Bullen und Privilegien keine "Idee" oder "Erfindung" des Papstes waren, weil er grad Langeweile hatte, sondern eine Antwort auf eben diese schriftlichen Wünsche und Beschlüsse des Ordensvorstandes in Outremer.
Also kann man davon ausgehen, das die jeweiligen Urschriften ebenso wie die ursprüngliche Regel immer erst in Latein verfasst wurden und dann später für die jeweiligen Komtureien in Europa in die gängige Sprache übersetzt wurden.
Hier müssen wir davon ausgehen, das diese Übersetzungen entweder von Mönchen oder den ordenseigenen Kaplanen vorgenommen wurden, denn es sollte ja nicht jeder wissen was wirklich in der Regel steht!
Daher haben sich hier schon "klerikale" Begriffe eingeschlichen - einfach weil ein kirchlich ausgebildeter Übersetzer vorgeprägt war.
Diese Übersetzungen in die Landessprache waren nötig, denn die meisten Brüder konnten weder lesen noch schreiben und schon gar nicht in Latein. (dabei gilt auch zu bedenken, das viele Komture in Europa nicht einmal dem Adel entstammten und daher so gut wie gar keine schulische Ausbildung hatten)
Schon bei
diesen frühen Übersetzungen werden dann aus der Vielzahl der möglichen Vokabeln erste inhaltliche Unterschiede aufgetreten sein - das ist auch heute bei solchen Übersetzungen normal.
Dann werden die Brüder die ins französische oder katalanische, deutsche, englische etc. übersetzt haben auch regionale Besonderheiten eingebaut haben um es den Mitbrüdern verständlich zu machen. (Bedenkt dabei, das es noch keinen Duden, Langenscheidt etc gab und es so
allein im deutschen Reich etliche regional unterschiedliche sprach- und schreibweisen, sowie loakle Ausdrücke gab - wie vielfältig müssen dann erst in Europa die Möglichkeiten gewesen sein!)
Daher
muß es bei einer heutigen Rückübersetzung ins moderne Englisch und dann wiederum ins deutsche diverse Synonyme und Unterschiede geben.
Das heißt, das schon bei den ersten Übersetzungen je nach "Zunge" Unterschiede auftraten und bei den weiteren Übersetzungen diese immer weiter auseinandergingen (Schneeballsystem) - einfach wegen der großen Zahl der Möglichkeiten (das habe ich ja schon früher mal genau ausgeführt - indem ich die lateinischen Vokabeln und die möglichen englischen und deutschen Übersetzungen anhand einiger Beispiele aufgezeigt hatte.)
Aber wie sollen wir da auf die
ursprüngliche Quelle zurückkommen?
Solange uns keine vom Großmeister unterzeichneten und an den Papst gesandten Orginale der Regel und der Erweiterungen vorliegen, müssen wir eben in gewisser Weise "improvisieren" indem wir halt nach logischen und praktikablen Gesichtspunkten die vorhandenen Regelteile "kommentieren".
Genau so konnten es auch nur UW, Körner, Curzon etc gemacht haben und das es dabei eben diverse Unterschiede gibt ist gar nicht zu vermeiden, denn die Vielzahl der Möglichkeiten
kann gar nichts Eindeutiges ergeben - aber wie schon oft gesagt, haben wir den Vorteil es aus praktischer Sicht und Erfahrung noch einmal genauer zu betrachten -
dieser Vorteil ist nicht unerheblich!An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, das wir zwar keine Wissenschaftler sind, aber uns dennoch mit
unseren Überlegungen nicht vor diesen "Experten" "verstecken" müssen, denn auch sie hatten nicht mehr Quellen zur Verfügung und es fehlte ihnen eben der praktische Bezug!
Daher ruhig den Mut aufbringen und die Aussagen jener Fachleute in Frage stellen und wenn nötig sogar andere Ergebnisse finden! *smoky*
Ebenfalls sollten wir
wo immer möglich die alten Regeln des deutschen Ordens berücksichtigen, denn diese wurden ja zum großen Teil von den Templern übernommen und dann "nur" einmal ins deutsche übersetzt und sind daher dem ursprünglichen Orginaltext fast näher, als die uns vorliegenden späten lokalen Übersetzungen - gehen dann bei den späteren Änderungen jedoch zum Teil andere Wege.
(Aus welcher Zeit liegen eigendlich vorhandene Regeln des deutschen Ordens im Orginal vor?)
Wir werden natürlich so auch keine 100% Gewissheit bekommen - das ist einfach unmöglich - aber wir können eine möglichst große Wahrscheinlichkeit erlangen, die wir dann als Basis für unser Hobby übernehmen können.
Gruß
William