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Plagiatsprozeß gegen Sakrileg
Berthold von Krukow:
Hallo Matthias,
die Frage ist relativ leicht zu beantworten, allerdings wäre dazu ein kleiner Ausflug in dir tiefenpsychologischen Bereiche notwendig.
Letztendlich läßt sich das mit jenem Ausspruch zusammenfassen, den ich hier schon des öfteren zitiert habe:
Wir meinen das zu glauben, was wir als wahr erkannt haben. In Wirklichkeit können wir nur das als wahr erkennen, woran wir glauben.
Glauben ist dabei übergreifender gemeint als "christlich" oder "nicht christlich". Glauben bildet die Basis unserer Bewußtseinspyramide und ist das Resultat von Generationen, dazu gehören die Familie im engeren Sinne aber auch die Umwelt und die Gesellschaft in der wir aufwachsen. Der größte Teil dieser "Glaubensbasis" gehört zum Anteil des "kollektiven Unbewußten" wie es Jung nennt.
Daraus resultieren die Emotionen und erst oben, ganz schmal und eben die berühmte Spitze des Eisberges folgt unser Bewußtsein - jener Teil, den wir willentlich beeinflussen können, weil er uns zugänglich ist.
Nun hat der Herr Langbein vielleicht eine ähnliche Basis wie ich und unsere Ansichten von Wahrheit und Glauben sind kompartibel. Wäre ich in einem bayerischen Bergdorf aufgewachsen, mit streng katholischen Eltern würde dies wohl ganz anders aussehen. Dann wäre er für mich ein Ketzer.
Ich weiß nicht, ob ich es klar machen konnte. Es gibt mehr als eine Wahrheit und für die einen ist dies Jesus ist Gott, Gottes Sohn, der fleischgewordenen Gott, für andere ist er ein Mensch wie Du und ich und wir sind alle Gottes Kinder wie er.
Außerdem setze ich mich gern für Leute ein, die von allen Seiten angegriffen werden, weil sie unbequeme Meinungen vertreten, bestehende Dogmen angreifen und etwas Neues ausprobieren wollen.(siehe meine Signatur)
Gruß Berthold
volfing:
Hallo Berthold!
Die einzige unbequeme Meinung, die hier vertreten wird, ist scheinbar der Glaube der alten Kirche, weil er mit unserer Lebensweise nur sehr schwer kompatibel ist.
Die sogenannten gnostischen Evangelien bezeichnen Christus als reines Lichtwesen, das nicht Mensch geworden ist. Dies steht im Gegensatz zur etablierten Lehrmeinung. Aber auch die Gnostiker sehen Jesus nicht als Menschen in deinem Sinne.
Die Religionswissenschafter in den o.a. Büchern zeigen auf, daß hier große Differenzen bestanden. Sie zeigen auch auf, daß die Ansichten, die Herr Langbein oder LBL vertreten, sowohl für die Kirche, als auch für die Gnostiker als Häresien gegolten haben.
Die Meinung, die du vertittst, leitet scheinbar ihre Basis aus marxistischem Gedankengut her. Natürlich sind alle Gottes Kinder, warum muß aber Jesus dazu auf einer Ebene mit uns allen stehen?
Du setzt dich gerne für Leute ein, die von allen Seiten angegriffen werden, weil sie völlig neue theologische Richtungen entwerfen? Sehe ich das richtig?
Ich ziehe nicht durch die Lande und predige Gottes Wort. Das zur Klarstellung. Ich habe aber hier im Forum begonnen, mich für die Kirche einzusetzen, weil sie dauernd und ohne reale Basis angegriffen wird und weil sie unbequeme Meinungen vertritt.
Das macht uns zu Brüder im Geiste, nicht aber zu Brüder in der Sache.
Midan von Malterstorp:
Salve Volfing,
Bruder Berthold wollte Dich sicher nicht angreifen. Er warb nur für Verständnis und Offenheit gegenüber neuen Ideen. Es ist auch nicht immer gleich ein Angriff auf die Kirche. Es schadet nie über Sachen neu nachzudenken und neu zu diskutieren, Dogmen und das fehlen von Diskussionsbereitschaft führen dagegen immer in die falsche Richtung. Dies heißt natürlich nicht, das man immer gleich alles alte über Bord werfen muß.
Kann es sein, das Dan Brown einfach nur ein spannendes Buch schreiben wollte? Schon interessant, das hier versucht wird so viel in die Realität zu transportieren.
Nun, weiter in der Diskussion :)....
volfing:
Lieber Midan!
Ich habe es auch nicht als persönlichen Angriff aufgefasst. Aus einer offenen Diskussion sollten alle gestärkt hervorgehen.
Bruder Berthold hat sicher auch die Kirche nicht angegriffen, aber Brown hat dies getan.
Nicht indem er einen sicher spannenden Roman schrieb, sondern indem er standhaft behauptet, dieser beruhe auf Tatsachen. Jetzt bläst ihm ein scharfer Wind ins Gesicht. Falsch wäre es aber, seine Kritiker als Dogmatiker oder Reaktionäre zu bezeichnen. Das ist nämlich Intoleranz auf der Gegenseite.
Berthold von Krukow:
Hallo volfing,
sicher ist ein großer Teil meiner Weltanschauung marxistisch geprägt, daß ließ sich nicht verhindern und das will ich auch gar nicht leugnen. Allerdings war sie den damaligen Machthabern hier nicht marxistsich genug, da ich mich gern "in Kirchen rumtrieb" andere Kommilitonen dazu anstiftete es benfalls zu tun und letztendlich eine Meinung vertrat, die zu sehr pro kirchlich war. Dafür bin ich von der Uni geflogen.
Aber das nur am Rande. Ich will hier auch niemanden wegen seiner konträren Meinung angreifen.
Vielleicht liegt es einfach daran, daß ich nun nicht mehr einfach alles glaube, was man mir "vorbetet" sondern erst einmal alles anzweifle, solange bis ich es für mich akzeptieren kann.
Wenn ich dann aber höre und sehe, wer sich alles auf "christliche Werte" beruft, denke ich nur noch - mit denen will ich nicht in einen Topf geschmissen oder in einem Atemzug genannt werden.
Sakrileg hat nichts anderes erreicht, als daß ich mich wieder intensiver mit dem christlichen Glauben auseinandersetze. Es ist Jahre her, daß ich mal die Bibel zur Hand nahm, um etwas nachzulesen. Jetzt steht sie in unmittelbarer Reichweite. Allerdings lese ich sie heute ebenso kritisch wie andere Bücher. Auch Sakrileg hab ich nicht in allem und jedem akzeptiert, weil ich da bereits andere Ansichten kennengelernt hatte.
Zu allererst zweifle ich an mir und meiner Einstellung, denn ich kann mich irren. Dann denke ich jedoch auch wieder - andere Menschen irren sich auch - und die Bibel wurde von Menschen geschrieben, übersetzt und interpretiert. Warum sollte meine Interpretation nicht ebenso gut oder schlecht sein wie die anderer?
Wahrscheinlich bin ich einfach immer nur Opposition - immer genau gegen das was etablierte Meinung ist. Mag die Kirche auch oft angegriffen werden, es hat ihr isher nicht geschadet. Sie hat Macht, viel Macht. Dan Brown ist dagegen wie ein David, der gegen Goliath antreten muß. Zugegeben - anders als der David aus der Bibel hat er sich diesen Kampf selber ausgesucht.
Lassen wir es hiermit ruhen. Die Plagiatsklage ist abgewiesen worden.
Gruß Berthold
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