Mittelalter > Mittelalter allgemein
Körpergröße im Hochmittelalter
volfing:
--- Zitat ---Original von Wilhelm von Grubenhagen
Bei jeder Burgbesichtigung werden gerne die "Zwergenbetten" vorgeführt, die einem einen recht guten Anhaltspunkt dafür geben, wie groß die Menschen damals (ausgestreckt liegend) gewesen sind.
Auch die erhaltenen Rüstungsteile sind zu großen Teilen eher klein, wenn man bedenkt, daß darunter noch die Polsterkleidung getragen wurde und in dem ganzen Konstrukt dann der Mensch steckte.
Vergleicht dazu mal erhaltene Uniformteile aus z.B. napoleonischer Zeit oder den beiden Weltkriegen.
Insofern denke ich, daß 1,80m im HoMi schon einen außergewöhnlich großen Mann gekennzeichnet haben.
--- Ende Zitat ---
Liebe Freunde!
1,80 m waren im Mittelalter genauso außergewöhnlich wie in der Antike oder in der Neuzeit. Die römischen Legionäre (Italiener) waren in der Regel kleiner als die Germanen oder die anderen Stämme nördlich der Donau.
In der Neuzeit sind die Menschen auch wieder durchschnittlich 1,75 m groß. Warum hätte das im Mittelalter anders sein sollen?.
Sämtliche Gräber der Babenberger, 976 - 1248, wurden untersucht, die durchschnittliche Größe der männelichen Skelette liegt bei 1,8 m.
Auf dem mittelalterlichen Friedhof der Zisterzienserabtei Klostermarienberg liegen Mönchsskelette mit allen typischen Mangel- und Abnutzungserscheinungen, mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren und einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,6 m. Auf dem selben Friedhof liegt das Skelett eines "Milites", ohne Mangelerscheinungen mit einer Körpergröße von 1,78 m (übrigens auf dem Bauch bestattet).
Es lag also, wie zu allen Zeiten, an der Ernährung. Das mit den kleinen Betten in den Burgen ist zu vergessen. In der Zeit aus der diese Betten stammen wurde z.B. auch halb sitzend geschlafen. Auch die kleinen Türen in den Burgen, die so gerne als Beispiel herhalten müssen, hatten eher fortifikatorischen Charakter.
Mit den späten Plattenharnischen ist es ähnlich. In der Wiener Waffensammlung befinden sich kleine Rüstungen, die aber extra für Kinder und Jugendliche zur Repräsentation angefertigt wurden. Einige Plattenrüstungen stammen sicher von kleineren Leuten, die meisten aber würden einem modernen Menschen mit 1,78 m Körpergröße passen.
Auch die Uniformen aus napoleonischen Zeiten sind kein Maßstab. Denkt mal an die Garde Friedrichs des Großen. Auch heute existieren nach wie vor Uniformen für den Normalbürger von Klein bis zum Gardemaß.
Der allseits beliebte Ausspruch, "im Mittelalter waren die Menschen kleiner", ist also zum vergessen.
Noch etwas! Vergleicht einen heute geschmiedeten Einhänder mit historischen Bodenfunden. Die Länge ist ident. Wenn nun das Schwert an einem Schwertgurt getragen wird, würde eine Person mit 1,60 m eine Schleifspur hinter sich herziehen. Oder?
Freiherr.v.Niederstimm:
Da ist was dran volfing. Also ist das Fazit alles abhängig von der Ernährung
Benedikt von Söllbach:
Bei den kleinen Türen möchte ich noch zu Bedenken geben, dass man diese nicht nur im Burgenumfeld findet.
Das Haus meiner Eltern (1625) hatte, bis wir es renoviert hatten, auch nur Türstöcke von etwa 1,60.
Freiherr.v.Niederstimm:
naja das spart die teuren großen türn^^
volfing:
Bei den kleinen Türen kommt noch dazu, daß sie der Wärmehaltung dienen. Je kleiner das Loch in der Außenmauer, desto weniger Wärme geht verloren. Auch bei Bauernhäusern.
Immerhin wurden im Mittelalter auch auf Burgen die Fenster mit Holz und Stroh vernagelt, um die Kälte draussen zu halten.
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